Cleo
gutgehen, Herzchen«, sagte sie und warf mir durch die Beifahrertür eine Kusshand zu. »Ciao-ciao!«
Rosie sagte voraus, dass unsere Katze durch den Umzug nach Norden ein Trauma davontragen würde. Aber Cleo weigerte sich, irgendwelche Prophezeiungen wahr zu machen. Je mehr wir Cleo wie ein gleichgestelltes Wesen behandelten, desto mehr verhielt sie sich wie eines – wobei sie natürlich eigentlich den Göttinnenstatus anstrebte. Warum am Abendbrottisch auf jemandes Schoß sitzen, wenn man genauso gut auf den Tisch steigen und sich nach Lust und Laune bedienen konnte?
Eine achtstündige Autofahrt, eingepfercht in einen Korb, entsprach zwar nicht ganz den Reisevorstellungen einer Katzengöttin, aber sie beklagte sich nicht. Zufrieden döste sie in Gesellschaft eines Strumpfs den größten Teil des Wegs vor sich hin.
Wir hatten ein altes Trambahnschaffner-Häuschen in Ponsonby gekauft, damals noch ein etwas heruntergekommenes Viertel im Herzen von Auckland. Mir gefiel die entspannte Atmosphäre in der Ponsonby Road, wo Polynesierinnen neben spielenden Kindern und Trunkenbolden, die so taten, als seien sie Künstler, über die Bürgersteige schwebten. Selbst die Graffiti waren interessant. Damals war mir das nicht klar, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis die Espressomaschinen und ernst dreinschauenden jungen Paare hier Einzug hielten.
Ich hatte mich auf den ersten Blick in das Cottage verliebt. Es war offen und lichtdurchflutet und problemlos zu erreichen, kurz, es war alles, was unser Haus in Wellington nicht war. Die großen Schiebefenster und die Holzgitter, die wie ein Spitzenvorhang die Veranda umgaben, begrüßten jeden auf der Straße freundlich. Durch das Gitterwerk wand sich eine Glyzinie. Blumenampeln schwangen im Wind leicht hin und her. Ein weißer Lattenzaun bleckte die Zähne vor einem Zylinderputzerstrauch.
Innen war das Haus angenehmerweise so geschnitten, wie man es erwartete. Von einem Flur, der zu einem offenen Wohnbereich führte, gingen drei Zimmer ab. Irgendwann im Laufe der Siebziger hatte ein schlecht gelaunter Hippie das Haus renoviert. Er musste depressiv gewesen sein. Warum sonst hätte er in jedem Zimmer dunkelbraunen Teppichboden verlegt und die Küche mit melassefarbenem Holz verkleidet? Die schönen alten Holzdecken und gemauerten Kamine waren erhalten geblieben, aber ansonsten gab es genug Geschmacksverirrungen. Die Vorliebe für Redwood-Beize konnte ich ja vielleicht noch verzeihen, aber über den spanischen Rundbogen zwischen Küche und Wohnbereich durfte ich nicht einmal nachdenken.
Der rückwärtige Garten war wie für Kinder gemacht. Von einem Wintergarten hinter der Küche führten große Türen auf eine von Bänken gesäumte Holzterrasse. Die Pergola ächzte unter dem Wein, der voller Trauben hing, und darunter gab es, oh Jubel, einen Jacuzzi. Dahinter lag ein handtuchgroßes, ungewohnt ebenes Stück Rasen, das immerhin genug Platz für ein Klettergerüst und ein Trampolin bot. Ein Bananenbaum winkte mit glänzenden Wedeln über den Zaun. Ich hatte das Gefühl, endlich angekommen zu sein. Steve teilte meine Begeisterung zwar nicht ganz, war aber bereit, sich auf das Wagnis einzulassen. Aus dem Korb auf der Rückbank drang ein königliches Miauen. Auf Rosies Anweisung hin trug Rob Cleo in dem Korb durch das Tor. Im Haus stellte er ihn auf den Boden. (Als mein Blick das erste Mal auf den Teppich fiel, hatte ich gewusst, dass das unser Haus war. Es war unser Schicksal, mit scheußlichen Bodenbelägen zu leben.) Langsam und vorsichtig öffnete er den Deckel. Rosie hatte uns vorgewarnt, Cleo würde von der Fahrt so desorientiert sein, dass sie sich möglicherweise stundenlang weigerte, aus ihrem Korb zu steigen.
Zwei schwarze Ohren erschienen über dem geflochtenen Rand, gefolgt von einem Paar Augen, schwarzen Schnurrhaaren und einer Nase. Die Augen wanderten erst zur Seite, um den schäbigen Flur zu inspizieren, dann nach oben, um zu sehen, ob auch alle ihre Sklaven versammelt waren. Dann verließ sie mit einem zierlichen Sprung ihr lauschiges Plätzchen und huschte wie ein Scharfschütze in feindlichem Gebiet durch das Haus, schnüffelte am Teppich und untersuchte jedes Zimmer bis in den letzten Winkel.
Ihre Jagd nach Spinnen wurde im Bad unter der altersschwachen Badewanne auf Löwenpfoten mit einem leckeren Snack belohnt. Unter der Küchenspüle fand sich einweiterer Schatz – eine Kolonie hyperaktiver Ameisen. Ein Haus mit solchen Bewohnern war wie für sie
Weitere Kostenlose Bücher