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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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auszutauschen.
    »Es ist ziemlich … spät … und ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin nach einer anstrengenden Arbeitswoche immer hundemüde.«
    »Darf ich dich irgendwann wieder anrufen?«, fragte er mich mit gepresster Stimme, als er sein Jackett nahm und ich ihn gemeinsam mit Cleo zur Tür brachte.
    »Nein, ich meine, ja. Ja. Unbedingt. Äh. Gute Nacht.«
    Ich schloss leise, aber bestimmt die Tür. Cleo reckte ihren Schwanz in die Höhe und stolzierte davon.

 
    22
    A usgesetztsein
    Bei großer Gefahr erstarrt eine Katze.
     
    »Er hat dich dazu gezwungen, dich umzuziehen?!« Nicole versuchte, ein wenig leiser zu lachen, so dass es nur die halbe Redaktion mitbekam.
    »Er hat mich nicht in dem Sinn dazu gezwungen«, sagte ich kichernd, auch wenn ich mich insgeheim über die Fähigkeit von Frauen ärgerte, so gnadenlos indiskret hinsichtlich ihrer Begegnungen mit Männern zu sein. Besonders wenn sich dabei jemand zum Idioten machte. Was in diesem Fall leider ich selbst war.
    Wäre ich nur so klug gewesen und hätte auf ihre Frage, wie die Verabredung war, »nett« geantwortet und es dabei bewenden lassen. Dann hätte sie allerdings weitergehende emotionale Verstrickungen vermutet und nichts konnte weiter von der Wahrheit entfernt sein als das. »Er machte nur einen geradezu gequälten Eindruck, deshalb habe ich vorgeschlagen, mich umzuziehen.«
    »Nicht dein Ernst! Die Mühe hätte ich mir nicht gemacht.«
    Das Gemeine war, dass Nicole es einfach nicht nötig hatte, sich diese Mühe zu machen. Selbst wenn sie im Bademantel ihrer Großmutter und mit Lockenwicklern auf dem Kopf die Straße hinunterginge, würde sich jeder Mann, der sie auch nur von ferne sah, nach ihr umdrehen.
    »Und das Stück war vielleicht schrecklich! Ich anstelle derSchauspieler hätte mich beschämt von der Bühne geschlichen. Ehrlich, er hat keine Ahnung …«
    »Wahrscheinlich wollte er Eindruck schinden. Hast du … hat er … versucht, einen Schritt weiterzugehen?«
    »Natürlich nicht!«, rief ich, wobei sich mein Gesicht plötzlich anfühlte, als befände ich mich in der Sauna. Der Kuss war nichts. Eine kurzfristige Verirrung, die man am besten aus dem Gedächtnis und jeder Unterhaltung strich. »Wahrscheinlich ist er einfach nur einsam. Ich werde ihn sowieso nicht wiedersehen. Er ist zu jung und zu langweilig.«
    »Das habe ich doch gleich gesagt«, erwiderte Nicole, während ihre Finger über die Tasten tanzten. »Ich muss diesen Artikel bis elf fertig haben und habe noch kein Wort geschrieben.«
    »Was soll so ein Typ auch mit einer uralten alleinerziehenden Mutter von zwei Kindern anfangen?«, murmelte ich und versuchte die Notizen über einen abgehalfterten international bekannten Autor zu entziffern, die ich mir vor einer Woche in damals ausgezeichnet lesbarer Kurzschrift gemacht hatte. Jetzt sah das Gekritzel aus wie Altarabisch. »Er hat offenbar nicht alle Tassen im Schrank.«
    »Wer?«, fragte Nicole unkonzentriert, weil sie gerade die Privatnummer eines schwer erreichbaren Fernsehdirektors herauszufinden versuchte, mit dem sie ein Interview machen wollte.
    »Dieser Junge.«
    »Welcher Junge? Ach, der Toy Boy. Vergiss ihn.«
    Ja. Das passte. Toy Boy, ein ausgezeichneter Name, der etwas so Befreiendes wie eine Nasenspülung hatte. Mit einem solchen Namen könnte man ihn in Zellophan verpacken, in eine Schachtel stecken und irgendwo verstauen als ein Experiment, das man längst bereute.
    Tina legte mir eine Liste mit Vorschlägen für Artikel auf den Schreibtisch. Ganz unten hatte sie noch hingekritzelt: »Ein Feature zu Halloween. Mach irgendwas Interessantes draus. Kürbisse hatten wir letztes Jahr. Gähn!«
    Arbeit. Was hätte ich nur ohne sie getan? Ein besseres Anästhetikum gab es nicht.
    »Anruf für dich, Helen«, brüllte Mike quer durch den Raum, er war einer der weniger zurückhaltenden Journalisten aus dem Politik-Ressort. »Irgend so ein arrogant klingender Kerl. Keine Ahnung, warum er bei mir gelandet ist. Ich stell ihn dir durch.«
    Wie sich eine Journalistin am Telefon meldet, ist eine regelrechte Kunstform. Sie muss neugierig und zugänglich klingen, falls der Anrufer mit einer Story aufwartet, die auf der Titelseite von Newsweek landen könnte, was ungefähr so häufig vorkommt wie ein Dinosaurier, der sich selbst aus seinem Grab buddelt. Gleichzeitig muss ihre Stimme aber auch etwas Abweisendes an sich haben, falls der Anrufer ein Irrer ist oder der Keucher.
    »Ich wollte mich für den gestrigen

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