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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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weg.
    »Es könnte einen Weg geben«, sagte die Hexe.
    Als sie ein Geräusch hörte, drehte Aelis sich um. Moselle und Ofaeti kamen in den Kreuzgang. Astarth, Egil und Fastarr folgten ihnen. Ofaeti und Moselle hatten ein langes Seil. Sofort bemerkte Aelis, was mit ihnen nicht stimmte. Beide waren unbewaffnet. In dieser Gesellschaft hätte jedoch keiner der beiden auf seine Waffen verzichtet. Wo war Moselles Schwert? Wo war Ofaetis Axt?
    Sie lief den Männern entgegen. »Diese Frau ist meine Feindin. Streckt sie nieder«, sagte sie.
    Keiner der beiden antwortete, sie starrten nur die Hexe an.
    Aelis schüttelte Moselle, der jedoch nicht reagierte. Sie zog die Hände zurück. Aus irgendeinem Grund war der Ritter klatschnass.

55
    Die Gezeiten
    S ie hatten den Pfahl nicht in der Nähe der Wellen in den Boden gepflanzt. Moselle und Ofaeti hatten ihn etwas höher am Strand gesetzt, wo der Sand leicht und trocken war. Dort banden sie Aelis in sitzender Position an den Pflock. Das kalte Wasser benetzte die Hosen. Sie betrachtete die Pfützen und erkannte, dass sie in Reichweite der Flut war. Offenbar sollte sie ertrinken – aber quälend langsam.
    Natürlich hatte sie sich gewehrt, doch Ofaeti war schrecklich stark, und zusammen mit Moselle hatte er sie mühelos fesseln können. Die Männer waren eindeutig verhext. Keiner sprach auch nur ein Wort, und sie schienen überhaupt nicht richtig zu bemerken, was sie taten. Moselle leckte sich immer wieder über die Lippen, klapperte mit den Zähnen und rülpste sogar, wie er es nie getan hätte, wenn er noch ganz und gar bei Sinnen gewesen wäre.
    Sie erinnerte sich an Siegfried und die Rune, die sich in ihr manifestiert hatte. So hatte sie sein Pferd dazu gebracht durchzugehen. Jetzt suchte sie in sich nach irgendetwas, um den Bann zu brechen, dem die Männer unterlagen. Nichts kam zum Vorschein. Sie konnte die Runen nicht dazu bringen, auf sie zu hören. Sie waren anderweitig beschäftigt und achteten nur noch auf ihre Schwestern in Munins Geist.
    »Ich weiß, was du versuchst«, sagte Munin, die jetzt neben ihr stand. »Aber diese Art Kontrolle erreicht man nur, wenn man einen hohen Preis dafür bezahlt.« Sie deutete auf ihr Gesicht. »Sie bewegen sich nach ihrem eigenen Willen, solange du sie nicht durch Qual und Verleugnung zwingst, sich dem deinen zu unterwerfen. Du wirst leiden und mir alles übergeben, was du hast.«
    Aelis betrachtete den hellen Halbmond und rief die Hexe, bat um eine Erklärung, warum diese nicht einfach ihre Sklaven schickte, um Aelis an Ort und Stelle zu töten, wie sie es zuvor schon einmal mit ihrer Magie versucht hatte. Die Hexe schwieg dazu. Aelis nahm an, der Versuch sei kläglich gescheitert. Die Worte des Wolfsmannes fielen ihr ein. Als sie ihn gefragt hatte, warum Hrafn, der Hexer, sie hatte töten wollen, hatte der Wolfsmann geantwortet: Er fürchtet dich. Aelis und die Hexe konnten einander offenbar nicht direkt verletzen. Deshalb überließ man sie nun dem Meer.
    Der Junge führte die Hexe vor Aelis, wo sie sich auf den feuchten Sand setzte. Sie war kaum noch menschlich zu nennen, eher eine sich ständig verlagernde Vision, war einmal da und im nächsten Moment verschwunden. Die Gegenwart der Frau war wie der Wind in einem Schneesturm, der kalte Körnchen schleuderte und Aelis zwang, den Kopf abzuwenden.
    Sie warteten am Strand, bis eine bewölkte Dämmerung begann. Die Sonne zeichnete sich nur als schmutziger heller Fleck am Himmel ab. Aelis fror schrecklich und schauderte heftig. Die Hexe sang ein Lied über den Anfang und das Ende aller Dinge. Eine Strophe wiederholte sie immer wieder mit ihrer eigenartigen Kinderstimme. Die Melodie folgte keiner Tonart, die Aelis kannte, und war doch von einer seltsamen Schönheit.
    Ich weiß, dass ich hing am windigen Baum
    Neun lange Nächte, vom Speer verwundet,
    Dem Odin geweiht, mir selber ich selbst,
    Am Ast des Baums, dem man nicht ansehn kann,
    Aus welcher Wurzel er spross.
    Sie boten mir nicht Brot noch Met;
    Da neigt’ ich mich nieder
    Auf Runen sinnend, lernte sie seufzend:
    Endlich fiel ich zur Erde.
    An diesem Tag erreichte die Flut sie nicht, und niemand machte Anstalten, sie näher ans Wasser zu schaffen. Ihr war furchtbar kalt, aber ihre Gedanken waren klar. Sie wusste, was ihre Gegner beabsichtigten. Sie blickte zum Mond hinauf, der die Gezeiten regierte. Er hing als scharfe Sichel am Himmel über ihr, und ihr Schicksal war mit ihm verknüpft. Obwohl sie nicht am Meer aufgewachsen

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