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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seinen Begleiter angesehen, verfiel er wieder in die gewohnte Theilnahmlosigkeit gegen Alles, was um ihn vorging und gesprochen wurde.
    Entschieden würde ich einige Schwierigkeiten haben, mit dieser Person näher bekannt zu werden. Diese Mongolen sind verschlossen wie Panzerschränke mit Vexirschloß, und wer das richtige Wort nicht kennt, vermag sie nicht zu öffnen.
    Inzwischen sauste der Zug mit ungeheurer Schnelligkeit weiter. Gewöhnlich braucht er nämlich zur Fahrt durch die elf Stationen zwischen Bukhara und Samarkand einen ganzen Tag. Diesmal legte er die zweihundert Kilometer zwischen den beiden Städten binnen drei Stunden zurück und lief um zwei Uhr Mittags in die berühmte Stadt Tamerlan’s ein.
Zwölftes Capitel.
    Samarkand liegt inmitten der reichen, vom Zaraschaue, der das Thal von Sogd durchfließt, bewässerten Oase. Ein kleines Buch, das ich auf dem Bahnhofe gekauft habe belehrt mich, daß diese große Stadt recht wohl eine der vier Oertlichkeiten einnehmen könne, nach denen die Geographen das irdische Paradies verlegen.
    Die Erörterung hierüber mag aber den Exegeten von Profession anheimgegeben sein.
    Von den Heersäulen des Cyrus, dreihundertneunundzwanzig Jahre vor Christus, eingeäschert, wurde Samarkand gegen 1219 von Gengiz-Khan zum Theil zerstört. Nachdem es zur Hauptstadt Tamerlan’s geworden, worauf es nicht mit Unrecht stolz sein konnte, blieb es doch von den Verwüstungen der Nomaden des achtzehnten Jahrhunderts nicht verschont. Wie in diesem Falle, haben die meisten Großstädte Centralasiens früher ihre Zeiten des Verfalles und des Glanzes abwechselnd gehabt.
    Fünf Stunden Aufenthalt in Samarkand und bei Tageslicht verspricht mir einige Unterhaltung und ein paar Seiten Berichte für meine Zeitung. Ich darf aber keine Zeit verlieren. Wie gewöhnlich ist die Stadt eine doppelte: der eine, von den Russen erbaute Theil ist ganz modern, ausgestattet mit grünenden Parkanlagen und mit Birken bepflanzten Alleestraßen, mit Palästen und Landhäusern geschmückt; der andre, ältere und an Resten ehemaligen Glanzes noch sehr reiche Theil würde mehrere Wochen in Anspruch nehmen, wenn man ihn eingehend besichtigen wollte.
    Diesmal werd’ ich nicht allein sein. Der Major Noltitz ist frei und wird mich also begleiten. Wir hatten den Bahnhof bereits verlassen, als noch Herr und Frau Caterna erschienen.
    »Sie wollen sich die Stadt ansehen, Herr Claudius? fragt der Komiker, während er mit der Hand eine Bewegung macht, die den großen Umfang von Samarkand andeuten soll.
    – Das ist unsere Absicht, Herr Caterna.
    – Wenn der Major Noltitz und Sie so liebenswürdig wären, zu gestatten, daß ich mich anschließe …
    – Das bedarf doch keiner Frage!
    – Freilich mit meiner Frau, denn ich unternehme nichts ohne sie …
    – Unser Spaziergang wird dadurch um so angenehmer werden,« antwortet der Major, der sich vor der liebenswürdigen Soubrette verneigt.
    Und ich füge noch hinzu:
    »Um uns nicht zu sehr anzustrengen und um Zeit zu sparen, verehrte Reisegefährtin, biete ich Ihnen eine Arba an.
    – Eine Arba? ruft Frau Caterna fast zurückweichend. Was kann denn eine Arba sein?
    – Ein landesüblicher Wagen.
    – Nun denn, also eine Arba her!«
    Wir besteigen einen der rollenden Kasten, die vor dem Bahnhof aufgefahren sind. Unter dem Versprechen eines guten »Silao« oder Trinkgeldes schwört uns der Yemichik oder Kutscher zu, daß er seinen beiden Tauben – mit andern Worten – seinen zwei kleinen Pferden, Flügel geben werde, und wir fahren auch wirklich in schnellem Trabe dahin.
    Die russische Stadt, in fächerartiger Anordnung, bleibt uns zur Linken, und mit ihr das Haus des Gouverneurs mit schöner Gartenumgebung, der öffentliche Park mit seinen kühlen Alleen, ferner die Wohnung des Bezirksvorstandes, die schon ein wenig in die alte Stadt hineinreicht.
    Im Vorüberfahren zeigt uns der Major die alte Veste, die unsere Arba umkreist. Hier befinden sich in der Nähe des alten Palastes des Emirs von Bukhara die Gräber der beim Sturm 1868 gefallenen russischen Soldaten.
    Von hier aus gelangt unsere Arba durch eine enge aber geradlinige Straße nach dem Righistan-Platze – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen »Platze in Bukhara« – wie mein Büchlein naiv genug mittheilt.
    Das ist ein schöner viereckiger Platz, der vielleicht dadurch etwas geschädigt worden ist, daß die Russen ihn gepflastert und mit Laternen versehen habea – was Fulk Ephrjuell, wenn er sich zu einem

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