Clockwork Orange
Sie nicht den Mut. Bald wird alles das hinter Ihnen liegen. In weniger als vierzehn Tagen werden Sie ein freier Mensch sein.« Dann klopfte er auf meine Pletscho.
Weniger als vierzehn Tage. O meine Brüder und Freunde, es war wie ein Jahrhundert. Es war die ganze Zeit vom Anbeginn der Welt bis zu ihrem Ende. Die vierzehn Jahre im Staja mit vorzeitiger Begnadigung wegen guter Führung wären nichts dagegen gewesen. Jeden Tag war es das gleiche. Aber als die Dewotschka mit der Spritze wieder mal zu mir kam, das war vier Tage nach diesem Govoriten mit Dr. Brodsky und Dr. Branom, sagte ich einfach: »Kommt nicht in Frage«, und klopfte ihr auf die Griffel, und die kleine Schüssel und die Spritze fielen bums und klirr auf den Boden. Das war wie um zu sehen, was sie tun würden.
Was sie taten, war, daß vier oder fünf richtig bolschige Bastarde von Unter-Vecks reinkamen und mich auf meinem Bett tollschockten und mich dann darauf niederhielten, die wie schleimig grinsenden Litsos ganz nahe an meinem, und dann sagte diese Giftbutze von einer Krankenschwester: »So ein unverschämter und böser kleiner Teufel«, während sie eine frische Spritze in meinen Arm haute und dieses Zeug richtig brutal und bösartig in mich reinschoß. Und dann wurde ich, ganz erschöpft und schölle wie ich war, in den Rollstuhl getollschockt und zu diesem Höllenkino gefahren.
Jeden Tag, meine Brüder, gab es wie die gleichen Filme, nichts als Tritte und Tollschocken und rotes Krowy, das von Litsos und Plottis tropfte und über die Kameralinsen spritzte, und dazu smeckende Malitschicks auf der Höhe der Nadsatmode und brutal folternde und Zivilisten massakrierende Soldaten in all den bekannten Uniformen. Und mit jedem Tag wurden die sterbenselende Übelkeit und die Schmerzen im Gulliver und der grausame Durst schlimmer und unerträglicher, bis ich eines Morgens versuchte, diesen graznigen Bastarden und Menschenschindern einen Strich durch die schmutzige Rechnung zu machen und meinen Gulliver bong bong bong gegen die Wand schlug, um mich selber bewußtlos zu tollschocken. Aber alles was passierte, war, daß mir zum Kotzen schlecht wurde und ich würgend und keuchend und luftschnappend aufhören mußte. Und ich sah, daß diese Art von Gewalt auf meinen Plotti genauso wirkte wie die Gewalt, die ich in den Filmen sah, und schließlich hatte ich von dem ganzen Wetsch nur die Erschöpfung und eine dicke Beule am Gulliver, und ich kriegte die Spritze und wurde wie ein sterbendes Schwein weggekarrt, um diese Teufelsfilme zu sehen. Und dann kam ein Morgen, wo ich aufwachte und mein Frühstück aus Toast und Butter und Marmelade verdrückte, zusammen mit einem gekochten Ei und gutem heißem Tschai und mir dachte: >Es kann jetzt nicht mehr viel länger dauern. Das Ende der vierzehn Tage muß sehr nahe sein. Ich habe mehr gelitten als in meinem ganzen Leben vorher, und ich kann nicht mehr.< Und ich wartete und wartete, Brüder, daß diese Teufelskrankenschwester mit ihrer Spritze käme, aber sie kam nicht. Und dann kam einer von diesen Unter-Vecks und sagte: »Heute lassen wir Sie gehen. Vorwärts.«
»Gehen?« sagte ich. »Wohin?«
»Zur Vorstellung, natürlich, wie üblich«, sagte er. »Ja, ja, machen Sie nicht so ein belämmertes Gesicht. Sie gehen in den Vorführraum, natürlich mit mir. Sie werden nicht mehr im Rollstuhl gefahren.«
»Aber«, sagte ich, »was ist mit der Scheißinjektion?« Denn ich war wirklich erstaunt, Brüder, waren sie doch sonst so versessen darauf, dieses Ludovico-Zeug in meinen armen Plotti zu pumpen. »Kriege ich nicht vorher von eurem Brechmittel in den Arm?«
»Aus und vorbei«, smeckte dieser Veck. »In alle Ewigkeit Amen. Das haben Sie jetzt hinter sich. Heute gehen wir zu Fuß in die Schreckenskammer. Aber Sie werden immer noch festgeschnallt, mein Freund, und die Augen weiden, wir Ihnen auch aufsperren, damit Sie uns während der Vorstellung nicht einschlafen. Vorwärts, jetzt.« Und ich mußte den Bademantel überziehen und mit meinen Pantoffeln durch den Korridor zu diesem Mesto schlurfen.
Dieses Mal nun, o meine Brüder, war ich nicht bloß sehr krank und elend, sondern auch sehr verwundert. Da war es wieder, dieses ganze ultrabrutale Zeug mit armen Vecks, denen die Gullivers eingeschlagen und abgeschnitten wurden, und mit aufgerissenen, krowytropfenden Titsas, die um Erbarmen kreischten, alle diese wie privaten und individuellen Grausamkeiten und Blutrünstigkeiten. Und dann gab es wieder die mehr amtlichen
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