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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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man nach Cleo selbst ging, dann stand sie nach wie vor in der Blüte ihrer Jahre.
    Aber wir hatten einen Warnschuss erhalten. Das Alter saß ihr in den Knochen, auch wenn sie es ganz gut überspielte. Sie schlief mehr als früher und wurde empfindlicher gegen Kälte.
    Dabei nahm sie das Alter mit einer Würde an, die einer Herzogin Ehre gemacht hätte. Das Miauen, das einst so niedlich und gefällig geklungen hatte, wurde zu einem autoritären Maunzen. Cleo hatte in ihrem langen Leben jede erdenkliche Form menschlichen Betragens kennengelernt. Sie wusste, wann man Stellung beziehen musste und wann man besser verschwinden sollte, und einen Fluchtweg hatte sie bislang noch immer gefunden. In ihrer Jugend hatte sie dennoch nicht einmal mit den Schnurrhaaren gezuckt, wenn Lydia sie kopfüber herumgetragen hatte. Vor gar nicht so langer Zeit hatte sie es hingenommen, dass Katharine ihr am Melbourne Cup Day einen Hut aufgesetzt und eigens für diese Gelegenheit gestrickte Handschuhe übergestreifthatte. Auch da hatte Cleo außerordentlich viel Geduld und Liebe bewiesen.
    Angesichts ihres fortgeschrittenen Alters beschlossen die Mädchen und ich, dass es an der Zeit für einige Umstellungen war. Kaum ausgewachsen, hatte Cleo darauf bestanden, ihre Nächte im Freien zu verbringen, um im Mondenschein über die Dächer zu spazieren. Selbst bei Kälte hatte sie am liebsten unter dem Haus in der Nähe des Heizkessels geschlafen. Damit war jetzt Schluss. Von nun an würde sie zu einer Wohnungskatze werden. Voraussetzung war natürlich, dass wir ein Bett fanden, das sie als ihrer würdig empfand.
    Nachdem sie eine ganze Dynastie von Sitzsäcken für sich vereinnahmt und zerstört hatte, musste sie den Riesensitzsack lieben, den ich in der Zoohandlung für sie gekauft hatte. Gut, er war eigentlich für einen großen Hund gedacht, aber das wusste Cleo ja nicht.
    Cleo verfügte über einen eingebauten Radar, der im Umkreis von tausend Hofhundketten alles, was mit Hunden zu tun hatte, anzeigte. Das Hundebett konnte nicht nach Hund gerochen haben. Es war funkelnagelneu. Vielleicht steckten ja die Gedankenreste desjenigen darin, der es genäht und über die Nähmaschine gebeugt überlegt hatte, welcher Hund irgendwann einmal darauf schlafen würde – ein Dalmatiner, ein Schäferhund oder die gute alte Promenadenmischung.
    Obwohl wir ihr auf jede erdenkliche Weise vorführten, wie bequem und schick das Hundebett war, machte Cleo einen weiten Bogen darum. Wir schleppten es zu den schönsten Ecken des Hauses – vor den Kamin, an die sonnige Stelle auf dem Küchenboden. Es half alles nichts. Cleo rümpfte die Nase.
    Ich gab auf und verfrachtete das Ding unters Haus für die Ratten (oder wer sonst dort unten unsere Sachen annagte). Vielleicht reichte ja auch ein Bett einfach nicht. Vielleicht wollte Cleo uns sagen, dass sie mehr Schlafplätze brauchte – ein Tagbett und ein Nachtbett zum Beispiel. Zurück in der Zoohandlung (wo die Verkäuferin mich langsam wie eine aus einer Irrenanstalt Entlaufene behandelte) kauften wir ein flauschiges pinkfarbenes Kissen und ein braunes gepolstertes Bettchen, beides speziell für Katzen gedacht.
    Das pinkfarbene Kissen bekam einen Platz zwischen den Sofas im Wohnzimmer. Es wurde mit genau der Verachtung behandelt, die es verdiente. Tagsüber machte Cleo es sich lieber auf einer Sofalehne gemütlich oder noch lieber auf dem Bauch eines Menschen, der sich hingelegt hatte und zu lesen versuchte. Dort war es warm, sie konnte ein gewisses Überlegenheitsgefühl auskosten und es war gleichzeitig eine ausgezeichnete Gelegenheit, ihre Zähne an den Buchseiten zu reinigen. Das einzige Katzenbett, das sie halbwegs akzeptierte, war das braune Polsterbett. Wir brachten es in der Waschküche unter, wohin sie sich nachts zähneknirschend zum Schlafen zurückzog und wo wir auch ihre Fressnäpfe hinstellten und ein Katzenklo (die schlimmste Beleidigung) für sie deponierten.
    Urlaubsreisen blieben ein Problem. In eine Katzenpension wollten wir sie nicht mehr geben. Daher blieb nur ein Katzensitter, der vorübergehend bei uns einzog. Cleos erste Katzenhüterin war unsere Freundin Magnolia.
    Magnolia ist eine der weltbesten Köchinnen. Da sie ursprünglich aus Samoa stammt, einem der wenigen Länder, wo man die Schönheit von fassgroßen Bäuchen zu schätzen weiß, hat sie eine Vorstellung davon, was Quantität bedeutet.Darüber hinaus hat sie den Qualitätssinn eines Gourmets. Ihr Kokosnusskuchen-Rezept muss sie aus

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