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Clockwork Orange

Clockwork Orange

Titel: Clockwork Orange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Burgess
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wie gelangweilt abschössen und in ihre brennenden Strohhütten schmissen, o meine Brüder. Was nun kam, war im Vergleich dazu beinahe wie eine Erholung und wirklich kein Ding, über das ich mich normalerweise aufgeregt hätte, nämlich drei oder vier Malitschicks, die einen Laden krasteten und ihre Stopfer mit Strom aus der Registrierkasse füllten, während sie gleichzeitig mit der stari Babuschka von Ladenbesitzerin spielten und sie ein malenki bißchen tollschockten und das Krowy fließen ließen. Aber das Hämmern und Dröhnen in meinem Gulliver und das elende Würgen von diesem Brechreiz und der furchtbare kratzende Durst in meiner Kehle, alles das war schlimmer als gestern. »Genug!« schrie ich. »Ich hab' genug, macht endlich Schluß, ihr Teufel, es ist nicht fair!« Und ich versuchte mich von diesem Höllenstuhl loszureißen, aber es war nicht möglich, ich war so hilflos wie die Fliege auf dem Leim. »Erstklassig!« krächzte dieser Dr. Brodsky. »Sie machen sich ausgezeichnet. Nur noch einen, und dann sind wir für heute fertig.« Jetzt kam wieder was aus dem stari Zweiten Weltkrieg, und es war ein streifiger alter Schwarzweißfilm. Er begann mit einer Parade und vielen Fahnen mit diesem Hakenkreuz, das alle Malitschicks so gern an die Wände malen, und dann waren da sehr stolze Offiziere in sehr langen wie Ledermänteln, die durch Straßen gingen, die ganz Staub und Bombentrichter und Ruinen waren. Dann konntest du eine Reihe von Vecks sehen, die an einer Mauer standen und erschossen wurden, wozu Offiziere die Befehle gaben, und auch schreckliche nagoi Plotties, die in einem Graben lagen, wie hautüberzogene Gerippe mit dünnen weißen Nogas. Dann sah man eine Menge Vecks und Titsas, die meisten von ihnen ziemlich stari, wie sie aus ihren Häusern gezerrt und mit Gewehrkolben getollschockt und unter Gejammer und Geschrei weggetrieben wurden, nur konnte man das Geschrei nicht hören, meine Brüder, weil auf den Tonspur nur Musik war und keine anderen Geräusche. Dann merkte ich in all meinen Schmerzen und meiner Übelkeit, was für eine Musik es war, die da aus den Lautsprechern krachte und dröhnte, und es war Ludwig van, der letzte Satz aus der fünften Sinfonie, und darauf kreischte ich wie bezumnie los.
    »Aufhören!« schrie ich. »Aufhören, ihr graznigen Bratschnis! Es ist eine Sünde, das ist es, eine schmutzige, unverzeihliche Sünde, ihr stinkenden Teufel!« Sie hörten nicht auf, weil der Film nur noch eine oder zwei Minuten zu laufen hatte - stari Judenvecks, denen von smekenden Soldaten die Vollbärte angezündet wurden, dann noch mehr Erschießungkommandos und zuletzt noch mal die alte Fahne mit dem Hakenkreuz. Aber als die Lichter angingen, standen dieser Dr. Brodsky und auch Dr. Branom vor mir, und Dr. Brodsky sagte: »Was war das eben, mit Sünde und so, eh?«
    »Ludwig van so zu mißbrauchen«, sagte ich, sehr elend und sehr razdraz. »Er hat niemandem Böses getan. Beethoven hat einfach Musik geschrieben.« Und dann mußte ich wirklich kotzen, und sie mußten schnell eine Schüssel holen, die eine Form wie eine Niere hatte.
    »Musik«, sagte Dr. Brodsky wie sinnend. »Sie sind also ein Musikliebhaber, eh? Ich verstehe selbst nichts davon. Sie ist ein nützlicher emotioneller Verstärker, das ist alles, was ich darüber weiß. Gut, gut. Was meinen Sie dazu, Branom?«
    »Es läßt sich nicht ändern«, sagte Dr. Branom. »Jeder bringt das um, was er liebt, wie dieser Dichter und Häftling sagte. Vielleicht haben wir hier das bestrafende Element. Der Direktor würde sich freuen.«
    »Geben Sie mir ein Glas Wasser«, sagte ich, »Bog soll Sie strafen.«
    »Machen Sie ihn los«, befahl Dr. Brodsky. »Bringen Sie ihm eine Karaffe mit kaltem Wasser.« Die Unter-Vecks machten sich an die Arbeit, und bald gluckerte ich Wasser aus der Karaffe in mich rein, und es war wie der Himmel, o meine Brüder. Dr. Brodsky sagte: »Sie scheinen ein hinreichend intelligenter junger Mann zu sein. Sie scheinen auch nicht ohne Geschmack zu sein. Sie haben einfach diesen Hang zur Gewalttätigkeit, nicht wahr? Zur Gewalttätigkeit und Diebstahl, wobei Diebstahl nur ein Aspekt von Gewalttätigkeit ist.« Ich govoritete kein einziges Slovo, Brüder. Ich fühlte mich immer noch sehr elend und schlecht, obwohl es mir allmählich ein malenki bißchen besser ging. Aber es war ein fürchterlicher Tag gewesen.
    »Nun«, sagte Dr. Brodsky, »wie, meinen Sie, wird dies hier gemacht? Sagen Sie mir, was ist es nach Ihrer

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