Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
Vom Netzwerk:
ineinander verschränkte Knoten. Das Halsband des Totengottes, das sich zuzieht, bis es sitzt, und sich dann nicht mehr rührt. Ich suchte den Abt in seiner Zelle auf. Er hatte zu viel getrunken, und es war leicht, das zu tun, was der Gott erbeten hatte.«
    Jehans Kehle war trocken. Der Blick des Kindes schien ihn zu durchbohren. Er war schrecklich durstig und musste dringend auch etwas essen. Er leckte sich über die Lippen. Der Geschmack des Zeugs, das er unter dem Schnee gefunden hatte, klebte noch daran, erfüllte ihn aber nicht. Er beflügelte nur seinen Entschluss, mehr davon zu suchen.
    »Am Morgen ging es meiner Schwester wieder gut. Die wilde Frau sagte, der Preis für das Leben meiner Schwester seien ihre Dienste. Ich folgte den beiden in die Hügel.«
    Jehan hatte den Eindruck, dass die ganze Kirche wackelte.
    »Soll das heißen, der Götze, dem du zu Gefallen sein willst, verlangt jetzt nach Toten?«
    »Die habe ich ihm gegeben. Ich weiß nicht, was er sonst will.«
    Jehan konnte nicht länger über die Worte des Raben nachdenken. Das Blut rauschte in ihm, als hätte er Höhlen in sich, in die das Meer donnerte und wo die Wellen sich brachen. Er konnte nur noch an eines denken.
    »Was ist das?«, fragte Jehan. Er hatte Mühe, überhaupt die Worte herauszubekommen.
    »Was meinst du?«
    »Du hast etwas an dir. Etwas Feuchtes.« Jehan witterte es. Er wollte daran lecken, am Mantel des Raben saugen, um den Geruch und Geschmack des schwarzen Sekrets aufzunehmen, das den Kopf des Raben, die Schultern und die Hände bedeckte.
    »Das Gleiche wie bei dir, Mönch. Es liegt an der harten Arbeit, die ich verrichte.«
    »Was ist es?«
    Der Rabe lächelte, und auf einmal kam Jehan sein Gesicht bekannt vor. Es war ganz gewiss ein Symptom der Krankheit, die ihn befallen hatte, sobald er in das Kloster eingedrungen war. Ja, er hatte das Gesicht des Raben irgendwo schon einmal gesehen. Es war voller Wunden, angeschwollen, pockennarbig und entstellt, aber er hatte es schon einmal gesehen.
    »Was ist es?«
    »Es ist Blut.« Das Kind zog sich in den Schatten zurück und verschwand. Ein Gesicht, das in einem Sumpf der Finsternis unterging. Dann war sie fort.
    Blut. Jehan stürzte auf die Steinplatten. Er hatte den Geruch erkannt und es nicht wahrhaben wollen. Blut. Er hatte es auf der Lichtung geschmeckt. Blut, das er im Schnee aufgeleckt hatte. Die Kirche schien sich um ihn zu drehen. Die Kehle wurde ihm eng, kalter und klebriger Schweiß brach ihm aus allen Poren. Sein Körper schien zu beben, weil er unbedingt etwas tun wollte.
    Gebete und Fetzen aus Liedern, Glaubenssätze der Kirche, alles zerbrach, alles raste durch seinen Kopf und wollte sich zu etwas Verständlichem verbinden, um ihn zu Sinnen zu bringen. Wenn aber einer die Hostie in das Feuer erbricht, weil sein Bauch vor Essen überfließt, dann soll er zwanzig Tage Buße tun … Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen … wenn das kleine Ungeziefer im Mehl gefunden wird, soll alles weggeworfen werden, was sich ringsum befindet … wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt … er wollte sich nicht mit dem Essen des Königs besudeln noch mit dem Wein, den er trank … hundert Tage, wenn ein Hund es frisst …
    Die Wut war so stark, dass er fürchtete, sie werde durch seine Haut herausplatzen. In seiner Kehle brannte ein Durst, der sofort gestillt werden musste.
    »Du bist krank, Wanderer«, sagte der Rabe und sah sich um. »Dies ist das Haus deines Gottes, aber er ist nicht für dich da. Mein Freund, ja, mein Freund, er erwartet dich in der Dunkelheit, wo er immer gewartet hat. Hier, stille deinen Durst.«
    Er gab dem Beichtvater einen Becher. Das Wasser darin roch nach etwas, das er kannte, aber Jehans Gedanken waren zu wirr, und er kam nicht darauf. Gierig trank er.
    Sein Durst wurde nicht gelöscht. Er wollte nur eines: Blut. Er blickte den Raben an und wusste, was er tun musste. Er stand auf und nahm das Schwert in die Hand. Auch der Rabe richtete sich auf. Jehan versuchte, die Hand zum Schlag zu erheben, doch das Schwert rührte sich nicht. Der Arm gehorchte ihm nicht mehr.
    »Dieser Ort verlangt den Tod«, erklärte der Rabe, »und mir scheint, er will den deinen.« Damit versetzte er Jehan einen Stoß vor die Brust, worauf der Mönch zurücktaumelte und hinstürzte. Jehan blieb auf dem Boden liegen, der Geruch von Blut erfüllte alle seine Sinne. Er hustete, presste sich die Hand auf

Weitere Kostenlose Bücher