Clockwork Orange
Ansicht, das wir mit Ihnen machen?«
»Sie machen, daß ich mich krank fühle«, sagte ich. »Mir ist zum Kotzen, wenn ich diese schmutzigen, perversen Filme von Ihnen sehe. Aber es sind nicht wirklich die Filme, die es machen. Bloß habe ich das Gefühl, daß ich aufhören würde, mich krank und schlecht zu fühlen, wenn Sie mich mit diesen Filmen verschonen würden.«
»Richtig«, sagte Dr. Brodsky. »Es ist Assoziation, die älteste Erziehungsmethode in der Welt. Und wie äußert sich dieses Gefühl von Kranksein?«
»Es sind diese graznigen Schmerzen und Wetsches, in meinem Gulliver und meinem Plotti«, sagte ich, »das ist es.«
»Absonderlich«, sagte Dr. Brodsky und lächelte. »Der Dialekt des Stammes. Sie haben ihn schon öfter reden hören, Branom. Wissen Sie etwas über den Ursprung dieser Redeweise?«
»Ein Mischmasch von Straßenjargon und aufgeschnappten Wörtern«, sagte Dr. Branom, der nicht mehr ganz so wie ein Freund aussah. »Wahrscheinlich auch ein paar Zigeunerausdrücke. Aber die meisten Wurzeln scheinen slawisch zu sein. Unterschwellige Durchdringung, würde ich sagen.«
»Gut gut gut«, sagte Dr. Brodsky, wie ungeduldig und nicht mehr interessiert. »Nun«, sagte er zu mir, »die Drähte sind es nicht. Es hat nichts mit dem zu tun, was an Ihnen befestigt wird, wenn sie auf dem Stuhl sitzen. Diese Kontakte haben nur den Zweck, Ihre Reaktionen zu messen. Was könnte es dann sein, hm?« Dann sah ich natürlich, was für ein glupiger Durak ich war, daß ich nicht gemerkt hatte, was gespielt wurde, und daß es die verdammten Spritzen in den Arm waren, die mich so fertigmachten.
»Oh«, schrie ich, »oh, jetzt ist mir alles klar. Ein beschissener schmutziger fauler Trick. Ein Betrug, Bog soll euch alle braten! Das passiert mir nicht noch mal!«
»Ich bin froh, daß Sie Ihre Einwendungen jetzt machen«, sagte Dr. Brodsky. »Nun könnnen wir völlig offen darüber reden. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, dieses Ludovico-Serum in Ihren Organismus zu bringen. Oral, zum Beispiel. Aber die subkutane Methode ist die beste. Bitte kämpfen Sie nicht dagegen an. Ihr Widerstand hat keinen Sinn. Sie können gegen uns nichts ausrichten.«
»Graznige Bratschnis«, sagte ich. »Die Gewalttätigkeiten und all dieser Scheiß machen mir nichts aus. Das kann ich ertragen. Aber das mit der Musik ist nicht fair. Es ist nicht fair, daß ich mich krank und speiübel fühlen muß, wenn ich die herrliche Musik von Bach und Händel und Ludwig van slusche. All das zeigt mir, daß ihr ein übler Haufen von Bastarden seid, und ich werde euch das nie vergeben, ihr Bratschnis.« Sie sahen beide ein bißchen wie nachdenklich aus. Dann sagte Dr. Brodsky: »Die Abgrenzung ist immer schwierig. Die Welt ist ein Ganzes, das Leben ist ein Ganzes. Viele schöne und göttliche Dinge entbehren zuweilen nicht einer gewissen Gewaltsamkeit - die Musik ist ein Beispiel. Sie müssen gewisse Begleiterscheinungen in Kauf nehmen, junger Freund. Sie hatten die Wahl, und sie trafen Ihre Entscheidung.« Ich verstand alle diese Slovos nicht, aber nun sagte ich: »Sie brauchen nicht damit weiterzumachen, Sir. In meiner schlauen Art hatte ich skorri eine neue Platte aufgelegt. »Sie haben mir bewiesen, daß all dieses Dratsen und Tollschocken und Töten falsch ist, furchtbar falsch. Ich habe meine Lektion gelernt, Sirs. Ich sehe jetzt, was ich nie zuvor gesehen habe. Ich bin geheilt, Bog sei Dank.« Und ich hob meine Glotzies in einer wie heiligen Art zur Decke. Aber diese beiden Doktoren schüttelten ihre Gullivers wie bekümmert, und Dr. Brodsky sagte: »Sie sind noch nicht geheilt. Es gibt noch viel zu tun.
Nur Ihr Körper reagiert prompt und heftig auf Gewalttätigkeit jeder Art. Aber ohne weitere Hilfe von uns, ohne medizinische Behandlung-«
»Aber Sir«, sagte ich, »ich sehe, ich verstehe, daß es falsch ist. Es ist falsch, weil es wie gegen die Gesellschaft ist, es ist falsch, weil jeder Veck auf Erden das Recht hat, zu leben und glücklich zu sein, ohne geschlagen und getollschockt und erstochen zu werden. Ich habe viel gelernt, oh, das habe ich wirklich.« Aber Dr. Brodsky hatte auf das hin einen langen lauten Smeck und zeigte alle seine weißen Plastikzubis und sagte dann: »Die Häresie des Zeitalters der Vernunft«, oder so ähnliche Slovos. »Ich sehe, was recht und gut ist, und ich billige es, aber ich tue, was unrecht und böse ist. Nein nein, mein junger Freund, Sie müssen das schon uns überlassen. Aber verlieren
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