Cleverly, Barbara - Die List des Tigers
Flugzeug nahm, mit dem eigentlich Stuart fliegen sollte. Und wieder fällt mir nur ein Grund ein: >Anordnung oder Vorschlag von ganz oben.< Es gibt in der Rangordnung nicht viele Menschen über Prithvi. Wenn man nachzählt, gibt es eigentlich nur einen. Seinen Vater. Also sind wir wieder bei den väterlichen Machenschaften angelangt.«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, was Sie meinen, aber ich kann Ihnen bestätigen, dass Prithvi an jenem Morgen eine lange Unterredung mit seinem Vater hatte. Glauben Sie, dass es so abgelaufen ist? >Warum zeigst du diesen Briten nicht, was du auf dem Kasten hast? Du hast mittlerweile dieselben Fähigkeiten wie dieser Yankee-Pilot, oder etwa nicht?< Udai wusste, dass Prithvi niemals eine Herausforderung ablehnen konnte. Denken Sie, dass es so passiert sein könnte, Joe?«
Er nickte. Flink stellte er sein Glas ab, als sie sich in seine Arme warf und hemmungslos an seiner Brust schluchzte.
»Mein Gott, bin ich dumm!« Sie hickste. »Und dabei hielt ich mich für so klug! >Gib mir, was mir zusteht, und vielleicht erzähle ich der Welt dann nichts von deinen üblen Dollar-Deals!< Wie ein Kleinkind, das einem Grizzly droht, ihm das Fingerchen ins Auge zu bohren!« Sie zog an einem Zipfel seines Handtuchs und trocknete sich die Augen. »Jetzt bin ich ins Schussfeld geraten, nicht wahr, Joe? Und ich habe die Gefahr direkt zu Ihnen gebracht. Hören Sie, lassen Sie uns das zu Ende denken. Falls Udai - und was mich angeht, ist es immer noch ein >falls< - falls also Udai hinter allem steckt, dann hat er es nicht allein getan. Ach, ich meine nicht nur diejenigen, die den Panther austauschten und die Kabel durchsägten, ich wette, er hatte auch Hilfe in der Planungsphase. Zweifelsohne waren Ajit Singh und seine Männer die ausführenden Organe, aber ich tippe auch auf .«
»Zalim?«
Madeleine nickte. »Und vergessen Sie nicht den jungen Bahadur. Er sei verflucht! Glauben Sie mir -ich werde ihn niemals vergessen.«
Joe seufzte. Er ging zur Tür und zog den Riegel vor, löschte ein paar Lichter und kehrte dann zu Madeleine zurück, die immer noch auf dem Bett saß. »Angesichts des derzeitigen Herrschers, des künftigen Herrschers, des Premierministers, des Polizeichefs und der Palastwache, die allesamt darauf aus sind, dass wir nicht von hier verschwinden und alles ausplaudern, haben wir ein großes Problem«, sagte Joe. »Plötzlich kommen mir Ihre Flugzeuge überaus attraktiv vor. Erzählen Sie mir, wenn Sie jetzt aufbrechen würden, wohin würden Sie fliegen?«
Er war sich ganz sicher, dass sie nicht die Absicht hatte, ihm ihre Pläne zu offenbaren, aber es war einen Versuch wert.
»Man könnte mühelos nach Delhi kommen. Aber vielleicht möchten Sie das Empfangskomitee am Flughafen umgehen. Diese Flugzeuge können überall landen, wo es festen Boden hat. Eine Straße würde schon ausreichen. Wählen Sie einfach einen Punkt auf der Landkarte.«
»Und dann weiter per Bahn? Mit dem Zug in eine Hafenstadt? Bombay? Madras? Kalkutta?«
Keiner der Namen zeitigte eine Reaktion in Madeleines Gesicht. »Ja, das wäre machbar«, meinte sie unverbindlich.
»Jetzt müssen wir erst einmal irgendwie die Nacht überstehen«, fing Joe an.
Sie griff nach seiner Hand und wandte ihm ihr Gesicht zu, dessen Ausdruck im Schummerlicht nicht genau zu erkennen war. Möglicherweise Zuneigung. Es hätte auch Mitleid oder sogar Verlangen sein können.
»Joe . ich könnte . wir könnten .«
Eine unsichere Madeleine?
Er strich ihr über den glänzenden Schopf und nahm sie mit einer Zuversicht in den Arm, nach der sie sich offenbar gesehnt hatte. »Sie bleiben heute Nacht besser hier«, sagte er sanft. »Und dieses Mal bin ich an der Reihe, auf der Couch zu schlafen.«
Kapitel 20
Joe meldete sich am frühen Morgen am Elefantentor zum Rapport. Govind hatte seine Sachen gepackt, während Joe gefrühstückt hatte. Alle Spuren von Madeleine waren so gut entfernt worden, wie sie es in den hektischen zehn Minuten fertig gebracht hatten, bevor die Sonne aufgegangen war. Madeleine hatte den Umschlag unter ihrem Kissen hervorgezogen und gegrinst. »Sie wundern sich sicher, wie ich so gut schlafen konnte - mit dem Kopf auf halb Miami!« Dann hatte sie den Umschlag in den Ausschnitt ihrer Bluse gesteckt und ihren Gürtel enger geschnallt, damit der Umschlag nicht verrutschen konnte. »Adieu, Joe. Ich sehe Sie dann im Dschungel.«
»Was? Sie kommen mit? Das entwickelt sich ja förmlich zu einer Landpartie mit dem Omnibus
Weitere Kostenlose Bücher