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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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aber wie alle Diener empfinde ich tiefste Verachtung für meinen Herrn. Eines Tages werde ich ihn läutern, aber das kann noch ein oder zwei Jahre dauern. Heute geben wir ihm, was er will, morgen hat er vielleicht weniger Glück.« Die Zunge des Halbwolfs fuhr beim Sprechen über das Maul. Der Heiler fürchtete, das Wesen könne einen Tobsuchtsanfall bekommen.
    »Redest du über Helgi den Propheten?«
    »Helgi? Weißt du, dass sein Leibarzt die beste Heilung von allen Krankheiten gefunden hat? Du solltest dich beeilen und in den Dienst des Königs treten.«
    »Mit einem Mann, der so viel weiß, kann ich mich nicht messen.«
    »Das ist die Heilung!«, erwiderte der Halbwolf und holte von irgendwo eine Henkersschlinge, die einen komplizierten dreifachen Knoten besaß. »Gewiss kannst du so gut hängen wie er. Dazu braucht man keine besondere Begabung, mein schöner Schwindler, dazu braucht man kein Geschick. Der dümmste Bauernjunge vermag es so gut wie der höchste König.«
    »Ich möchte nicht hängen«, wehrte der Heiler ab.
    »Nur er wünscht sich zu hängen, nur er.«
    »Wer ist er?«
    »Er ist drei.«
    »Drei was?«
    »Drei Leute!« Der Wolf versetzte dem Heiler einen Schlag auf den Hinterkopf. »Ein dreifacher Knoten wie dieser, der nur darauf wartet, festgezurrt zu werden. Aber was ist ein Knoten, der nicht geknüpft ist? Kein Knoten? Keineswegs. Denn wenn ein Seil kein Knoten ist, dann sind alle Dinge, die keine Knoten sind, keine Koten, und man kann nichts mehr unterscheiden. Das Seil jedoch, das einen Knoten hatte, aber keinen mehr hat, ist viel weniger ein Knoten als ein anderes, das nie gebunden war und natürlich ebenfalls kein Knoten ist. Somit haben wir verschiedene Abstufungen von Nicht-Knoten, die zu den Knoten passen, nämlich frühere, gegenwärtige und zukünftige, also den dreifachen Knoten der Zeit. Wenn etwas einmal etwas anderes war, kann es dann jemals wieder sein, was es schon einmal war? Man muss die Knoten ausloten. Was ist ein Knoten, wenn man ihn entknotet? Kein Knoten. Und wenn man ihn wieder knüpft? Dann ist er nicht mehr kein Knoten, sondern wieder ein Knoten. Das ist gar kein so verknotetes Problem, obwohl es um Knoten geht. Nicht wahr? Um drei von ihnen.« Das Wesen wirkte etwas gereizt, als habe es dem Heiler etwas allzu Offensichtliches erklärt und halte diesen für zu beschränkt, es zu verstehen.
    »Du bist ein Anhänger des Christengottes. Ich habe von der Dreifaltigkeit gehört, bleibe aber lieber bei meinen eigenen Göttern, weil sie mir Glück gebracht haben«, erklärte der Heiler.
    »Wer sind deine Götter?«
    »Der Himmel und das Blau des Himmels.«
    »Wie bequem, wie unfassbar«, erwiderte der Wolf. »So sind sie heute alle – lauter Geheimnisse und Kauderwelsch. Was würdest du zu einem Gott sagen, der dir etwas wirklich Nützliches gibt? Zu einem fassbaren Gott, der groß und bleich, mit schönen Flammenhaaren und unsterblich vor dir steht und gelegentlich als Wolf erscheint?«
    »Ich würde ihm folgen.«
    »Und wenn er keine schäbigen Anhänger wie dich haben will?«
    »Dann … dann würde ich … «
    Der Halbwolf legte dem Heiler die Finger auf den Mund und schlug ihm die andere Hand auf den Rücken, damit er laut schnaufte.
    »Ich würde danke sagen«, erklärte der Heiler, während das Wesen ihm die Lippen bewegte, damit die Worte richtig herauskamen.
    »Ich will dir einen Zauber anbieten.«
    »Was muss ich tun, um ihn zu erhalten?«
    »Geh zu Helgi, nimm sein Gold. Aber lass sein kleines Mädchen, das so tapfer im Herzen ist, dies hier trinken.«
    »Was denn?«
    Der Wolf nahm eine Flasche aus dem Packen des Heilers und goss den Inhalt aus. Dann biss er sich fest in die Hand, bis das Blut in die Flasche tropfte.
    »Denen, die mich erfreuen, biete ich seltene Gelegenheiten.«
    »Ich nehme deinen Zauber.«
    Das Wesen stopfte das Tuch wieder in den Flaschenhals.
    »Hier ist der Zauber«, sagte er. »Meinen Glückwunsch. Du bist ein Werkzeug der Zerstörung. Aber sei guten Mutes. Es ist der Tod, den wir vernichten, denn wir sind seine Feinde.«
    Er kritzelte etwas auf ein Stück Birkenrinde und gab es dem Heiler.
    »Dies hier müssen die Söhne der Menschen wissen, wenn sie heilen und helfen wollen. Schnitze es nach, wenn du es am dringendsten brauchst. Es wird ein Fieber rufen.«
    Auf dem Dach unter den Sternen wusste der Heiler nicht mehr, wie er jene Nacht hatte vergessen können. Warum war ihm nur der Fieberzauber entfallen? Damals war es ihm überhaupt nicht

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