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Clean Team

Clean Team

Titel: Clean Team Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Huston
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lief.
    Er bemühte sich zu mir herüber.
     
    - Ich war schon immer ein Fan von Kate Jackson. Und Sie?
     
    Ich warf einen Blick auf die Mattscheibe.
     
    - Hab mir das nie angesehn.
     
    Er blieb wie angewurzelt stehen.
     
    - Echt?
    - Als ich klein war, hatten wir keinen Fernseher.
    - Verstehe. Sie sind einer von denen.
    - Genau. Einer von denen. Kein Hirnkrebs in der frühen Kindheit, der meine emotionale Entwicklung gehemmt hätte.
    - Das ist nicht komisch.
    - Sollte es auch nicht sein.
     
    Er schaute wieder zum Fernseher.
     
    - Also, ich mag die Serie.
    - Womit die Ermittlungen in dieser Sache abgeschlossen wären.
    - Hä?
    - Krieg ich ein Bier, bitte?
    - Welche Sorte?
    - Egal.
     
    Er nahm einen Krug vom Regal hinter der Bar, zapfte ein Heineken und stellte es vor mich hin.
     
    - Vier Dollar.
    - Ich übernehm das.
     
    Ich blickte zu dem alten Mann, der in dem Winkel zwischen Bar und Wand hockte. Er war über ein offenes Buch gebeugt, neben seinem Ellbogen stapelten sich weitere Bücher. Eine dicke Plastikbrille klemmte vorn auf seiner geschwollenen Nase, und vor ihm standen ein schwitzender Bierkrug und ein halbvolles Whiskeyglas.
    Er zupfte ein paar Dollarscheine aus dem Geldbündel neben seinen Drinks.
     
    - Hast du sehr unter dem Fernsehverbot gelitten?

    Ich hob mein Glas und nahm einen Schluck.
     
    - Nein. Nicht wirklich. Ich hab viel gelesen.
     
    Der Barmann schnappte sich die Scheine und marschierte zurück ans andere Ende der Bar.
     
    - Also, ich schau gern Fernsehen.
     
    Der alte Mann zeigte auf seinen Rücken.
     
    - Und das ist aus ihm geworden. Ein Kellner.
     
    Ich zuckte mit den Schultern.
     
    - Kein schlechter Job.
     
    Der Alte kratzte mit den Fingernägeln über seine Koteletten.
     
    - Ein Scheißjob.
     
    Der Barmann drehte den Fernseher lauter.
    Der Alte kniff ein Eselsohr in die Seite, die er gerade las, und klappte das Buch zu.
     
    - Liest du immer noch viel?
    - Klar.
     
    Er ging den Bücherstapel durch. Als er das Gesuchte gefunden hatte, zog er es heraus und hielt es mir hin.
     
    - Hast du dir das mal zu Gemüte geführt?

    Ich griff nach dem Buch und betrachtete den Titel.
    A Fan’s Notes .
     
    - Ja, kenn ich.
     
    Er nahm es wieder an sich.
     
    - Gutes Buch.
     
    Ich trank einen Schluck Bier.
     
    - Ist ganz nett. Aber nicht brillant.
     
    Er legte es zurück.
     
    - Hab ich was von brillant gesagt? Ich hab gesagt, es ist gut. Hör genauer zu.
    - Wie auch immer.
     
    Er zupfte am Kragen seines roten Flanellhemds, unter dem seine raue, sonnenverbrannte Haut hervorleuchtete.
     
    - Brillante Bücher sind selten. Was hast du in letzter Zeit gelesen, das wirklich brillant war?
    - Nichts.
    - Siehst du.
     
    Er reckte das Buch in die Höhe, in das er vorhin versunken gewesen war.
     
    - Anna Karenina . Das ist ein brillantes Buch. Ohne jeden Zweifel.
    - Ohne jeden Zweifel ein brillanter Unterhaltungsroman.

    Er legte das Buch ab.
     
    - Willst du mich provozieren?
    - Überhaupt nicht. Ich finde nur, es ist ein großartiges, auf den Massengeschmack zielendes Melodram, aber kein brillantes Kunstwerk.
     
    Er fuhr auf dem Barhocker herum und starrte mich an.
     
    - Für wen, zum Teufel, hältst du dich? Das ist anmaßend. Dieses Buch ist eines der …
     
    Er fuhr mit der Hand durch die Luft.
     
    - Ach, was soll’s? Du hättest deine Kindheit ebenso gut vor dem Fernseher verbringen können. Ich hätte dir einen Apparat in dein Zimmer rollen und dich davor festbinden sollen, damit du der gleichen Gehirnwäsche unterzogen wirst wie der Rest der Gesellschaft. Dann wärst du jetzt auch Barmann statt Lehrer. Hättest einen lässigen Job, würdest Bier ausschenken, Kotze aufwischen und Glotze schaun. Verlorene Zeit. Verlorene Liebesmüh.
     
    Er hob sein Whiskeyglas und leerte es.
     
    - Verlorenes Leben.
     
    Ich starrte in meinen Bierkrug.
    Er klopfte mit seinem Whiskeyglas auf den Tresen, und der Barmann kam mit einer Flasche Bushmills angetrabt.
    Er füllte das Glas des Alten bis zum Rand.
     
    - L.L., wie wär’s, wenn du’n bisschen freundlicher zu meinen Gästen bist? Nur, weil du dem Mann einen ausgibst,
hast du noch lang nicht das Recht, ihn so runterzuputzen.
     
    Ich hob eine Hand.
     
    - Schon okay. Er ist mein Dad.
     
     
    L.L. hat einen Roman geschrieben.
    Man findet ihn noch in kleinen Alternativbuchhandlungen, im gleichen Regal wie Nelson Algren, Bukowski oder Kerouac. Oder im Internet. Dann handelt es sich jedoch vermutlich um die Taschenbuchausgabe, erschienen

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