Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clean Team

Clean Team

Titel: Clean Team Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Huston
Vom Netzwerk:
solltest also den Äußerungen dieses geistig Minderbemittelten besser nicht zu viel Gewicht beimessen.
     
    Sie warf die Mandel zurück in die Schale.
     
    - Ja, da ist was dran.
     
    Sie erhob sich aus dem Stuhl, kam zu mir rüber und betrachtete die Bücher.
    Während ich die Buchrücken erneut gründlich einsprayte, streckte sie den Arm aus und berührte mit der Fingerspitze einen weißen Fleck, der sich auf einem gerahmten Foto gebildet hatte. Es zeigte einen sonnenverbrannten Mann mit dickem Schnurbart, kräftigen Armen und Schultern, der auf einem Dock neben einem aufgehängten Schwertfisch stand, einem Ungetüm von sicher zweihundert Pfund.
    - Verdammt. So ein gottverdammter Mist.
    - Was, zur Hölle, machst du eigentlich?
     
    Ich half Po Sin die ausgehöhlte und verpackte Matratze durch den Flur zur Eingangstür zu schleppen.
     
    - Arbeiten.
     
    Er blieb genau vor der Tür zum Arbeitszimmer stehen, in dem das Mädchen Bücher aus den Regalen holte und in Kartons verstaute.
     
    - Wirkt auf mich eher so, als ob sie arbeitet.
     
    Er fixierte mich kurz, schüttelte den Kopf und marschierte dann rückwärts durch die Eingangstür hinaus in die Sonne.
    Wir lehnten die Matratze gegen den Lieferwagen, und ich deutete aufs Haus.
     
    - Sie wollte die Bücher selbst durchschauen. Die mit den Leineneinbänden will sie nicht mehr, weil man auf denen noch Flecke sieht.
     
    Po Sin pflanzte seinen Hintern auf die Ladefläche des Lieferwagens. Seufzend gaben die Stoßdämpfer unter seinem Gewicht nach.
     
    - Nein, Scheiße, nicht das . Ich meine, was du mit ihr zu besprechen hast?
     
    Ich hob die Arme.
     
    - Du hast gesagt, soll mit ihr reden.
    - Ich hab gesagt, entschuldige dich. Von anbaggern war nicht die Rede.
    - Sie wollte sich unterhalten, Mann. Was hätte ich ihr denn sagen sollen? Oh, tut mir leid, aber mein Boss ist ein totaler Arsch und rastet sicher komplett aus, wenn ich mich in Ihrem Haus mit Ihnen unterhalte. Echt schade, dass Sie um Ihren Vater trauern, der sich gerade umgebracht hat, aber nehmen Sie doch das Münzgeld hier und rufen Sie jemanden an, der die amtliche Befugnis besitzt, ein bisschen Scheißanteilnahme zu zeigen.
     
    Po Sin wandte sich ab und spähte durch die Zedernhecke auf den schleichenden Verkehr draußen auf dem Pacific Coast Highway.
     
    - Die Rückfahrt dauert sicher ewig.
     
    Ich trat gegen einen Stein.
     
    - Sieht so aus.
     
    Er stemmte sich hoch, und der Lieferwagen federte vom Ballast befreit auf Normalhöhe zurück.
     
    - Versteh mich nicht falsch, Web, aber dass du Anteilnahme zeigst, ist man von dir in letzter Zeit nicht unbedingt gewohnt.
     
    Jetzt beobachteten wir beide den Verkehr.
     
    - Außerdem benehmen sich Menschen in ihrer Situation anders als unter normalen Umständen. Sie machen komisches Zeug, vertrauen uns ihre persönlichen Tragödien an. Aber solche Situationen können leicht umkippen.
Manche merken plötzlich, dass sie von der Rolle sind, und entwickeln extreme Hassgefühle. Dann werden vor allem die Leute zu willkommenen Zielscheiben, die sie engagiert haben, um die sterblichen Reste ihrer Liebsten zu beseitigen. Das macht den Job noch komplizierter, als er ohnehin schon ist. Diese Tätigkeit ist meine Lebensgrundlage. Ein Geschäft, das ich mir aus dem Nichts aufgebaut hab. Und ich möchte es nicht ruiniert sehen, weil eine tief geschockte junge Frau deine Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben mit einer Art blasiertem Charme verwechselt und am Ende noch tiefer verletzt wird, einen emotionalen Zusammenbruch erlebt und sich daraufhin weigert, ihre beschissene Rechnung zu zahlen. Nein danke, ich hab bereits genug Problem.
    - Keine Sorge. Mir ist bereits aufgefallen, dass er ein desillusionierter Zyniker ist. Und es besteht keine Gefahr, dass ich in sein emotionales Schwarzes Loch gesaugt werde oder so was.
     
    Wir wandten uns vom Verkehr ab.
    Sie stand oben auf der Auffahrt, der Wind wehte ihr die Locken ins Gesicht und kräuselte den Saum ihres knielangen schwarzen Jerseykleids. Unter dem Arm trug sie einen Karton mit Büchern.
     
    - Die könnt ihr haben. Vielleicht gefällt euch ja was davon.
    - Bist du sicher?
    - Klar doch. Nein, warte.
     
    Ich trat von der Bücherkiste zurück, die ich auf die Ladefläche des Lieferwagens geschoben hatte. Sie griff hinein und zog ein Buch heraus.

    - Das hier nicht.
     
    Ich warf einen Blick auf den Titel.
     
    - Gefällt dir das?
     
    Sie las ihn ebenfalls.
     
    - Nein, ich behalte es, weil ich es zum Kotzen

Weitere Kostenlose Bücher