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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Art, den Staat zu finanzieren, Stillschweigen bewahrt. Zalim weiß natürlich davon und möglicherweise auch Claude, aber sonst niemand, glaube ich. Hier ist man immer noch sehr, nun ja, mittelalterlich im Denken und in den Gebräuchen, wie Ihnen aufgefallen sein wird. Und die meisten Leute hier reisen nicht; sie haben keine Vorstellung von der Welt jenseits des Teiches. Für sie liegt der Wohlstand Ranipurs in den Juwelen und den Reserven an Edelsteinen, die sicher in der Khaji-na liegen. Wenn sie herausfinden würden, dass die Staatsschatullen fast leer sind und der neue Wohlstand in ein paar Dutzend Blatt Papier besteht, die im Schlafzimmer des Herrschers im Safe liegen, dann könnte es für den Herrscher und den Dewan ungemütlich werden. >Man würde Fragen stellen<, wie Ihr Briten so schön sagt.«
    Joe sah sie mit hartem Gesicht an. »Also drohten Sie, die Tatsache zu verbreiten, dass die Schatztruhen des Staates leer seien, dass sie systematisch von Udai Singh geplündert worden seien? Dass der Mann, der stolz darauf ist, seinem Volk ein Vater zu sein, sein Erbe für einen Stapel Papiere verkauft habe, die in einer fremden Sprache bedruckt sind? Kein Wunder, dass er Sie loswerden will! Ich bin erstaunt, dass er Sie noch nicht an die Krokodile verfüttert hat.«
    Sie sah ihn mit großen, ängstlichen Augen an. »Das wäre immer noch möglich. Glauben Sie nicht, dass ich das nicht wüsste. Ich lasse Stuart die Flugzeuge ständig in erstklassigem Zustand und aufgetankt halten, damit wir jederzeit starten können. Kommen Sie doch mit uns, Joe! Wir könnten morgen mit dem ersten Tageslicht aufbrechen. Erste Zwischenlandung Delhi
    - nächster Halt irgendwo in der Welt! Warum nicht?«
    »Bedauere, ich habe bereits eine Verabredung für morgen früh. Ich soll einen Tiger schießen.«
    Er hörte sich selbst sprechen - die scharfe, herablassende Stimme eines britischen Offiziers - und schämte sich. »Oh Gott, Madeleine, tut mir Leid! Was für eine aufgeblasene Sprechweise!«
    Sie drückte seinen Arm. »Sie hängen schon zu lange mit Edgar Troop herum! Das ist keine gute Idee, Joe. Aber wenigstens verstehen Sie jetzt, warum ich mir ständig über die Schulter schaue?«
    »Ja, das tue ich, und ich will das auch nicht beschönigen. Madeleine, Sie haben da in einem Wespennest gestochert. Sie hätten sich niemals einmischen sollen. Sie wissen doch gar nicht, was unter der Oberfläche vor sich geht . «, fügte er nachdenklich hinzu.
    »Aber Sie wissen es?«, hakte sie sofort nach, ein Vorstoß in seine Unsicherheit.
    Sollte er es ihr sagen? Sich ihr anvertrauen? Um ihre bodenständige Reaktion zu hören? Wollte er sie sagen hören, dass seine Befürchtungen lächerlich waren? Eine Zeitlang hatte Joe das Gefühl gehabt, die entsetzliche Wahrheit hinter den Todesfällen der beiden Erben zwar zu kennen, aber niemand zu haben, der seine Theorie bestätigen oder widerlegen konnte. Seine Theorie war derart unverdaulich, dass er sie in einem Winkel seines Verstands versteckt hatte, aber Stück für Stück, Schicht um Schicht, waren Informationen, Meinungen und Intuitionen wie Schneebälle auf die Idee eingeprasselt, bis er verzweifelt war und gute Lust verspürte, die ganze Lawine loszutreten in der Hoffnung, dass jemand sie aufhalten könnte.
    Sie nahm sein Gesicht sanft in ihre Hände und drehte es zu sich. »Sie wissen es, nicht wahr, Joe? Sie wissen, wer Bishan und Prithvi tötete?«
    Sie nahm sein Schweigen und den nach unten gerichteten Blick als Antwort und verlangte: »Sagen Sie es mir! Prithvi war mein Ehemann! Ich habe das Recht, es zu erfahren! Ich muss es wissen!«
    Er nahm ihre Hände und legte einen Arm um ihre Schultern.
    »Ist schon gut, Joe«, sagte sie. »Ich werde nicht schreien oder einen Anfall bekommen oder mich mit einem Messer auf jemanden stürzen.«
    Er schluckte und öffnete den Mund, überlegte es sich und wandte den Blick ab. Dann fielen ihm Lois und ihre Ermahnung wieder ein: >Die Wände haben Ohren.< Also drehte er Madeleine den Kopf zu. Durch die nach Lilien duftenden Locken flüsterte er: »Sie wurden auf Anweisung von Udai Singh ermordet. Auf Anweisung ihres eigenen Vaters.«
Kapitel 19
    Voller Entsetzen bebten Madeleines Schultern. Joe hielt sie einige Augenblicke fest, bis sie langsam ruhiger wurde. Ihr Verstand raste, wie er vermutete, folgte seinen eigenen Spuren durch die dunklen Korridore der Palastintrigen. Madeleine ließ sich Zeit.
    »Okay, Joe«, sagte sie schließlich mit ruhiger

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