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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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das lieber ist.«
    Philip erhob keine Einwände gegen meinen Vorschlag. Ich war zutiefst beleidigt, zutiefst. Ich drückte ihm Cleo in die Arme und lief in mein Schlafzimmer. Andererseits hatte es auch etwas für sich, dachte ich, während ich in einen braunen Rock und eine cremefarbene Bluse schlüpfte, dass er ehrlich genug war, um mir zu verstehen zu geben, er würde lieber ein Scharmützel aus dem Vietnamkrieg nachstellen als sich mit mir in Kung-Fu-Verkleidung in der Öffentlichkeit zeigen.
    »Nette Katze«, sagte er, als wir zur Tür gingen.
    Wir kamen zu spät ins Theater. Während wir im Dunkeln saßen und uns eine fürchterlich amateurhafte Aufführungvon Die Katze auf dem heißen Blechdach ansahen, stellte ich im Kopf eine Liste zusammen, warum dieser Mann selbst für einen One-Night-Stand völlig ungeeignet war: Er hatte gerade erst die Highschool hinter sich; eine viel schlimmere Berufswahl hätte er nicht treffen können (erst zur Armee und dann in die Bank?!); er hatte keine Ahnung von Theater; und schließlich respektierte er meinen Geschmack in Sachen Mode nicht.
    Seine Kleidung haute mich übrigens auch nicht gerade um. Die Schuhe glänzten so sehr, dass man sie als Spiegel zum Augenbrauenzupfen verwenden konnte. Das gestreifte Hemd, die Cordhose, der sorgfältig ausgesuchte Ledergürtel. Das alles hätte genauso gut aus dem Schrank irgendeines alten Knackers stammen können.
    Aber er sah gut aus darin, das musste ich zugeben. Er roch frisch wie ein Bergwald, im Vergleich zu den meisten Journalisten zumindest, die das Odeur von Alkohol, Zigaretten und Substanzen, von denen ich gar nichts wissen wollte, verbreiteten. Seine Augen flackerten blau auf wie Gasflammen, wenn er über meine Witze lachte (vielleicht ein bisschen zu laut). Einer davon drehte sich um die dummen Angeber, die europäische Autos fuhren. Wir waren mit einem solchen Tempo ins Theater gerast, dass ich vor lauter Angst gar nicht mitbekommen hatte, in was für einem Auto wir saßen. Das ironische Zwinkern, mit dem er mir nach der Aufführung die Beifahrertür seines alten Audi aufmachte, war einfach liebenswert.
    Er war ein sehr netter junger Mann, der wahrscheinlich nur irgendeinen Liebeskummer vor zwei verständnisvollen Ohren ausbreiten wollte. Ich konnte ihm also ruhig meine Freundschaft anbieten und ihn auf einen Kaffee ins Haus bitten.
    »Ja gerne«, sagteer. »Allerdings trinke ich um diese Zeit keinen Kaffee mehr. Haben Sie vielleicht auch Kräutertee?«
    Ein paar meiner Kollegen tranken regelmäßig Kräutertee, aber ich glaubte nicht, dass er diese Sorte Kräuter meinte.
    »Tut mir leid, ich habe nur Schwarztee.«
    Da die Kinder nicht da waren, war es ungewöhnlich still im Haus. Selbst wenn sie schliefen, war immer das Rascheln der Bettwäsche und ihr Seufzen beim Träumen zu hören. Ich streifte meine Schuhe ab und durchwühlte die Küchenschränke auf der Suche nach zwei zusammenpassenden Tassen.
    »Eine interessante Katze«, hörte ich ihn nebenan sagen. »Sie kommt mir fast vor wie ein Mensch.«
    Als ich mit dem in der Kanne versteckten Beuteltee und der gesprungenen Tasse auf meiner Seite des Tabletts ins Wohnzimmer trat, bot sich mir ein reizender Anblick. Eine schnurrende Cleo wand sich durch Philips Beine, sprang auf seine Knie, kletterte sein Hemd hoch und leckte ihn zart am Kinn. Noch nie hatte Cleo einen Fremden so schnell in ihr Herz geschlossen.
    »Tut mir leid, ich werde sie in ein anderes Zimmer bringen«, sagte ich.
    »Nein, lassen Sie sie«, sagte er und fuhr mit der Hand sanft über ihren gebogenen Rücken. »Bist eine gute Katze, hm? Erzählen Sie mir von Ihren Kindern.«
    Ich erstarrte. Die Kinder waren verbotenes Terrain. Ich machte natürlich kein Geheimnis darum, dass ich Kinder hatte. Sie gehörten genauso zu mir wie meine Hände und Füße. Und selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich ihre Existenz nicht verleugnen können. Sie waren überall im Haus präsent. Im Wohnzimmer watete man knöcheltief durchLegosteine. Lydias fauvistische Kunstwerke aus der Spielgruppe hingen an den Küchenschränken. Robs Schultasche lümmelte wie ein Trunkenbold vor seinem Zimmer auf dem Boden.
    Die Kinder waren mein Leben, sie bedeuteten mir so viel, dass ich mir das Herz für sie aus der Brust gerissen hätte. Er hatte kein Recht, nach ihnen zu fragen. Sie gingen einen potenziellen One-Night-Stand nichts an, der gerade jede Chance, einer zu werden, verspielte.
    »Erzählen Sie doch zuerst«, erwiderte ich. »Waren

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