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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Dampfers nach Tien-Tsin, die Infragestellung seiner Reise um die Erde, die Unterbrechung seiner Reiseroute schon in deren erstem Viertel! Das erträgt sein germanischer Stolz nicht!
    Der Seigneur Farusklar, mein Held – ich kann ihn gar nicht anders nennen – entwickelt eine Unerschrockenheit ohne Gleichen, drängt sich mitten in das Getümmel und kämpft, nachdem er die Ladungen seines Revolvers er schöpft hat, mit seinem Kandjar wie ein Mann, der dem Tode schon manchmal nahe gewesen ist und ihm dreist in’s Auge zu sehen gelernt hat.
    Schon giebt es eine Anzahl Verwundeter auf beiden Seiten – vielleicht sogar Todte unter denen der Reisenden, die auf dem Gleise hingestreckt liegen. Mich selbst streifte eine Kugel an der Schulter. Einfache Hautschürfung, die ich kaum bemerkt habe. Der Reverend Nathaniel Morse hat nicht geglaubt, daß sein heiliger Charakter ihn verpflichte, hier nur die Arme zu kreuzen, und die Art und Weise, wie er die Waffe handhabt, läßt erkennen, daß das in seinem Leben nicht zum erstenmale ist. Herr Caterna bekommt eine Kugel durch den Hut, und zwar, man bedenke, durch seinen langhaarigen Hochzeitshut. Da entfährt ihm ein erz-seemännischer Fluch mit Donner und Wettern und sofort streckt er mit wohlgezieltem Schusse den nieder, der ihm seinen Hauptschmuck so unverzeihlicherweise durchlöchert hat.
    Inzwischen dauert der Kampf seit zehn Minuten mit wechselndem Erfolge an. Auf beiden Seiten wächst die Zahl der Kampfunfähigen und der Ausgang ist noch zweifelhaft. Der Seigneur Farusklar, Ghangir und die Mongolen haben sich mehr nach dem werthvollen Wagen hingewendet, den die chinesischen Gendarmen nicht einen Augenblick verließen. Zwei oder drei von ihnen sind aber schon tödtlich verwundet und ihren Officier hat eine Kugel in den Kopf getroffen. Mein Held that nun alles Mögliche, um den Schatz des Sohnes des Himmels zu vertheidigen.
    Die Verlängerung des Scharmützels beunruhigt mich. Es wird jedenfalls nicht eher aufhören, als bis der Anführer der Bande – ein schwarzbärtiger, großer Mann – seine Spießgesellen zur Erstürmung des Zuges antreibt. Bisher hat ihn unser Feuer zurückgehalten, doch trotz unsrer Anstrengung gewinnt der Feind an Terrain. Sollten wir nicht genöthigt sein, in die Wagen zu flüchten, uns hier wie in den Mauern einer Festung zu wehren und uns da verschanzen? Da zu kämpfen, bis der letzte Mann von uns gefallen ist? Das kann nicht lange ausbleiben, wenn es uns nicht gelingt, die Rückwärtsbewegung, die unsrerseits schon bemerkbar wird, aufzuhalten ….
    In das Krachen der Schüsse mischt sich jetzt auch noch das Geschrei der Frauen, von denen einige wie toll auf den Plattformen umherlaufen, obwohl Miß Horatia Bluett und Frau Caterna sie zurückzuhalten suchen.
    Freilich haben mehrere Kugeln auch die Wagenwände durchschlagen, und ich frage mich, ob nicht etwa auch Kinko im Packwagen getroffen worden ist.
    Der Major Noltitz, der sich neben mir befindet, sagt da:
    »So geht die Sache nicht!
    – Nein, so geht sie nicht, hab’ ich geantwortet, und ich fürchte, es wird uns bald an Munition fehlen. Wir müssen den Anführer dieser Hallunken außer Gefecht setzen … Kommen Sie, Major ….«
    Doch was wir thun wollten, that in diesem Augenblicke schon ein Andrer.
    Dieser Andre ist der Seigneur Farusklar. Nachdem er sich durch die Reihen der Angreifer geschlagen und sie trotz der nach ihm geführten Schläge von dem Gleise gedrängt hat, steht er jetzt vor dem Anführer der Banditen … er hebt den Arm … er stößt ihm den Kandjar mitten in die Brust ….
    Sofort wendet sich die Rotte zum Rückzuge, sogar ohne ihre Todten mitzunehmen oder die Verwundeten aufzuheben. Die Einen laufen nach der Ebene zu, die Andern verschwinden unter dem Dickicht. Sie zu verfolgen hat keinen Zweck, da der Kampf zu unserm Vortheil entschieden ist …. Und, ja, ich wage es zu sagen, ohne den bewunderungswürdigen Muth des Seigneur Farusklar weiß ich nicht, ob Einer von uns übrig geblieben wäre, um diesen Vorgang zu erzählen.
    Der Banditenführer ist jedoch noch nicht todt, obgleich ein dicker Blutstrom aus seiner Brust hervorquillt.

    Da werden wir Zeuge einer Scene, die ich in meinem Leben nicht vergessen werde – eine Scene, die sich nur zwischen Personen dieses Schlages abspielen kann.
    Der Räuberführer ist ins Knie zusammengebrochen, hat die eine Hand erhoben und stützt sich mit der andern auf die Erde.
    Der Seigneur Farusklar steht vor ihm und überragt ihn

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