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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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den Mund. Eine schwarze Flüssigkeit quoll ihm über die Lippen. Der Trank war vergiftet gewesen. Er hatte den Geschmack erkannt, nur sein Verstand war nicht wach genug gewesen, um ihn zu warnen. Doch das Gefühl hatte schon lange vor dem Trinken eingesetzt.
    »Du hast mich getötet.«
    »Nein«, antwortete der Rabe. »Noch nicht.«
    Jehan blickte in das vernarbte Gesicht des Hexers hinauf und erkannte es endlich. Er hatte, seit er sieben Jahre alt gewesen war, nicht mehr in einen Spiegel geblickt, doch da war es nun direkt vor ihm. Schmaler, verzehrt und verletzt durch Ritual und Entbehrung, vernarbt und missgestaltet, starrte ihn sein eigenes Gesicht an.
    Jehan brach zusammen, und der Rabe fasste ihn an beiden Armen und schleppte ihn in die Krypta.

38
    Der Wolfsstein
    P rinz Helgi der Prophet lag schwitzend im Bett. Der khagan hatte ein Problem. Er sollte als Bollwerk vor seinem Volk stehen, als ein Fels, auf den es sich verlassen konnte. Deshalb bot er den Untertanen jeden Tag, was sie sehen wollten, gab sich stark und fröhlich, ließ sich auf die Trinkspiele ein und gestattete seinen Kriegern, ihn bei den Prüfungen von Kraft und Schnelligkeit gewinnen zu lassen. Doch in der Nacht, im Schlaf, hatte er sich nicht so gut in der Gewalt. Manchmal schrie er im Dunkeln auf, und die Schreie klangen panisch. Die Nordmänner hielten nicht viel von Privatheit. Sie nächtigten Seite an Seite in ihren Langhäusern – Kinder, Männer und Frauen, alle dicht beisammen. Bald waren seine Albträume das wichtigste Gesprächsthema auf dem Markt. Das untergrub seine Autorität, wenn er mit den druzhina zu tun hatte, und wie man hörte, nutzte Ingvars Gruppe dies, um Zweifel an ihm zu säen.
    Es war, als sorgte seine Angst vor der Prophezeiung des Gottes – dass Ingvar herrschen würde – gerade dafür, dass sie wahr wurde.
    Die Meute von Wahrsagern und Zauberern war immer in seiner Nähe und lebte von seinem Geld, doch Helgi gab nicht viel auf sie. Er suchte wieder den Tempel des Svarog auf, hockte sich in die dunkle Hütte und atmete die duftenden Kräuter ein, hielt die Dunkelheit und das Warten aus, aber nichts kam dabei heraus außer Visionen von Sváva, die ihn beobachtete. Immer beobachtete sie ihn. Er musste mehr erfahren.
    Die normalen nächtlichen Geräusche in seiner Halle störten ihn ungemein – ein weinendes Kind, eine Mutter, die es tröstete, ein Paar, das sich küsste und Zärtlichkeiten austauschte, ein schnarchender und furzender alter Mann. Er ging hinaus und blickte zu den unendlich weit entfernten Sternen hinauf. Er wollte alles unter ihnen erobern, dachte er bei sich, wenn nur diese grässliche Prophezeiung nicht über ihm hinge wie die Axt eines Feindes.
    »Du musst das Mädchen aus Paris herholen.«
    Eine Stimme. Helgi sah sich um. Da war niemand, nur die Schatten unter dem Vordach der Halle.
    »Wer bist du?«
    »Ein Freund.«
    Es war, als öffneten sich die Schatten, damit der Wolfsmann vortreten konnte. Er war groß und dunkel, das Gesicht war ausgemergelt, die Gliedmaßen waren stark. Er hatte sich in einen großen Wolfspelz gehüllt und sich die Zähne auf den Kopf gelegt, als fräße ihn das Tier.
    »Ich kann sie herbringen, ich kann sie überzeugen. Mein Schicksal ist mit dem ihren verknüpft, das wurde mir enthüllt.«
    »Wer bist du?«
    »Sindre, genannt Myrkyrulf.«
    »Bist du ein Zauberer?«
    »In gewisser Weise schon.«
    »Wie viel willst du dafür haben?«
    »Ich bin nicht auf Silber aus, sondern verlange etwas viel Wertvolleres von dir.«
    »Was denn?«
    »Dein Versprechen. Der einäugige Gott kommt auf die Erde. Das müssen wir verhindern.«
    Helgi schluckte. Der Mann schien etwas über Lokis Prophezeiung zu wissen, aber der Gott hatte sich niemandem sonst offenbart, und kein Hexer war diesem Wissen auch nur nahe gekommen.
    »Welches Versprechen?«
    »Du musst sie behüten und einen Platz für sie finden, an dem sie sicher ist.«
    »Das ist ohnehin mein Wunsch, aber ich kann sie nicht erreichen.«
    »Ich kann es.«
    »Wozu brauchst du mich dann noch?«
    »Es ist mein Schicksal, durch die Hand meines Bruders zu sterben. Ich bin sicher, dass ich das Mädchen herbringen kann, aber für ihren weiteren Schutz muss jemand anderer die Verantwortung übernehmen.«
    »Wer ist dein Bruder?«
    »Der Hexer, den man den Raben nennt. Dies wurde mir offenbart.«
    »Von wem?«
    »Von meiner Mutter.«
    »Wer ist deine Mutter?«
    »Eine Sklavin aus dem Norden. Ihr Name ist Saitada, und sie ist eine

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