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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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einsehen dürfte«, meinte ich. »Ich meine, mit euren Anmerkungen.«
    Wieder blieb Geerigs einen Moment still. »Das wäre aber eine Ausnahme und ziemlich gegen die Regeln.«
    »Stimmt schon.«
    »Wir betrachten Hilfe aus der Bevölkerung immer mit einem gewissen Misstrauen«, sagte er dann.
    »Daran kann ich mich noch erinnern.«
    »Die Leute fangen an, sich gegenseitig zu bespitzeln, und nicht viel später herrscht Terror in den Straßen.«
    »Absolut richtig«, stimmte ich vollmundig zu.
    »Auf der anderen Seite muss ich mich hier auch noch mit einem Doppelmord und zehn weiteren Fällen herumschlagen. Aber selbst das …« Er überlegte einen Moment und sagte dann: »Ich muss das mit Versteeg klären. Gib mir auf alle Fälle schon mal deine Faxnummer.«
    »Was wolltest du sagen mit: aber selbst das …?«
    »Sogar dieser Berg an Arbeit dürfte kein Grund sein, diese Liste an dich weiterzugeben. Ich ziehe das nur in Betracht, weil ich es wirklich zum allerersten Mal erlebe, dass es einem kleinen Einbrecher in den Sinn kommt, einen Privatdetektiv zu engagieren, um die Arbeit der Polizei noch mal zu machen.«
    »Du glaubst also, Gerrit könnte unschuldig sein?«
    »Oder besonders schlau. Tu dein Bestes. Ich nehme an, du hältst mich auf dem Laufenden. Ohne dich hätte der Witzbold sowieso keine Chance, ich meine, vorläufig habe ich ihn jedenfalls noch in der Zange.«

 
7
     
    Lonneke war schon da. Ihre blonden Haare waren feucht vom Regen, denn sie hatte natürlich, genau wie ich, ihr Auto nur auf dem Parkplatz direkt hinter den städtischen Uferkais abstellen können und war im Laufschritt die enge Straße entlanggerannt. Wie überall in den Innenstädten wird das Parkplatzproblem auch in Muiden mit gusseisernen, auf antik getrimmten Hindernissen bekämpft.
    Außer uns waren noch einige andere Gäste im Lokal, die zusammen genug Feuchtigkeit mit hereingebracht hatten, dass die Fenster beschlugen. Durch die Scheiben blickte man auf den Kanal, verlassene Uferterrassen und vertäute kleine Fischerboote der Segelflotte Muiden. Die braunen Segel waren um die Giekbäume gewickelt und tropften auf nasse Decks. Durch den Regen und den Dunst erschien alles genauso verzerrt und traurig wie Leos Augen hinter seinen Brillengläsern.
    Schirmlampen und Kerzen brannten, um der trübseligen Dämmerung eine intime Atmosphäre zu verleihen. Ich schüttelte meine Jacke aus, hängte sie an den Garderobenständer neben der Tür und ging an einem asiatischen Paar vorbei zu Lonneke, die einen runden Tisch in der Ecke gewählt hatte. Ich begrüßte sie und reichte ihr die Hand. Ein alter Mann am Nebentisch zwinkerte mir aus unerfindlichen Gründen zu.
    »Hallo«, sagte Lonneke.
    Sie verhielt sich irgendwie gehemmt, als wisse sie nicht so recht, wie sie mit jemandem umgehen sollte, dem sie in einer Gefühlsaufwallung private Dinge anvertraut hatte. Es war die Art von ungeschickter Schüchternheit, die die Leute verspüren, wenn sie neben dem Unbekannten erwachen, mit dem sie in der Nacht zuvor betrunken im Bett gelandet sind.
    »Ich habe schon einen Sherry bestellt«, sagte sie, als eine junge Frau mit Speisekarten zu uns an den Tisch kam.
    Ich nickte. »Einen schottischen Whisky bitte, mit Eis, ohne Soda.«
    Die junge Frau verschwand. Lonneke öffnete die in Leder gebundene Speisekarte, warf einen Blick darauf und sagte: »Ich bezahle selbst.«
    »In Ordnung. Ich leide nicht unter übertriebenem Machismo.«
    Sie lächelte nicht. »Ich war ziemlich überrascht …«, begann sie.
    Überrascht zu sein war offenbar eine typische Eigenschaft in dieser Familie. »Lassen Sie uns erst bestellen, dann haben wir das schon mal hinter uns«, schlug ich vor. »Oder haben Sie es eilig?«
    »Nein, aber ich finde das Ganze hier reichlich albern.« Sie starrte mit ausdruckslosem Gesicht in die Speisekarte.
    Ich wollte eine Bemerkung machen, hielt mich aber zurück und studierte die Auswahl der Gerichte. Alles war teurer als im Hotel St. Patrick. Lonneke wählte als Vorspeise Räucherlachs und als Hauptgang eines der Fischgerichte, während ich mich für herzhafte Tournedos sowie eine luxuriöse Vorspeise mit foie gras und einen südafrikanischen Wein entschied, der garantiert nicht zu meinem Whisky passte.
    Ich nahm einen Schluck von meinem Drink und fragte: »Wieso albern?«
    »Ich habe einen lächerlichen Abschlussbericht von Meulendijk bekommen und dazu die Rechnung.«
    »War die Rechnung übertrieben?«
    »Die Rechnung war in Ordnung, aber darum

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