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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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und stach blindlings in die Dunkelheit.
    »Wolf?«, rief der Mann. »Wolf?«
    Am anderen Ende der Gasse regte sich etwas. Eine Frau, deren Haut in köstlichen Streifen herabhing, die nach Eisen und Salz rochen.
    »Wolf?«, rief der große Krieger.
    »Sumpfbewohner. Ja, Sumpfbewohner«, antwortete die Frau.
    Jehan blickte von dem Fleisch auf. Irgendetwas an der Frau war anders. Ihre Aufmerksamkeit war eng gebündelt, als schliche ein Tier um ihn herum, beschnüffelte ihn und konzentrierte sich auf ihn und auf nichts anderes. Außerdem hatte sie Angst. Sie verströmte den stechenden Geruch der Angst.
    Der Krieger ging durch die Gasse auf Jehan zu. »Ich bin Odin!«, rief er.
    Auf einmal stürzte sich der Mond in die Wolken, und es wurde stockfinster. Der Fackelschein konnte die Schwärze kaum vertreiben.
    Jehan stand auf, er war wie berauscht vom Geschmack des Fleischs und den Gefühlen, die in ihm aufwallten. Er bemerkte, dass er auf den Armen eine dünne Schicht aus Haaren hatte, die im Fackelschein glänzten.
    »Ich bin Odin!«, rief der Krieger noch einmal und stürmte los, um Jehan anzugreifen. Er füllte die Gasse aus, sein Schwert war höchst ungewöhnlich, denn es fing das Mondlicht ein und verschwand gleich darauf in der Finsternis, als es sich bewegte. Jehan schaute auf und lockerte die Muskeln. Er war bereit zum Zuschlagen, bereit für den Sprung, der ihn zu dem Gegner tragen würde.
    Als der große Mann angriff, zerriss ein Schrei die Dunkelheit. Der Schrei der Frau war für Jehan mehr als nur ein menschlicher Laut. Es war eine Bö des Eiswindes, der stechenden Hagel herbeitrug. Der starke Windstoß raubte ihm auf einen Schlag sämtliche Kräfte. Die Beine gaben nach, er sank auf die Knie. Noch hatte er genug Kraft, um das Schwert wegzustoßen, doch der riesige Wikinger prallte gegen ihn und warf ihn um. Jehan schlug zu, drückte mit einem schrecklichen Hieb den Kopf des Kriegers zur Seite und brach ihm das Genick. Der tote Wikinger fiel auf ihn, das Gewicht hielt ihn am Boden fest. Wieder schrie die Frau, und die zurückgekehrte Kraft schien erneut aus seinem Körper zu fliehen. Auf einmal aber befand er sich an einem äußerst seltsamen Ort.
    Die Wikinger waren ebenso verschwunden wie das Kloster. Er stand auf einer hohen Klippe und blickte auf ein Land der Fjorde und Berge hinab. Vor ihm lauerte die Frau mit runzligem, zerstörtem Gesicht, die Augen zerklüftete Höhlen. Es war, als sei der Vollmond vom Himmel herabgeschwebt und habe sich anstelle des Kopfs auf ihre Schultern gesetzt. Sie war zweierlei zugleich – etwas, das hinter sich selbst stand, eine flüchtige Manifestation von etwas Altem und Dauerhaftem, um das sich der Rest der Welt mit ihrem Chaos, all dem Aufruhr und der Schönheit drehte.
    Dann hatten ihn die Wikinger erreicht, alle auf einmal. Er biss, trat und sträubte sich, doch der Schrei hatte ihn zu sehr geschwächt. Sie hielten ihn fest und fesselten ihn, bogen ihm die Arme auf den Rücken und schlugen ihn unablässig. Sie traten ihn und spuckten ihn an, sie legten ein Seil und dann noch eines um ihn, das ihm die Arme an den Oberkörper presste. Der Hals war so eng gefesselt, dass er kaum noch atmen konnte. Als sie sahen, dass er hilflos war, fielen sie noch einmal über ihn her. Fäuste, Stiefel, die Hefte von Speeren.
    »Halt.« Der Angriff hörte auf. Wieder hatte die Frau gesprochen.
    Er schaute hoch. Vor ihm stand das bleiche Kind. Es drehte sich um und entfernte sich von ihm, und nun wusste er, dass er das Ziel erreicht hatte, zu dem sie ihn geführt hatte. Er war, wo sie ihn haben wollte.
    Auf einmal musste Jehan weinen. Sein Mund war voll von dem üblen Fleischgeschmack, über Lippen und Kinn rann das Blut. »Vater, vergib mir. Vater, vergib mir.« Zitternd lag er auf den kalten Steinen. »Ich habe gesündigt und Freveltaten begangen, ich habe Böses getan, ich habe mich aufgelehnt und mich von deinen Regeln und deinem Urteil losgesagt.« Zeilen aus der Heiligen Schrift kamen ihm in den Sinn, und er erinnerte sich an das Pergament, an die Entweihung der heiligen Worte, an die Entweihung des menschlichen Leibes.
    Die Frau tastete sich durch die Gasse, bis sie an seiner Seite niederknien konnte.
    »Du hast deine Zähne noch nicht gefunden, Fenrisulfr. Wir werden uns wieder begegnen, wenn das geschehen ist.« Er erkannte die Stimme. Es war die Frau, die ihn gehalten und für ihn gesungen hatte, als der Rabe ihn gefoltert hatte.
    »Sucht die Bußzelle und steckt ihn

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