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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seinen Beinen etwas Bewegung machte ….
     

    Die Moschee hat ein großartiges Aussehen. (S. 132.)
     
    Alles ist in Dunkel gehüllt. Nicht ein Lichtstrahl zittert durch die Löcher seines Kastens. Das scheint mir günstig. Es ist besser, meine Nummer 11 nicht durch eine gar zu plötzliche Erscheinung zu überraschen. Er schläft wahrscheinlich …. Ich werde ganz leise an die Wand des Kastens klopfen, werde ihn erwecken, und wir werden uns klar werden, ehe er eine große Bewegung ausführen kann. Das macht sich ganz allein.
     

    Ich sehe zwei Gestalten vorübersausen, die auf Bicycles sitzen. (S. 133.)
     
    Ich taste mich vorwärts. Meine Hand berührt den Kasten, ich lege das Ohr an dessen Vorderwand und lausche.
    Keine Bewegung, kein Athemzug! Sollte mein Mann nicht da sein? … Wär’s ihm geglückt, schon zu entweichen? … Ist er vielleicht in einem der Bahnhöfe ausgestiegen, ohne daß ich es bemerkt hätte? … Sollte mir mein schöner Bericht mit ihm durchgegangen sein? … Wahrlich, ich bin unruhig …. Ich horche gespannt ….
    Nein! Er ist nicht entflohen …. Er steckt noch zwischen den Wänden seines Kastens …. Jetzt hör’ ich seine Athmung ganz deutlich, regelmäßig … langgezogen … er schläft … er schläft den Schlaf der Unschuld, er, der nur Anrecht hat, auf den Schlaf des Schuldigen, des Betrügers gegenüber der Gesellschaft der Groß-Transasiatischen Bahn.
    Ich wollte eben klopfen, als die Pfeife der Locomotive beim Durchfahren einer Station ihre schrillen Töne vernehmen läßt. Der Zug wird hier jedoch nicht halten, das weiß ich, und warte also, bis die Dampfpfeife wieder schweigt.
    Ich klopfe … nur leise an die Wand.
    Keine Antwort.
    Das Athemgeräusch wird aber schwächer als zuvor.
    Ein neuer stärkerer Schlag.
    Diesmal folgt eine unwillkürliche Bewegung … der Insasse mag erschrocken sein.
    »Oeffnen Sie! … Oeffnen Sie!« sag’ ich in russischer Sprache.
    »Oeffnen Sie … wiederhol’ ich. Es ist ein Freund, der sich Ihnen nähert …. Sie haben nichts zu fürchten!«
    Wenn auch das Schiebefeld der Thür nicht heruntergelassen wird, wie ich hoffte, so flammt doch im Innern des Kastens ein Streichhölzchen auf, von dem ein schwacher Lichtstrahl herausdringt.
    Ich sehe mir durch eines der Wandlöcher den Gefangenen an.
    Sein Gesicht erscheint entstellt, sein Auge starr … er weiß noch nicht, ob er wacht oder schläft.
    »Oeffnen Sie, guter Freund, sag’ ich, öffnen Sie mit Vertrauen …. Ich habe Ihr Geheimniß zufällig entdeckt … werde aber nichts davon verrathen … im Gegentheil, ich kann Ihnen nützlich sein …«
    Der arme Mann darinnen sieht etwas gefaßter aus, obwohl er noch unbeweglich bleibt.
    »Sie sind Rumäne, denk’ ich, füge ich hinzu, und ich, ich bin Franzose ….
    – Franzose? … Sie sind Franzose? …«
    Diese Worte vernehm’ ich in meiner Muttersprache, doch mit etwas fremdem Accent.
    Ein weiteres Band zwischen uns.
    Ein Theil der Vorderwand gleitet in seinem Falze herunter, und bei dem Scheine der kleinen Lampe kann ich meine Nummer 11, die endlich eine weniger arithmetische Bezeichnung erhalten wird, auch genauer erkennen.
    »Es kann uns doch Niemand sehen … oder uns hören? fragt er mich mit verhaltener Stimme.
    – Kein Mensch.
    – Auch der Zugführer nicht?
    – Der schläft.«
    Mein neuer Freund ergreift meine Hand und drückt sie … ich fühl’ es, er sucht nach einem Stützpunkt …. Er begreift, daß er sich auf mich verlassen kann … und doch murmelt er noch einmal:
    »Verrathen Sie mich nicht … verrathen Sie mich nicht!
    – Sie verrathen, lieber Mann …. Haben die Zeitungen Frankreichs denn dem kleinen österreichischen Schneider und dem spanischen Brautpaar unter denselben Verhältnissen wie den Ihrigen nicht die wärmste Theilnahme erwiesen? Haben sie nicht Sammlungen für Jene veranstaltet? … Und können Sie glauben, daß ich, ein Berichterstatter, ich, ein Journalist …
    – Sie sind Journalist? …
    – Claudius Bombarnae … Mitarbeiter des ›XX. Jahrhundert‹.
    – Eines französischen Blattes?
    – Ja, wie ich Ihnen sage.
    – Und Sie fahren bis nach Peking mit?
    – Gewiß, bis Peking.
    – Ach, Herr Bombarnae, Sie hat Gott mir auf den Weg gesendet!
    – Nein, das waren die Directoren meines Blattes, die sich dieser von der Vorsehung verliehenen Macht bedienten. Zu allen Diensten, die ich Ihnen erweisen kann, bin ich bereit …
    – Ich danke … ich danke!
    – Wie ist Ihr Name?
    – Kinko.
    – Kinko?

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