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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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liebevoll gepflegtem, reich blühendem Knöterich, dessen Ranken an einem Netz von da und dort an der Wand befestigten dünnen Metalldrähten die ganze Fassade bedeckten.
    Ich musste eine herunterhängende Ranke beiseite schieben, um das Keramiknamensschild lesen zu können: KLAAS & JENNY & EELCO GRUYTERS.
    Eine mollige Frau in Sommerbluse und Jeans öffnete die Tür. Sie hatte ein rosiges Gesicht und wirkte mindestens zwanzig Jahre zu jung, um Clara sein zu können.
    »Kommen Sie wegen der Waschmaschine?«
    »Nein.« Ich lächelte. »Mein Name ist Max Winter. Ich verstehe nicht viel von Waschmaschinen. Ist sie kaputt?«
    »Ich habe schon dreimal angerufen. Wissen Sie, was die machen? Die warten so lange, bis die Garantie abgelaufen ist. Dann kommen sie sofort.«
    »Das sind alles Schurken«, sagte ich.
    Sie lachte. »Sie können ja auch nichts dran ändern. Möchten Sie zu Klaas?«
    »Ich bin auf der Suche nach Clara Mending. Sie soll hier angeblich wohnen.«
    »Nein.« Sie dachte kurz nach und schüttelte dann energisch den Kopf. »Diesen Namen habe ich noch nie gehört.«
    »Sie muss hier vor zwanzig Jahren gewohnt haben.«
    »Wir wohnen hier seit ungefähr sechs Jahren und die Leute vor uns hießen Zijlstra. Die haben sich ein Haus gekauft.«
    »Haben Sie zufällig ihre Adresse?«
    »Vielleicht in den alten Papieren, ich müsste sie heraussuchen, es ist schon so lange her. Wir haben ihre Gardinen und Teppiche übernommen und ihnen ein paar Mal die Post hinterhergeschickt … Ist es wichtig für Sie?«
    »Es geht um eine Versicherungspolice, die zu verfallen droht. Gibt es vielleicht Nachbarn, die schon seit zwanzig Jahren hier wohnen?«
    »Das würde mich wundern … Hier wohnen größtenteils junge Paare mit kleinen Kindern; in der Nähe ist eine Schule.« Sie verzog das Gesicht. »Für die meisten sind das hier nur Übergangswohnungen.«
    Ich lächelte verständnisvoll. »Sind das kommunale Wohnungen?«
    »Sie gehören einer Wohnungsbaugesellschaft. Soll ich Ihnen die Adresse auch geben?«
    »Wenn Sie sie greifbar haben …«
    Sie zögerte einen Moment. »Können Sie einen Augenblick warten?«
    »Natürlich.«
    Sie verschwand in der Wohnung und ließ die Tür offen, als wolle sie mir zeigen, dass sie nicht beabsichtigte, mich zu beleidigen. Trotzdem hatte ich den kurzen Moment nervöser Unsicherheit bemerkt, der zu einer großen Stadt gehört und eine Folge von Drogen, Arbeitslosigkeit und zunehmender Kriminalität zu sein scheint. Es kann einen ganz traurig machen.
    Jenny kehrte mit gerötetem Gesicht zurück. »Wie dumm von mir, sie stand natürlich in Klaas’ altem Adressbuch, zusammen mit der Telefonnummer. Ich meine die Familie Zijlstra. Ich habe alles für Sie aufgeschrieben. Und das ist die Adresse der Wohnungsbaugesellschaft.« Sie reichte mir einen abgerissenen Briefkopf und ein Blatt aus einem Notizblock.
    »Fantastisch.«
    Sie lächelte mich freundlich an, als sei sie dankbar, dass ich ihr nicht den Schädel eingeschlagen und mich mit dem Fernseher aus dem Staub gemacht hatte.
    Ich parkte am nahe gelegenen Bahnhof Overvecht und rief die Zijlstras vom Auto aus an. Die Hangelei von Adresse zu Adresse macht mir nichts aus und das, was ich wissen wollte, schien mir nicht die Art von Information zu sein, für die ich einen Gehirnchirurgen brauchte.
    Zijlstra nahm ab und ich tischte ihm die Versicherungsgeschichte auf.
    »Tut mir Leid«, antwortete Zijlstra. »Der Name Mending sagt mir leider nichts. Die Wohnung stand leer, als wir einzogen.«
    »Wann war das?«
    »Im Oktober 1980.«
    All diese Ereignisse, das Verschwinden der Freundin und der Flugzeugabsturz in ein und demselben Jahr versetzten mich allmählich in eine gewisse Aufregung. »Es ist natürlich lange her, aber vielleicht haben Sie damals von den Nachbarn gehört, wo Frau Mending hingezogen sein könnte?«
    »Ich nicht, aber meine Frau vielleicht. Einen Augenblick bitte.«
    Ich hörte das Murmeln seiner Stimme, bevor er die Hand auf den Hörer legte.
    »Nichts«, sagte er kurz darauf. »Wir hatten kein besonders enges Verhältnis zu den Nachbarn. Ich kann Ihnen leider nicht helfen.«
    Ich rief im Rathaus an. Einwohnerregister sind natürlich im Prinzip öffentlich, aber normalerweise hat man es lieber, wenn der Kunde persönlich am Schalter erscheint oder schriftlich um Auskunft ersucht.
    »Einwohnermeldeamt.«
    »Kommissar Bart Simons, Amsterdam, guten Tag, ich bin auf der Suche nach einer früheren Einwohnerin, Clara Mending. Ich habe ihre

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