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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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beileibe keinen Fortschritt erkennen. Vielleicht erinnern sie sich daran, daß das irdische Paradies nicht so weit von hier war – ein herrlicher Garten zwischen dem Euphrat und Tigris, wenn er nicht zwischen dem Syr-Darja und Amu-Darja zu suchen war. Vielleicht haben sie nicht vergessen, daß unsre Mutter Eva diesen präadamitischen Garten bewohnte, und daß sie, wenn sie vorher ein wenig geprügelt worden wäre, ihren ersten Fehltritt am Ende gar nicht begangen hätte …. Doch lassen wir das dahingestellt!
    Mir glückt es nicht, wie der Frau Ujfalvi-Bourdon, von einheimischen Musikanten die »Feuerwehr von Nanterre« im Palastgarten des General-Gouverneurs spielen zu hören. Nein, als ich da war, spielten sie den »Vater Sieg«, und wenn das auch keine völlig nationalen Weisen waren, so klangen diese Töne französischen Ohren doch nicht minder angenehm.
    Wir haben Taschkend pünktlich elf Uhr Vormittags verlassen. Das Land, durch das die Schienen der Groß-Transasiatischen Bahn führen, wird nun schon etwas mehr wellenförmig; in die Ebenen schieben sich die ersten Ausläufer des orographischen Systems des Ostens vor. Wir nähern uns dem Hochlande von Pamir. Auf der hundertfünfzig Kilometer langen Strecke, die uns von Khodjend trennt, behält der Zug seine normale Geschwindigkeit noch bei.
    Kaum abgefahren, wenden sich meine Gedanken wieder dem braven Kinko zu. Sein kleiner Liebesroman hat mich wirklich gerührt. Dieser Bräutigam, der sich als Fracht befördert … diese Braut, die den Frachtbrief bezahlt …. Der Major Noltitz würde sich gewiß für diese beiden Tauben, deren eine in dem Käfig sitzt, interessiren; er würde dem Betrüger der Bahngesellschaft nicht allzusehr zürnen und ihn gewiß nicht verrathen …. Es verlangt mich auch lebhaft, ihm meine Ausflüge in den Packwagen zu schildern …. Doch, das Geheimniß gehört ja nicht mir allein. Ich darf nichts thun, was Kinko vielleicht in Verlegenheit setzen könnte.
    Ich schweige also und in der nächsten Nacht werd’ ich, wenn es ausführbar ist, meinem Collo einige Mundvorräthe bringen – meine Schnecke füttern. Gleicht der junge Rumäne in seinem Kasten nicht wirklich einer Schnecke in ihrem Hause – außer daß er dasselbe nach Belieben verlassen kann?
    Wir treffen in Khodjend um drei Uhr Nachmittags ein. Das Land ist hier fruchtbar, frisch grün und sorgfältig bearbeitet. Das Ganze bildet eine Reihe von gut gehaltenen Gemüsegärten und ausgedehnten Wiesen mit Klee, von dem man vier bis fünf Ernten jährlich einheimst. Die Straßen in der Nähe der Stadt verlaufen zwischen langen Reihen alter Maulbeerbäume, die mit ihrem knorrigen Geäst einen recht hübschen Anblick gewähren.
    Immer Zwillingsstädte, eine alte und eine neue. Während diese 1868 erst dreißigtausend Einwohner zählten, haben sie jetzt fünfundvierzig-bis fünfzigtausend. Vielleicht ist es ein Einfluß der Nachbarschaft, der diesen Geburtsreichthum bewirkt; oder wäre es das fruchtbare Beispiel des Himmlischen Reiches, das in dieser Provinz Nachahmung findet? Nein! Nein, die Erscheinung beruht auf dem Fortschritte der Handelsbeziehungen, auf dem Zusammenfluß von Kaufleuten aller Länder auf diesen neueröffneten Märkten.
    Unser Aufenthalt in Khodjend hat drei Stunden gedauert. Ich habe also meinen Reporterbesuch machen können, in der Hauptsache durch einen Spaziergang längs der Ufer des Syr-Darja. Ueber diesen Wasserlauf führt eine große Brücke, deren Mittelbogen Fahrzeugen von gewissem Tonnengehalt den Durchgang ermöglicht.
    Das Wetter ist sehr warm. Da die Stadt durch eine Bergwand geschützt ist, können die Steppenwinde nicht hier hereinwehen und dadurch wird der Ort zu einem der heißesten in ganz Turkestan.
    Ich begegne auch Herrn und Frau Caterna, die von ihrem kleinen Ausflug ganz entzückt scheinen, denn der Comödiant sagt mir im heitersten Tone:
    »Dieses Khodjend werd’ ich nimmermehr vergessen, Herr Claudius!
    – Und warum werden Sie Khodjend nimmermehr vergessen, Herr Caterna?
    – Sehen Sie diese Pfirsiche? antwortet er und zeigt mir einige der Früchte, die er in der Hand hält.
    – Sie sind ausgezeichnet ….
    – Und so billig! … Ein Kilogramm für vier Kopeken, des heißt etwa zehn Pfennig.
    – Ja, erwidere ich, das kommt daher, daß der Pfirsich hier zu Lande nicht selten ist. Es ist der Apfel Asiens, und einer dieser Aepfel war’s, den Madame Adam vom Baume der Erkenntniß …
    – Dann verzeih’ ich ihr!« ruft Frau Caterna, die

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