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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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wahrscheinlicher wurde es, dass Kaiser Karl kommen und ihn retten würde. Einen lebenden Heiligen durfte man nicht in der Gewalt der Heiden belassen. Jehan überwand sich und verdrängte die seltsamen Gefühle, welche die Berührung in ihm geweckt hatte, und dachte vernünftig nach. Was würde er an Siegfrieds Stelle tun? Der Wikinger war kein Narr und musste erkennen, dass es gefährlich wäre, den Mönch in der Nähe zu behalten. Würde er Lösegeld verlangen? Das bezweifelte Jehan. Warum sollte er sich die Mühe machen? Die Stadt würde bald fallen, und dann konnte er sich nehmen, was immer er haben wollte. Nein, solange Jehan lebte, war er eine Kraft, die Siegfrieds Feinde einte. Der Wikinger würde ihn wahrscheinlich töten.
    Als er ein Gebet sprechen wollte, musste er wieder an die Berührung denken, die seine Haut fast verbrannt hatte. In gewisser Weise besaß Jehan sogar Humor. Er fand es ironisch, dass er die Sünde der fleischlichen Gelüste gerade noch rechtzeitig entdeckt hatte, um in der Hölle zu landen. So betete er: »Mein Herr Jesus, errette die Seele dieses Sünders aus den Qualen.« Am Morgen, dachte Jehan, würde er das Antlitz des Herrn sehen und hoffentlich seinen Frieden finden. Sein Schicksal bei den Normannen war Gottes Strafe, um ihm den Stolz auszutreiben. Luzifer und Jehans eigene Schwäche hatten ihn verleitet, sich für etwas Besseres zu halten. Er hatte zugelassen, dass man ihn einen Heiligen nannte, einen lebenden Heiligen. Nun ja – Heilige litten und starben, also hatte Gott dafür gesorgt, dass ihm das Gleiche widerfuhr. In Reims hatten die Eindringlinge mit großen Steinen drei Kirchenmänner zerquetscht. Eilig schob er den Gedanken fort. Er ging ja auf eine Reise. Das Vehikel spielte dabei keine Rolle.
    Auf einmal rief jemand etwas, und die Männer sprangen auf.
    »Wer bist du?«
    »Arnulf, der Bote des Königs. Siegfried will euch sofort sehen. Ihr habt etwas, das ihm gehört.«
    »Das dürfte ich sein«, erklärte der Mann aus dem Osten.
    »Den heiligen Mann, den Fleischesser. Den will er haben.«
    Vielleicht, so dachte Jehan, würde er das Antlitz Christi noch viel früher erblicken als erwartet.

9
    Allein
    B eichtvater Jehan war gefangen. Auf ihrer überstürzten Flucht und in ihrer Angst vor den Feinden hatte Aelis ganz vergessen, dass er bei ihr gewesen war, als die Nordmänner angegriffen hatten. Und was war eigentlich aus ihrem Bruder geworden? Odo war ein unvergleichlicher Krieger, der nach Ansicht seiner Lehrer mit seinen Waffen Wunder wirken konnte. Sie war noch nie auf die Idee gekommen, er könne verletzt oder gar getötet werden. Doch die Nordmänner waren mit dem Beichtvater abgezogen. Odo hätte dies nie erlaubt, solange er lebte und atmete. Ihr wurde eiskalt. Ob ihr Bruder gefallen war?
    Impulsiv hatte sie den Beichtvater berührt, um ihn zu beruhigen und ihn wissen zu lassen, dass er nicht allein war. Sie konnte sich vorstellen, was er darauf antworten würde: »Ich bin nie allein, Gott ist bei mir.« Dennoch war es ihr richtig vorgekommen, ihn zu berühren.
    Jetzt klärten sich ihre Gedanken, und sie bekam Angst. In der Kirche hatte sie dem Beichtvater nicht vermitteln können, wie lebensecht ihre Träume gewesen waren. Dann war der Wolf erschienen, oder vielmehr ein Wolfsmann, und hatte sein Leben für sie hingegeben. Die Gefahr, die sie in ihren Träumen vom Wolf gespürt hatte, schwappte nun in ihr wirkliches Leben herüber. Was war von diesem Ding zu halten, das in ihr erwacht war und mit den Maultieren gesprochen hatte? Was war das? Sie richtete die Aufmerksamkeit wieder auf die unmittelbare Umgebung. Ihre größte Sorge galt der Gefahr, die von den Nordmännern ausging, nicht etwa irgendwelchen Teufeln.
    Die Nordmänner waren mittlerweile stark angetrunken und tappten umher, um ihre Waffen zu suchen. Was sie sagten, konnte Aelis nicht verstehen, doch die Krieger waren anscheinend beunruhigt. Von dem Gnom hielt sie sich fern, denn sie fürchtete ihn. Die anderen waren beim Trinken lauter und freundlicher geworden. Er dagegen hatte sich zurückgezogen und mürrisch ans Feuer gehockt. Seine grölenden Kumpane hatte er mit einem verächtlichen Lächeln gestraft.
    Nun liefen sie alle einen Abhang zu dem größten Haus weit und breit hinunter. Es war wie alle Häuser außerhalb der Stadtmauern ein bescheidenes Bauwerk aus Holz mit nackten Lehmwänden. Die Dekorationen waren eine grässliche Nachbildung des römischen Stils, das Spitzdach war mit Balken belegt,

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