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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ein ausgezeichneter Name!
    – Ausgezeichnet?
    – Gewiß, für meine Artikel! – Sie sind Rumäne, nicht wahr?
    – Rumäne, aus Bukarest ….
    – Sie müssen aber in Frankreich gelebt haben?
    – Vier Jahre in Paris, wo ich im Faubourg Saint-Antoine als Tapezierer beschäftigt war.
    – Und sind dann nach Bukarest heimgekehrt?
    – Ja, um hier tüchtig weiter zu arbeiten, bis zu dem Tage, wo ich dem Verlangen abzureisen nicht mehr widerstehen konnte ….
    – Abzureisen? … Und weshalb?
    – Um mich zu verheiraten!
    – Zu verheiraten … mit Fräulein Zinca Klork, Cha-Cuastraße, Peking, China!
    – Sie wissen …
    – Natürlich … die Adresse steht ja auf Ihrer Kiste ….
    – Das ist richtig!
    – Und was Fräulein Zinca Klork angeht …
    – Das ist eine junge Rumänin …. Ich habe sie in Paris, wo sie als Modistin lernte, kennen gelernt … o, sie ist reizend …
    – Das kann ich mir vorstellen. Doch halten wir uns hier dabei nicht auf.
    – Auch sie war nach Bukarest zurückgekehrt … hier wurde ihr aber der Antrag gemacht, in Peking ein Modengeschäft zu führen …. Wir liebten uns, mein Herr; sie ist abgereist … und bereits sind wir ein Jahr lang von einander getrennt! … Vor drei Wochen hat sie mir geschrieben. Bis dahin ginge es ihr da unten ganz gut … wenn ich mich zu ihr begeben könnte, würde ich mich auch nicht so schlecht stehen. Und dann gedächten wir bald zu heiraten …. Sie hätte selbst schon etwas erspart … ich würde gewiß bald ebensoviel wie sie verdienen …. Da hab’ ich mich auf die Reise gemacht … auf meine Fahrt nach China ….
    – In diesem Kasten? …
    – Ja, bester Herr Bombarnae, antwortet Kinko erröthend, Geld besaß ich nur so viel, um diesen Kasten zu kaufen und mich von einem gefälligen Freunde auf die Bahn bringen zu lassen. Es kostet tausend Francs von Tiflis bis Peking, so wie ich diese aber verdient habe, werd’ ich der Gesellschaft den gehabten Schaden ersetzen, das schwör’ ich Ihnen zu ….
    – Ich glaub’s Ihnen, lieber Kinko, ich glaub’s Ihnen; und bei Ihrer Ankunft in Peking ….
    – O, Zinca ist im Voraus unterrichtet. Der Kasten wird nach ihrer Wohnung in der Cha-Cuastraße geschafft werden und sie …
    – Bezahlt dann die Frachtspesen? …
    – Ja wohl, mein Herr.
    – Und sogar mit Vergnügen, das kann ich mir denken ….
    – Ganz gewiß – wir lieben uns ja so innig!
    – Kein Wunder, Kinko, was thäte man nicht für einen Verlobten, der da zustimmt, sich vierzehn volle Tage lang in ein Collo zu verwandeln und der dann unter der Bezeichnung ›Spiegelscheiben … Zerbrechlich … Vor Nässe zu bewahren‹ ankommt ….
    – Ah, Sie verspotten einen armen Teufel ….
    – Nicht im Geringsten … und Sie dürfen darauf rechnen, daß ich, so weit es von mir abhängt, dafür Sorge tragen werde, daß Sie hübsch trocken und in einem Stück bis zu Fräulein Zinca Klork gelangen, … mit einem Wort, in besterhaltenem Zustande!
    – Ich danke Ihnen nochmals, Herr Bombarnae, antwortet Kinko, mir die Hand drückend. Glauben Sie mir, Sie werden mich dankbar finden ….
    – Ah, Freund Kinko, ich werde für diese Besuche genügend bezahlt werden!
    – Bezahlt? Wieso denn?
    – Indem ich sobald das ohne Gefahr für Sie geschehen kann, eine Beschreibung Ihrer Fahrt von Tiflis nach Peking liefere. Bedenken Sie doch … welch’ packender Titel für einen Zeitungsbericht! Ein Liebhaber im Kasten! Zinca und Kinko! … Fünfzehnhundert Lieues durch Centralasien in einem Gepäckwagen!«
    Der junge Rumäne mußte selbst mit lachen.
    »So große Eile hat das aber hoffentlich nicht? fragte er.
    – Keine Furcht! Klugheit und Verschwiegenheit, wie in den Heirats-Vermittlungs-Bureaux!«
    Nachdem ich dann noch einmal die Thür des Packwagens besichtigt, um mich zu überzeugen, daß wir nicht Gefahr laufen, überrascht zu werden, nimmt das Gespräch seinen Fortgang.
    Natürlich fragt mich Kinko, auf welche Weise ich sein Geheimniß entdeckt habe.
    Ich erzähle ihm Alles, was sich auf dem Dampfer bei der Fahrt über den Caspisee zugetragen hat. Sein Athmen hat ihn verrathen. Der Gedanke, daß ich ihn zuerst für ein Thier, sogar für ein Raubthier gehalten habe, macht ihn lächeln. Er ein Raubthier! Schlimmstenfalls ein getreuer Pudel! Dann hat ihn sein Niesen bei mir auf der Stufenleiter der Lebewesen bis zum Range des Menschen erhoben.
    »Vor zwei Nächten jedoch, sagt’ er mir, gab ich schon Alles verloren … als der Packwagen geschlossen war,

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