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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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Jehan machte ihn nicht auf sie aufmerksam, weil er das fürchtete, was der Hexer tun mochte. Während der Rabe weiterhin den Boden anstarrte, machte Jehan eine Geste, um das Mädchen zu verscheuchen. Sie rührte sich nicht, sondern blieb stehen und starrte ihn an, das Gesicht eine bleiche Maske im Dunkeln.
    »Meine Familie gehörte zu den Armen in diesem Dorf. Meine Eltern hatten viele Söhne und Töchter. Ich war nicht ihr leiblicher Sohn, sondern ein Findelkind, für dessen Pflege die Mönche meine Mutter bezahlten – oder vielmehr die Frau, die ich meine Mutter nannte und die mich stillte. Ich blieb bei ihnen, bis ich fünf Jahre alt war und mein Vater starb. Dann nahmen mich die Mönche aus Barmherzigkeit zu sich. Sie unterwiesen mich, gaben mir zu essen und wollten mich zu einem der ihren machen.«
    »Ja, das war gewiss das Werk Christi«, warf Jehan ein.
    »Gewiss. Das Leben hier war für einen Knaben gar nicht so schwer, und ich konnte ja immer noch ins Tal gehen und meine Angehörigen sehen. Besonders meine Schwester war mir sehr ans Herz gewachsen.«
    »Es ist besser, nach vorne auf Gott zu schauen, statt an irdischen Verhaftungen festzuhalten«, wandte Jehan ein.
    Er hatte es aus reiner Gewohnheit gesagt und damit das Wissen verbreitet, das man ihm eingebläut hatte. Er gab anderen die gleichen Ratschläge, die man ihm gegeben hatte. Dabei war ihm, als bildeten die so mühelos ausgesprochenen Worte eine Rettungsleine, an die er sich klammern konnte, während der in ihm brodelnde Zorn alles wegzufegen drohte, was er je gewesen war.
    »Ich glaube nicht«, widersprach Hugin. »Sie bedeutete mir mehr als Gott. Meine Mutter war mit den anderen Kindern beschäftigt, mein Vater war tot, und meine Schwester war das Ziel aller zarten Gefühle, die ich hatte. Als ich fünf Jahre im Kloster verbracht hatte, befiel sie ein Fieber.«
    »Ist sie gestorben?«
    »Sie wäre gestorben, wenn ich nicht eingegriffen hätte.«
    »Hast du gebetet?«
    »Ja. Ich habe auch den Abt gebeten, ihr einen Heiler zu schicken. Er sagte, das Tal sei voller kleiner Mädchen, und eines mehr oder weniger, das störte den Herrn nicht. Um den Sohn eines Bauern zu retten, der eine Herde hüten, Häuser bauen und für Gott kämpfen konnte, würde er sich eher bemühen, aber nicht für eine ihrer liederlichen Töchter.«
    »Es war falsch, dass er das gesagt hat«, sagte Jehan.
    »Es hat ihn das Leben gekostet«, erklärte der Rabe. Die Schwäche war ihm nicht mehr anzumerken. Er war stark, selbstsicher und brannte vor Zorn.
    Jehan konnte nicht antworten, in seinem Kopf drehte sich alles. Wieder stieg ihm der Geruch der schwarzen Masse in die Nase. Die Wut wuchs weiter in ihm. Er bemühte sich, sie zu zügeln und nur an sein Ziel zu denken. Er musste erfahren, warum dieses Geschöpf hinter der Edelfrau Aelis her war. Wenn er das Wesen verstand, konnte er es vielleicht besiegen.
    »Ich eilte an ihre Seite und wusste, dass sie sterben musste. Meine Mutter hatte eine Frau aus den Hügeln gerufen, die dem alten Glauben anhing und sich bei der Ausübung ihrer Kunst das Gesicht verbrannt hatte. Sie sagte mir, dieser Ort, dieses Tal, sei ein ganz besonderer Ort. Die Kirche sei auf einer Quelle errichtet worden, die dem alten Gott geweiht war – dem Totengott, dem Gott der Gehenkten, dem Hüter der kreischenden Runen. Zur Zeit der Römer war hier ein Tempel ihres Gottes Merkur. Ich kannte ihn unter einem anderen Namen: Odin. Andere nennen ihn Wotan, Wodanaz, Godan oder Christus.«
    »Christus hat nichts mit deinen Götzen zu tun, wenn man davon absieht, dass er ihre Abbilder niederreißt.« Jehan konzentrierte sich jetzt ganz und gar auf den Raben und bemühte sich, nicht mehr an … an was eigentlich zu denken?
    »Dein Gott ist so blutdürstig wie jeder andere, vor dem die Menschen seit dem Anbeginn der Welt das Haupt gebeugt haben«, entgegnete der Rabe. »Sage mir, hat dein Gott gelächelt, als Stephanus für Christus sein Blut vergossen hat?«
    An das Blut. Das Gefühl, als Saerda ihn gequält hatte, war wieder da. Der Geschmack von Fleisch, die Flüche über die Kräfte, die seinen Körper erfüllt hatten, während ihm das warme Blut durch die Kehle geströmt war. Es war entsetzlich gewesen, doch jetzt fand er die Erinnerung überhaupt nicht mehr schrecklich. Irgendwie war sie ihm geradezu lieb und teuer.
    »Der Gott brauchte einen Toten. Das Tal wollte einen Toten. Sie zeigte mir den Dreifachknoten.« Der Rabe bewegte abwesend die Hände. »Drei

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