Claudius Bombarnac
vollzog sich aber nicht ohne die gefällige Hilfe des Majors als Dolmetscher zwischen Herrn Caterna und dem Kaufmann, welcher seine »Yoks! … Yoks!« wie ein Raketenfeuer durch die Lippen hervorpolterte.
Die Arba fährt wieder ab und wendet sich nach dem Platze Ribi-Khanym, wo sich – nach dem Namen einer der Frauen Tamerlan’s – die gleichnamige Moschee erhebt. Ist dieser Platz auch nicht so regelmäßig, wie der des Righistan, so bietet er doch meiner Ansicht nach ein weit malerischeres Ansehen.
Unser Weg führt jetzt zunächst nach dem großen Bazar von Samarkand. (S. 126.)
Das verdankt er seinen merkwürdig vertheilten Ruinen, den Ueberresten von Bogengängen, den geschwungenen Gewölben, den halb zusammengebrochenen Kuppeln, den vielen Säulen ohne Capitäle, deren Schäfte sich noch das frischeste Email bewahrt haben; ferner findet sich hier eine lange Reihe niedriger Thore, die die eine Seite des mächtigen viereckigen Rahmens abschließen. Das Alles ist von der größten Wirkung, denn diese alten Andenken aus der Glanzperiode Samarkands heben sich von einem Himmelsgrunde und einem Grün ab, für die man vergeblich ihresgleichen suchen würde … selbst – mit Verlaub, Herr Komiker – in der Pariser Großen Oper! Ich muß freilich gestehen, daß wir einen noch weit tieferen Eindruck erfuhren, als die Arba uns vor einer der schönsten Moscheen Centralasiens, der Moschee des Schah Sindeh, abgesetzt hatte, die aus dem Jahre 795 der Hedschira (1392 unsrer Zeitrechnung) herrührt.
Ich bin nicht im Stande, mit der Feder eine Beschreibung dieses Wunderwerkes zu liefern. Wenn ich die Worte Mosaiken, Fensterbrüstungen, Giebelfelder, Basreliefs, Nischen, Emaillen, Mauervorsprünge zum Rosenkranz eines Satzes angereiht hätte, würde das Bild doch immer lückenhaft bleiben. Hierzu bedarf es des Pinsels, nicht der Feder Die Phantasie steht gefesselt vor diesen Ueberresten der herrlichsten Architektur, die dem Geiste Asiens entstammt
Im Innern dieser Moschee beten die Gläubigen am Grabe Kassim-ben-Abbas, eines verehrten Heiligen der muselmanischen Religion, von dem man annimmt, daß er seinem Grabe, wenn es geöffnet würde, lebend und im alten Glanze entsteigen müsse. Freilich ist ein solcher Versuch noch nicht gemacht worden, sondern man hat es vorgezogen, sich an die überlieferte Sage zu halten.
Der Bazar von Samarkand. (S. 126.)
Wir haben uns hier der Betrachtung mit Gewalt entreißen müssen und wurden zum Glück auch weder von Herrn noch von Frau Caterna durch deren Theatererinnerungen in unserm Entzücken gestört. Gewiß haben sie ebenso empfunden, wie wir selbst.
Wir nehmen nun wieder in der Arba Platz und der Yemtchik fährt uns im Trabe seiner »Tauben« durch beschattete Straßen, die von der rassischen Verwaltung mit großer Sorgfalt unterhalten werden.
Längs dieser Straßen lenken viele Vorübergehende unser Interesse auf sich. Diese tragen sehr verschiedene Costüme, sogenannte »Khalats« von schimmernden Farben, und auf dem Kopfe meist einen kokett sitzenden Turban. Diese Typen sind selbstverständlich mit manchen andern in der nahezu vierzigtausend Seelen betragenden Einwohnerschaft vermischt. Größtentheils gehören sie zur Rasse der Tadjiks arabischer Abkunft. Es sind kräftige Gestalten, deren weiße Haut in der freien Luft und unter dem Sonnenbrand verschwunden ist. Ich führe hier an, was in dem interessanten Berichte der Frau von Ujfalvy-Bourdon niedergelegt ist: »Die Haare sind gewöhnlich schwarz, ebenso wie der Bart, der meist sehr reichlich ist. Die Augenspalten streben nicht von den Winkeln nach oben und die Augen selbst sind meist braun. Die Nase ist sehr schön, die Lippenbildung sein, die Zähne sind klein, die Stirn ist hoch, breit und das ganze Gesicht bildet ein Oval.«
Ich muß dem Herrn Caterna wirklich Recht geben, als dieser beim Anblick eines dieser Tadjiks, der in seinem vielfarbigen Khalat gehüllt erscheint, ausruft:
»Wahrlich, ein schöner Vertreter erster Rollen! … Welch’ bewunderungswürdiger Mélingue! … Den müßte man in ›Nana-Sahib‹ von Richepin sehen, oder im ›Schamyl‹ von Maurice!
– Er würde Geld machen! setzte Frau Caterna hinzu.
– Ob er welches machte, Caroline!« erwiderte der enthusiastische Komiker.
Für ihn, wie für so und so viele Leute vom Theater, bildet ja doch die Einnahme den sichersten Prüfstein für den Werth dramatischer Kunst.
Es ist schon fünf Uhr, und in dieser unvergleichlichen Stadt
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