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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vielmehr brave Oheime von Jungvermählten mag unser Künstler wohl in dieser herkömmlichen Tracht schon dargestellt haben! … Er sieht übrigens prächtig aus mit dem heiter dreinschauenden Gesicht, dem möglichst abrasirten Barte, den etwas bläulichen Wangen, den blitzenden Augen und den rosenrothen Lippen.
    Frau Caterna erscheint nicht weniger aufgeputzt als er. Das Costüm als Ehrendame hat sie ihrer eignen Garderobe entnehmen können: Ein Leibchen mit abwechselnden Streifen, kurzen Rock von grüner Farbe, straffsitzenden malvengelben Strümpfen, mit künstlichen Blumen, die noch obendrein den natürlichen Duft ausströmen, geschmücktem Hute, und eine Spur von Schwarz unter den Augenlidern, nebst schwachem Roth auf den Wangen. So sieht die richtige Soubrette der Provinzbühne aus, und wenn sie und ihr Gatte bereit wären, nach dem Hochzeitsschmause ein kleines Schäferstück aufzuführen, würden sie ohne Zweifel stürmischen Beifall ernten.
    Um neun Uhr soll die Feierlichkeit ihren Anfang nehmen. Die Tenderglocke giebt dazu ein Zeichen und läutet und läutet dann weiter, wie die Glocke einer Kapelle. Bei einigermaßen lebhafter Einbildung könnte man sich schon in ein Dörfchen versetzt glauben. Wohin ruft die Glocke aber die Zeugen und die übrigen Gäste? … In den Restaurationswagen, der, wie ich gesehen habe, zur bevorstehenden Ceremonie ganz passend eingerichtet worden ist.
    Das ist schon kein Dining-car mehr, sondern ein »Hall-car«, wenn dieser Ausdruck erlaubt ist. Der große Tisch in der Mitte ist zusammengeschlagen und hat einem kleinen Platz gemacht, der als Schreibepult dienen wird. Einige in der Station Tcherichen eingekaufte Blumen schmücken die Ecken des Waggons, der groß genug ist, um die meisten Theilnehmer aufzunehmen. Uebrigens werden diejenigen, die im Waggon nicht Platz finden, sich auf den Plattformen aufhalten.
    Die Reisegesellchaft ist durch einen einfachen Anschlag an den Thüren der Wagen erster und zweiter Classe von dem Vorgange unterrichtet worden; dieser Anschlag lautet:
    »Herr Fulk Ephrjuell, vom Hause Strong Bulbul and Co. in New-York, giebt sich die Ehre, Sie zu seiner Trauung mit Miß Horatia Bluett vom Hause Holmes-Holme in London, die unter Beistand des Reverend Nathaniel Morse aus Boston im Dining-car der Groß-Transasiatischen Bahn am 22. Mai pünktlich um neun Uhr Morgens stattfinden wird, ergebenst einzuladen.
    Miß Horatia Bluett vom Hause Holmes-Holme in London giebt sich die Ehre, Sie zu ihrer Trauung mit Fulk Ephrjuell vom Hause Strong Bulbul and Co. in New-York ergebenst einzuladen, die u.s.w. u.s.w.«
    Wahrlich, wenn ich von dieser Geschichte nicht einen Artikel von hundert Zeilen herausschlage, hab’ ich meinen Beruf verfehlt.
    Inzwischen erkundige ich mich bei Popof, an welchem Punkte sich der Zug zur Zeit der Feierlichkeit befinden wird.
    Popof zeigt mir das auf seinem Stundenplan. Der betreffende Punkt liegt hundertfünfzig Kilometer von der Station Tcharkalyk mitten in der Wüste, durch die hier ein kleiner Nebenfluß des Lob-Nor hinschleicht. Unter weiteren hundert Kilometern treffen wir auf keine Station, und die Ceremonie wird also ohne irgendwelche Unterbrechung vor sich gehen können.
    Selbstverständlich sind wir, Herr Caterna und ich, schon seit ein halb acht Uhr fix und fertig, unser Mandat ausüben zu können.
    Der Major Noltitz und Pan-Chao haben ihre Toilette für die Feierlichkeit ebenfalls vollendet – der Major ernsthaft wie ein Chirurg, der ein Bein abschneiden will, der Chinese heiter wie ein Pariser Bonvivant bei einer ländlichen Hochzeit.
    Auch Tio-King und »Cornaro«, von denen der Eine den Andern trägt, werden bei dem kleinen Feste erscheinen. Der edle Venetianer war, wenn ich nicht irre, ehelos; ich glaube indeß nicht, daß er seine Meinung über die Ehe, unter Berücksichtigung des dadurch verursachten Verbrauchs der Lebenskräfte, speciell abgegeben hat, wenn sich das nicht im Anfang des Capitels findet, das die Aufschrift fährt: »Sicher und leicht anzuwendende Mittel zur Abwendung aller Gefahren, die dem Leben drohen können.«
    »Na, setzt Pan-Chao, der mir diese Cornaro’sche Phrase anführt, hinzu, ich dächte, die Eheschließung könnte als eine dieser Gefahren bezeichnet werden.«
    Es ist dreiviertelneun Uhr. Noch hat Niemand die späteren Ehegatten zu Gesicht bekommen.
    Miß Horatia Bluett hält sich noch in einem der Toilettecabinette des ersten Wagens auf, wo sie jedenfalls mit ihrem Hochzeitsschmuck beschäftigt

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