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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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und sie selbst nichts anderes als deren Kindermädchen oder Gouvernante – eine Erzieherin, die ihre Zöglinge dem Konsul vorführte, wenn sie ordentlich gewaschen und gekleidet waren, und diese ansonsten im Spielzimmer versteckte, damit er nicht gestört wurde. Aber sie waren Schattenjäger, sie alle. Und wenn der Konsul Will nicht für zuverlässig hielt, dann war er ein Narr. Wayland wusste von dem Fluch; Charlotte hatte ihm persönlich davon erzählt. Wills Tollkühnheit hatte sie immer an Shakespeares Hamlet erinnert: eine Mischung aus Spiel und Wildheit und ganz klar auf ein bestimmtes Ziel gerichtet.
    Das Feuer knisterte im Kamin; Regen klatschte gegen die Fensterscheiben und lief in silberhellen Strömen daran herab. Am Morgen war Charlotte an Jems Zimmer vorbeigekommen. Die Tür hatte offen gestanden, das Bett war abgezogen und alle privaten Dinge entfernt. Der Raum hätte ein ganz normales Gästezimmer sein können: Alle Hinweise auf Jems jahrelange Anwesenheit im Institut waren mit einer einzigen Handbewegung beseitigt worden. Charlotte hatte sich einen Moment an die Flurwand lehnen müssen, mit Schweißperlen auf der Stirn und Tränen in den Augen. Raziel, habe ich das Richtige getan?
    Nun fuhr sie sich mit der Hand über die Augen. »Ausgerechnet heute? Doch nicht etwa Konsul Wayland, oder?«
    »Nein, Ma’am.« Sophie schüttelte den Kopf. »Unten wartet Aloysius Starkweather. Er sagt, es handele sich um eine Angelegenheit von größter Dringlichkeit.«
    »Aloysius Starkweather?« Charlotte seufzte. An manchen Tagen kam ein Unglück wirklich selten allein. »Nun gut, dann bitte ihn nach oben.« Sie faltete ihr Antwortschreiben an den Konsul und versiegelte das Papier gerade, als Sophie zurückkehrte und Aloysius Starkweather in den Salon führte, ehe sie sich entschuldigte und wieder verschwand.
    Starkweather sah genauso aus wie bei ihrer letzten Begegnung. Er wirkte irgendwie verknöchert, als würde er zwar nicht jünger werden, aber auch nicht mehr altern. Sein von Falten und Furchen durchzogenes Gesicht wurde von weißen Haaren und einem weißen Bart gerahmt. Seine Kleidung war trocken – offenbar hatte Sophie seinen Mantel bereits unten in Empfang genommen –, aber seit mindestens zehn Jahren aus der Mode gekommen und verströmte den leicht muffigen Geruch von Mottenkugeln.
    »Bitte nehmen Sie Platz, Mr Starkweather«, sagte Charlotte von ihrem Sessel aus und so höflich wie sie nur konnte zu einem Mann, von dem sie wusste, dass er sie nicht mochte und ihren Vater förmlich gehasst hatte.
    Doch Starkweather wollte sich nicht setzen. Stattdessen verschränkte er die Arme hinter dem Rücken und schaute sich um.
    Dabei bemerkte Charlotte dunkle Blutflecken am Ärmel seines Anzugs. Beunruhigt stand sie auf und erkundigte sich besorgt: »Mr Starkweather, sind Sie verletzt? Soll ich die Brüder der Stille herbeiholen lassen?«
    »Verletzt?«, blaffte er. »Wieso sollte ich verletzt sein?«
    »Ihr Ärmel …« Charlotte zeigte in seine Richtung.
    Starkweather nahm den Arm nach vorn und warf einen kurzen Blick darauf, ehe er belustigt schnaubte. »Ist nicht mein Blut«, verkündete er. »Ich war in einen Kampf verwickelt. Mein Gegner hatte Einwände erhoben …«
    »Wogegen Einwände erhoben?«
    »Dagegen, dass ich ihm alle Finger abschneide und die Kehle aufschlitze«, erklärte Starkweather und schaute Charlotte direkt an. Seine Augen wirkten anthrazitgrau, wie die Farbe von Stein.
    »Aloysius.« Charlotte vergaß jede Höflichkeit. »Das Abkommen untersagt unbegründete Angriffe auf Schattenwesen.«
    »Unbegründet? Ich würde meinen, dass dies durchaus begründet war. Sein Volk hat meine Enkelin ermordet. Meine Schwiegertochter ist vor Kummer fast umgekommen, das Geschlecht der Starkweathers wurde ausgelöscht …«
    »Aloysius!« Charlotte war nun ernsthaft bestürzt. »Ihre Familie wurde nicht ausgelöscht. In Idris leben noch immer genügend Starkweathers. Und das sage ich nicht, um Ihr Leid zu schmälern, denn manche Verluste werden immer unvergessen bleiben.« Jem, dachte sie unwillkürlich und der Schmerz ließ sie in den Sessel zurücksinken. Gequält stützte sie die Ellbogen auf den Tisch und begrub das Gesicht in den Händen. »Ich weiß nicht, warum Sie ausgerechnet heute hierhergekommen sind«, murmelte sie. »Haben Sie die Runen auf der Institutstür nicht gesehen? Dies ist eine Zeit großen Kummers für uns …«
    »Ich bin hierhergekommen, weil ich Ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen

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