Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
Vom Netzwerk:
hoher Geschwindigkeit bekunden konnten. Glücklicherweise fungierte das Fangnetz als Sieb, das drei größere Körper von den meisten Bröckchen trennte. Die drei größeren Körper rollten auf den Boden. In dieser weiteren Station im Netzwerk zielte ein weiterer Wächter mit einem weiteren Bogen auf sie. Es schien alles so vertraut, dass sich die gebeutelte Jianna fragte, ob sie überhaupt fortgekommen waren, ob nicht hinter der nächsten Tunnelbiegung der schwarze Mann stehe, um dort auf den nächsten Drogenexzess mit ihr zu warten. Zum Glück sah der Wächter auf den zweiten Blick anders aus als der vorige. Seine Haare waren etwas kürzer, er trug einen Penisschaft mit einem aufgemalten Streifen und er war dicker als der Kollege, den sie zuletzt gesehen hatten. Einen freundlicheren Empfang bereitete er ihnen trotzdem nicht:
    "Halt! Wer seid ihr? Was seid ihr?"
    "Du hast vergessen, 'wohin wollt ihr?' zu fragen", sagte Fuzz liegend.
    "Wohin wollt ihr?", fragte der Wächter ohne eine Spur von Humor.
    "Nach Kodu."
    "Das ist hier. Was wollt ihr hier?"
    "Nur weg von hier!", gurgelte Fuzz. "Wo geht es nach draußen, an die frische Luft, guter Mann?"
    "Wo sind eure Geschenke? Niemand benutzt das Rückgrat, ohne Geschenke an sein Ziel mitzunehmen." Pikmo hielt ihm etwas hin:
    "Hier: Weißpilz bester Qualität." Der Wächter schnüffelte, guckte, überlegte. Pikmo zog seine Offerte etwas zu sich heran und fügte hinzu:
    "Ich gebe es dir, wenn wir am Ausgang sind."
    "Du kannst bestimmt auch diese Frau hier haben, in der letzten Zeit hat sie Geschmack an dunklen Männern gefunden", krähte Fuzz. Zwar hatte er es immer noch nicht geschafft, sich aufzurichten, wohl aber einen großen Teil seiner alten Frechheit wieder beisammen. Jiannas gequälte Stimme antwortete ihm:
    "Ich bring' dich um. Wenn ich wieder stehen kann, bring' ich dich um..." Pikmo raschelte sein Gegenüber lockend mit den Weißpilzen an, die er geistesgegenwärtig aus der Höhle gestohlen hatte.
    "...ich bring dich solang um, bis du nicht mehr weißt, wo vorne und hinten ist...", murmelte es aus dem Hintergrund. Der Wächter nickte kurz und lief voran. Pikmo grapschte sich seine Begleiter und lief hinterher.
    Draußen schien die Sonne. Nach der langen Dunkelheit wirkte das wie ein Wunder. In ihrem Schein lag die gefühlte Temperatur doppelt so hoch wie in jedem Schatten. Auch die Umwelt hatte sich komplett zum Besseren gewandelt. Vom drahtigen Gestrüpp, das ihr Vorankommen fast zum Erliegen gebracht hatte: keine Spur mehr. In gebührendem Sicherheitsabstand zum Ausgang aus der dunklen Welt pausierte das schmutzige Trio, um die Sonne wie die Gesellschaft eines alten Freundes zu genießen. Der Rastplatz lag auf einer sonnigen Wiese. Auf der sonnigen Wiese lagen einige warme Baumstämme. Auf den warmen Baumstämmen lagen die beiden Drogenhalbtoten, die im sanften Wetter an der frischen Luft langsam wieder ins volle Leben zurückkehrten. Der Boden unter den Grashalmen war bedeckt von dunkelgrünen Pflänzchen, deren orangegelbe Beeren laut Fuzz essbar waren. Für eine praktische Demonstration fühlte er sich noch zu schwach, also stiefelte Pikmo los, um den Patienten Wasser zu holen, das er gerochen hatte.
    "Weißt du, wohin wir jetzt müssen?", fragte die wie zum Trocknen aufgehängte Jianna Fuzz mit geschlossenen Augen.
    "Wir gehen weiter Richtung Backbord, dann wirst du sehen, dass ich recht habe, dass es da eure Stadt nicht gibt."
    "Du hast uns doch Hoffnung gemacht, dass wir wieder nach Hause zurückstolpern könnten, wenn wir so ein Loch finden."
    "Ja, die Hoffnung stirbt immer zuletzt." Fuzz unterstrich diese Aussage mit einem Armwinken, nach dem sein Arm wie ein toter Fisch auf seinem Bauch zusammensackte.
    "Wie findet man so ein Loch?", wollte Jianna nach einer Weile wissen.
    "Meistens so wie ihr: zufällig."
    "Kann man nicht dem Zufall ein bisschen auf die Sprünge helfen?"
Fuzz stützte sich auf seine Ellenbogen.
    "Das Problem ist, dass man die Tore nicht sehen kann." Er tippte sich an die Stirn. "Der Kopf korrigiert die Bilder von den Augen ziemlich stark, hat mir mal jemand erzählt, deshalb kann man ein Tor nicht sehen, selbst wenn man davor steht. Zumindest, wenn man direkt hinsieht. Irgendwie so war das."
    "Also gibt es einen Trick?"
    "Ja. Wenn man den Kopf soo schwenkt", sagte Fuzz und fiel bei der Demonstration fast von seinem Baum, "und weiß, wonach man sucht, kann man es am Rand vom Blickfeld manchmal sehen."
    "Was sehen?"
    "So eine Art

Weitere Kostenlose Bücher