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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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Federn auf dem Kopf war verschwunden, doch nun entdeckte sie ein anderes Gesicht im Fenster. Es war der Krieger mit dem Hammer auf dem Schild. Er warf den Schild ins Wasser und sprang sofort hinterher. Dann tauchte ein weiterer Mann im Fenster auf, der ebenfalls sprang. Die Krieger hetzten sie, und es waren viele.
    Im Dunklen stolperte sie zwischen den Häusern entlang und lief, so schnell sie konnte. Wieder platschte es hinter ihr. Ein Nordmann beschwerte sich lautstark, weil sein Kumpan zu dicht neben ihm ins Wasser gestürzt war. Aelis musste einen Ort finden, wo sie sich über Nacht verstecken konnte. Es galt, noch vor Tagesanbruch die Lage zu erkunden und irgendwie zurück nach Paris zu gelangen – oder vielleicht auch hinaus aufs Land, wo sie nicht mehr in Gefahr schwebte. Selbst dies würde nicht leicht. Sie hatte die Haube im Fluss verloren, und ihr Haar hatte sich gelöst. Die Franken waren ein tolerantes Volk, und die Frauen konnten sogar ohne Begleitung durch ihr Land reisen. Da nun aber ihre Sittsamkeit dermaßen kompromittiert war, musste sie befürchten, für eine Dirne gehalten zu werden, die jeder Mann nach Belieben nehmen durfte.
    Sie durfte sich keinem Mann nähern, und gewiss nicht in der Nacht. Wenn sie aber eine Frau aus ihrem eigenen Volk finden konnte, war es vielleicht möglich, ihre unordentliche Aufmachung zu erklären, sich eine Art Kopfbedeckung zu borgen und sich bis zum Morgengrauen zu verstecken. Dann konnte sie über die Überreste der Südbrücke die Stadt erreichen. Dort lagen noch genug Trümmer herum, die es jedem, der dazu bereit war, ermöglichen sollten, kletternd und watend den Fluss zu durchqueren. Auf diesem Weg gelangte auch das bisschen an Proviant in die Stadt, was man noch ergattern konnte.
    Eine Wolke schob sich vor den Mond, und nun wurde es wirklich finster. Sie bog nach links ab, da sie wusste, dass die Nordmänner eher an der Nordbrücke lagerten. Geduckt huschte sie von Schatten zu Schatten, denn ihr war klar, dass sie ebenso leicht von ihren eigenen Leuten wie von den Feinden getötet werden konnte. Leider konnte sie immer noch nicht erkennen, wem die Häuser gehörten. Es war zu gefährlich, einfach in eines einzudringen.
    Schließlich gab die Wolke den Mond wieder frei, der Fluss lag als silbernes Band vor ihr, und Aelis sah sie – vier Männer mit Schilden, die sich berieten. Zwei weitere kletterten gerade die Uferböschung herauf. Wenn sie blieb, wo sie war, würde man sie gleich entdecken, also lief sie weiter. Hinter sich hörte sie Rufe. Die Männer hatten sie bemerkt.
    Sie stürzte durch die Dunkelheit, wie sie durch das Wasser gestürzt war, strampelte wild mit den Beinen, um schneller voranzukommen, sprang hoch, polterte hinab und arbeitete sich weiter. Die Männer schwärmten aus und durchsuchten die Häuser. Endlich erreichte Aelis den Saum eines Waldes, der sich bis zum Hügelkamm erstreckte. Sie stolperte zwischen die Bäume und konnte im Dunklen keinen Pfad finden. Wieder waren die Wolken ihre Freunde, verdeckten den Mond und tauchten den Wald in tiefste Schwärze. Dennoch musste sie leise weiterlaufen, das Gleichgewicht halten, einen Weg finden und sich bei alledem auch noch möglichst schnell bewegen. Zu viele Anforderungen, die einander widersprachen, keine einzige konnte sie erfüllen. Ein letztes Mal stürzte sie, gab sich geschlagen und stand nicht mehr auf. Sie kroch durch stachlige Brombeerranken und Brennnesseln oder über Steine, die ihr die Knie abschürften. Hinter ihr brachen die Männer mit lautem Krachen durch den Wald. Auf einmal hörte sie ein Wort, das sie kannte. » Hundr! « Sie riefen einen Hund. Aelis war erschöpft, doch sie durfte nicht anhalten. Der Mond stahl sich hinter der Wolke hervor und zeigte ihr einen Weg, einen glatten Pfad aus plattgetretenem Gras. Sie richtete sich auf und eilte zum Hügelkamm und darüber hinweg. Als sie das kleine Lagerfeuer erblickte, stieß sie einen erschrockenen Ruf aus.
    Ein Mann, der daneben gesessen hatte, sprang auf. Er war klein, vierschrötig und dunkelhäutig. In den Händen hielt er ein Messer mit einer breiten Klinge.
    » Chakhlyk? Volkodlak. Lycos? Lupus? « Die letzten Wörter erkannte sie. Wolf. Er hob das große Messer und kam ihr entgegen.
    Sie musste an den schrecklichen Albtraum denken, an den Wolfsmann, der sie beschützt hatte, an die Erscheinung in ihren Visionen, die gesagt hatte, sie liebe sie. Die Gedanken beruhigten sich nicht und weigerten sich, eine vernünftige

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