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Clean Team

Clean Team

Titel: Clean Team Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Huston
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ein verfluchtes Desaster handelt.
     
    Sie nahm das nasse Handtuch von meiner Stirn.
     
    - Ich weiß. Aber trotzdem. Es ist nicht so schlimm, wie’s aussieht.
     
    Ich betrachtete das Blut auf dem Handtuch.
     
    - Das erklärt dann wohl auch das enorme Gefühl der Erleichterung, das mich gerade durchströmt.

    Sie beugte sich zu mir runter und musterte die Wunde auf meiner Stirn, die wieder aufgeplatzt war, als ich nach Jaimes Kniestößen den Boden geküsst hatte.
     
    - Das muss genäht werden. Soll ich’s versuchen?
    - Was? Nein, verdammt. Warum sind heute nur alle medizinischen Laien so scharf drauf, meine zarte Haut zusammenzuflicken?
     
    Sie richtete sich auf und tupfte erneut mit dem Handtuch meine Stirn ab.
     
    - Keine Ahnung. Ich wollte das immer schon mal probieren.
    - Eine offene Wunde nähen?
    - Ja. Verrückt, oder?
     
    Ich antwortete nicht auf diese Frage, denn dass ein solches Bedürfnis in hohem Maße verrückt war, bedurfte wohl keines weiteren Kommentars. Und dass mich die Vorstellung in gewisser Weise sogar erregte, wollte ich gar nicht erst aufs Tapet bringen. Es hätte zu viel über meine eigene gestörte Psyche verraten. Und die wurde durch meine momentane Berufstätigkeit ohnehin schon genügend offenbar. Ebenso wie durch den Umstand, dass ich mitten in der Nacht mit einem Eisbeutel im Schritt in einem Motelzimmer hockte, und eine wunderschöne, belesene und emotional komplizierte junge Frau meine Wunden versorgte, während sich ihr Bruder im blutbesudelten Nebenraum einen in die Lampe goss.
    Stattdessen kam ich zielstrebig auf das im Moment wichtigste Thema zu sprechen.
     
    - Du riechst gut.

    Sie nahm das Handtuch herunter.
     
    - Das müssen die Rosenblüten sein, in denen ich gebadet habe.
     
    Ich schnupperte.
     
    - Kann gut sein.
     
    Sie warf das Handtuch ins Waschbecken.
     
    - Oder das Deo, mit dem ich mich eingesprayt hab, um zu verbergen, dass ich nicht mehr gebadet habe, seit mein Dad vor zwei Tagen gestorben ist.
     
    Ich nickte.
     
    - Ich führ mich also wie ein Arschloch auf, ja?
     
    Sie schwang ihren Hintern auf den Waschtisch und baumelte mit den Füßen.
     
    - Es gibt Momente, in denen dein Verhalten tatsächlich ein wenig daneben ist.
     
    Ich hob den Eissack an und betastete meine tauben Genitalien.
     
    - Ja, und es gibt Umstände, die das herausfordern.
     
    Sie griff nach dem Zigarettenpäckchen, das neben dem Waschbecken lag und schob sich eine zwischen die Lippen.
     
    - Etwa wenn deine Zeugungsfähigkeit auf dem Spiel steht?

    Ich ließ den Eisbeutel in die Wanne fallen.
     
    - Oder wenn man mich bittet, ein Motelzimmer zu reinigen, in dem ganz offensichtlich ein Mord begangen wurde.
     
    Sie riss ein Streichholz an und hielt die Flamme ans Ende der Zigarette.
     
    - Ach das.
     
    Sie schüttelte das Streichholz aus und ließ es auf den Boden fallen.
     
    - Jaime hat niemanden umgebracht.
     
    Sie blies Rauch aus.
     
    - Er hat ihn nur ein bisschen aufgeschlitzt.
     
    Ich erhob mich vom Klo und versuchte eine paar Schritte, mit dem Pendel der Agonie zwischen meinen Beinen.
     
    - Ach wenn’s nur das ist. Dann machen wir uns mal an die Arbeit.
     
     
    - Der Typ war ein Arschloch, Arschloch.
    - Davon geh ich aus.
    - Von was?
     
    Ich zog den Kopf unter dem Bett hervor, wo ich im Schein einer Taschenlampe nach Blutspritzern suchte, und sah zu Jaime hoch.

    - Dass er ein Arschloch war. Sonst hättest du ihn wohl nicht ein bisschen aufgeschlitzt .
     
    Ich blickte zu Soledad, die mit verschränkten Armen in der Badezimmertür stand, zwischen den Fingern der linken Hand eine Zigarette, an der sie gelegentlich zog.
     
    - So war doch die Formulierung, oder? Er hat ihn nur ein bisschen aufgeschlitzt .
     
    Sie schaute auf.
     
    - Ja, genau.
     
    Jamie schwenkte das aktuelle in einer langen Reihe von Malibu-Fläschchen.
     
    - Ein bisschen? War ja wohl eher wie Schweigen der Lämmer . Hab den Typen bei lebendigem Leib gehäutet.
     
    Erneut spähte ich in Soledads Richtung.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Und verglich man die Menge des Bluts in ihrem Haus mit der sehr viel geringeren hier, hatte das Opfer wohl tatsächlich nicht allzu viel verloren. Aber was wusste ich schon.
    Unsicher, wem von beiden ich glauben sollte, machte ich weiter.
    Dabei ging ich so vor, wie ich es bei Po Sin und Gabe im Strandhaus beobachtet hatte. Ich begann ganz oben und arbeitete mich langsam nach unten vor. So, wie man schmutzige Fenster putzt. An der Zimmerdecke war nichts zu entdecken,

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