Clean Team

finde.
    - Kann ich verstehen, ist nämlich wirklich zum Kotzen.
     
    Sie biss sich auf die Lippen
     
    - Schwester Carrie war das Lieblingsbuch meines Dads.
    - Oh, Scheiße. Tut mir leid. Ich …
     
    Sie drückte das Buch an ihr Herz und legte ihr Handgelenk an die Stirn.
     
    - Dad schätzte dieses Buch über alles und nannte mich immer seine kleine Carrie. Es war Symbol einer tiefen Verbundenheit zwischen uns. Ein Schatz, den wir teilten.
     
    Ich schob meine Hände in die Taschen.
     
    - Ja, nur weiter so, verarsch mich ruhig. Ich steh total drauf, wenn ich mich wie ein Blödmann fühle. Mich dämlich aussehen zu lassen, bedeutet offensichtlich eine Herausforderung für dich, an der du nicht vorbeikannst.
     
    Sie ließ die Arme fallen und lächelte.
     
    - Sorry. Ich finde nur deine Entschuldigungsversuche so lustig. Sie sind einfach so jämmerlich. Weil man dir anmerkt,
dass du dich im Grunde gar nicht entschuldigen willst.
    - Wie gesagt, es freut mich außerordentlich, dass mein bescheuertes Verhalten zu deinem Amüsement beiträgt.
    - Tut es, absolut.
     
    Gabe kam aus dem Haus, in der einen Hand den Luftreiniger, in der anderen eine halbleere Flasche Microban. Er schob sich zwischen uns und lud den Kram auf der Lade – fläche ab.
     
    - Wir sind fertig so weit.
     
    Er bemerkte den Karton mit Büchern, und das Mädchen deutete darauf.
     
    - Bedienen Sie sich, wenn Sie möchten.
     
    Er schüttelte den Kopf und streifte den weißen Overall ab, unter dem er wie gestern eine schwarze Anzugshose und ein weißes kurzärmliges Hemd trug.
     
    - Nein danke.
     
    Dann schlenderte er rüber zu seinem Cruiser.
     
    - Wir sehen uns, Web.
     
    Er stieg ein und fuhr davon.
    Das Mädchen drehte sich wieder zu mir.
     
    - Was hat der für’ne Vorgeschichte?
    - Ich bin nicht befugt, ihn danach zu fragen.

    Po Sin trat aus dem Haus, das Klemmbrett unterm Arm.
     
    - Sollen wir die Abnahme machen?
     
    Sie blickte hinauf zum Haus.
     
    - Ist nicht nötig. Hab mir alles angeguckt. Schon in Ordnung.
     
    Sie griff nach dem Klemmbrett, aber er hielt es außer Reichweite.
     
    - Wir sollten besser eine Abnahme machen. Wir gehen zusammen alle Punkte auf dem Formular durch und haken sie ab.
     
    Sie zog ihm das Klemmbrett aus der Hand.
     
    - Ich will aber nicht.
     
    Sie unterschrieb mit ihrem vollen Namen und kritzelte ihre Initialen hinter diverse, mit Kugelschreiber gekennzeichnete Stellen im Vertrag.
     
    - Ist schon in Ordnung.
     
    Po Sin hob die Schultern.
     
    - Nur falls es ein Problem gibt, wir irgendwas übersehen haben und Sie es später bemerken. Verstehen Sie? Die Versicherungen stellen sich manchmal ziemlich kleinlich an.
     
    Sie gab ihm das Klemmbrett zurück.

    - Falls es ein Problem gibt, komm ich selbst für die Kosten auf.
     
    Sie starrte auf das Haus.
     
    - Oder ich schnapp mir ein paar Streichhölzer und fackle die Hütte einfach ab.
     
    Po Sin wandte sich um und schlug die Hecktür zu.
     
    - Ich wollte nur, dass Sie über alles im Bild sind.
     
    Sie streckte die Hand aus.
     
    - Ich bin im Bild.
     
    Er verabschiedete sich mit einem Handschlag, nickte und marschierte zur Fahrertür.
     
    - Los, Web. Zeit, in die Gänge zu kommen.
     
    Ich blickte zu dem Mädchen, deutete dann auf den Lieferwagen.
     
    - Also, ich muss dann mal. Ist das okay? Ich meine, allein im Haus?
     
    Sie tippte mir mit dem Buch gegen die Schulter.
     
    - Lass mal, Web. Die sensible Tour passt irgendwie nicht zu dir.
     
    Ich kratzte mich am Kopf.

    - Ach so. Und ich war felsenfest überzeugt, das wäre eine meiner Stärken.
     
    Sie lächelte, wandte sich ab und wanderte zurück zum Haus. Dabei ging sie in Schlangenlinien und schlug mit dem Buch gegen ihren Oberschenkel.
    Während Po Sin auf eine Lücke im Verkehr wartete, spähte ich ihr durch das Beifahrerfenster hinterher. Sie erreichte die geöffnete Haustür, blieb stehen und hockte sich dann auf den Rand der Terrasse. Sie schlug das Buch auf und blätterte darin, bis sie eine Seite entdeckte, die sie lesen wollte.
    Es war für längere Zeit der letzte Eindruck von ihr, ohne dass unmittelbar ein Blutbad damit verbunden war.
    Cherchez la femme.

DER HURENSOHN, DEN ER GROSSZOG
     
     
     
     
    Stoßstange an Stoßstange den Pacific Coast Highway hinunter. Links die Santa Monica Berge, gesprenkelt mit Luxusvillen, ständig bedroht von Schlammlawinen und Erdbeben. Rechts die nicht minder exklusiven Behausungen, auf Stelzen über Strand und Ozean ragend, ein gefundenes