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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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war, wusste sie, dass das Wasser manchmal höher stieg als gewöhnlich. Wie lange würde es noch dauern? Einen Tag oder eine Woche?
    Die Hexe sang und sang, bis ein Satz in Aelis’ Gedanken hängen blieb: neun lange Nächte .
    Aelis betete zu Gott, dass er sie befreite oder rasch zu sich holte. Die Nacht brach an, und sie verlor vor Kälte das Bewusstsein. In der Morgendämmerung kam sie zu sich. Die Wolken türmten sich zu mächtigen weißen Gebirgen auf und verstreuten sich unter der aufgehenden Sonne. Danach brannte die Sonne stark. Zuerst freute Aelis sich über die Wärme, bald schon wurde ihr übel, weil die Haut in der Hitze verdorrte. Ihre Lippen waren trocken, sie sehnte sich nach einem Trunk. Jemand brachte einen mit Wasser getränkten Lappen. Sie halten mich am Leben! Obwohl sie es nicht wollte, saugte sie daran. Dann verlor sie das Bewusstsein, und als sie wieder erwachte, sah sie ein weites Sternenzelt über sich.
    Das Wasser leckte an den Beinen. Sie sah sich um, der ganze Strand schien jetzt zu schwanken. Das Lied ging weiter, allerdings sah sie die Hexe nicht mehr. Wenn sie sich anstrengte, konnte sie hinter sich ein Paar Stiefel ausmachen. Ofaeti hielt immer noch Wache.
    Sie flehte Gott an, und als ihr dies keine Linderung verschaffte, wandte sie sich an die Runen, die sie in sich nährte. Sie hörte die Symbole und spürte deren Gegenwart, hatte Empfindungen von Licht, Wasser, Erde und Hufen, doch die Runen standen ihr nicht zu Gebote. Vielmehr langten sie hinaus, fort von ihr, sehnten sich nach den Geschwistern in der Hexe. Das Wasser bedeckte ihre Beine, sie bekam starke Krämpfe. Dann spülte es um ihre Hüften. Sie betete zu Gott, betete und betete, doch nicht Gott erschien ihr. Vielmehr gab es eine Rune, die nicht zu den anderen strebte. Eine setzte sich von den anderen ab. Es war ein gezacktes, auf der Seite liegendes S, durch das ein Querstrich verlief wie ein Speer durch einen gefallenen Krieger.
    Sie sah einen Wolf und einen Mann, einen Mann, der ein Wolf war, sie sah Gewitterwolken am Horizont anschwellen, sie hörte ein schreckliches Wehklagen, einen furchtbaren Laut voller Qual, der an einen Trauergesang gemahnte. Die Namen der Rune kamen ihr in den Sinn: Sturm und Wolfsfalle . Sie wusste, es gab noch einen weiteren Namen, der ihr auf der Zunge lag. Drei Namen trug die Rune, doch sie kannte nur zwei: Sturm, Wolfsfalle, Sturm, Wolfsfalle, Sturm. Als sie an den Mann dachte, der ein Wolf war, fiel ihr endlich auch der dritte Name ein: Werwolf.
    Ein Schrei entstand in ihr, eigentlich eher ein Heulen als der Ruf einer Frau. Die Rune drückte sich nun als Geräusch aus, benutzte die Lungen, die Kehle und den Mund der Menschenfrau und sprach doch das fremde Bewusstsein an, das nicht wacht und nicht schläft. Sie drang bis in die dunkelsten Ecken der Erinnerung vor, weckte kindische Ängste und erregte die Wölfe, die in Träumen schnüffeln und dem auflauern, der zu mitternächtlicher Stunde erwacht und sich im Bett zu rühren wagt.
    Am Strand gab es einen Plumps, als Ofaeti sich schwerfällig setzte. Die Hexe hörte zu singen auf.
    Das Wasser stand Aelis bis zur Brust, die Seile quollen auf, schnitten ihr die Blutzufuhr in den Händen ab und behinderten die Atmung. Sie sträubte sich gegen die Fesseln und wusste doch, dass es nichts nützte.
    Ein weiteres Heulen ertönte, diesmal im Kloster. Es war die Antwort auf den Schrei, der aus Aelis hervorgebrochen war. Das Wasser reichte ihr bis zum Kinn. Sie konnte den Kopf nicht zurücknehmen, denn der Pfahl war im Weg.
    Die Angst packte sie und blendete jeden bewussten Gedanken aus. Doch die Runen waren noch bei ihr und erhellten die Dunkelheit der Angst, die über sie gekommen war, wärmten sie und erhielten sie im kalten Meer am Leben. Auf einmal sah sie sich an einen anderen Ort versetzt.
    Sie stand hoch auf einem kahlen Berg und blickte auf ein grünes Land voller Hügel und Flüsse hinab. Neben ihr standen zwei Männer. Sie waren einander ähnlich mit den dunklen Haaren und der sonnengebräunten Haut. Einer war ein Wolf, das wusste sie. Vielleicht sogar beide. Zwar sahen sie nicht wie Wölfe aus, doch sie waren eins. Der Gedanke kam ihr seltsam vor. Wie konnten zwei Männer eins sein?
    »Vali, hilf mir.« Die Worte sprudelten aus ihr hervor. »Feileg, ich sterbe.«
    »Ich lasse dich nicht im Stich«, sagten die Männer gleichzeitig.
    »Hilf mir jetzt!«
    »Ich komme zu dir.« Wieder hatten sie gemeinsam geantwortet. »Aber vertraue ihm nicht,

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