Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
und sagen, ich sei eine törichte, leichtgläubige Frau. Er wird behaupten, der Nachtelbe hätte Sie angelogen – nun ja, Feenwesen können zwar nicht lügen … oder er hätte die Wahrheit verdreht und auf eine Weise wiedergegeben, wie er sie verstanden hat.«
Der alte Mann wandte den Blick ab; seine Kiefer mahlten. »Tessa Gray ist der Schlüssel zu Mortmains Plan«, sagte er schließlich. »Auch wenn ich den Grund dafür nicht kenne, besteht nicht der geringste Zweifel daran. Ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich dem Rat in Bezug auf Tessa nicht traue. Sie trägt Dämonenblut in sich. Und ich weiß, was ich in der Vergangenheit mit Halbdämonen und anderen übernatürlichen Dingen gemacht habe.«
»Tessa ist kein Ding«, sagte Charlotte. »Sie ist ein Mädchen, das entführt wurde und sich im Moment bestimmt zu Tode ängstigt. Meinen Sie nicht, wenn ich irgendeinen Weg wüsste, sie zu retten, dass ich dann nicht längst alle Hebel in Bewegung gesetzt hätte?«
»Ich habe unrecht getan«, sagte Aloysius, »und möchte das wiedergutmachen. In den Adern dieses Mädchens fließt mein Blut, wenn auch gemeinsam mit Dämonenblut. Sie ist meine Urenkelin.« Er hob das Kinn; seine trüben hellen Augen schimmerten rötlich.
»Ich bitte Sie nur um einen einzigen Gefallen, Charlotte: Wenn Sie Tessa Gray finden – und davon bin ich überzeugt –, dann sagen Sie ihr bitte, dass sie den Namen der Starkweathers mit Stolz tragen darf.«
Lass es mich nicht bereuen, dass ich dir vertraut habe, Gabriel Lightwood.
Gabriel saß in seinem Zimmer, einen Federhalter in der Hand und Schreibpapier auf dem Tisch vor ihm. Die Lampen im Raum waren noch nicht entzündet und dunkle Schatten bildeten sich in den Ecken und krochen über den Holzboden.
Adressat: Konsul Josiah Wayland
Absender: Gabriel Lightwood
Verehrter Konsul,
endlich kann ich Ihnen die Nachrichten übermitteln, die Sie von mir eingefordert haben. Ich hatte angenommen, ein Brief aus Idris würde den ersten Anlass dafür liefern, doch wie der Zufall es will, handelt es sich um eine Quelle, die uns wesentlich nähersteht: Heute hat Aloysius Starkweather, der Leiter des Instituts in York, Mrs Branwell einen Besuch abgestattet.
Gabriel legte den Federhalter ab und holte tief Luft. Eine Stunde zuvor hatte er die Glocke des Instituts läuten gehört und von der Treppe aus beobachtet, wie Sophie den alten Starkweather durch das Haus zum Salon geführt hatte. Danach war es überhaupt kein Problem gewesen, sich in die Nähe der Salontür zu schleichen und jedes Wort mitzuhören, das im Raum gewechselt wurde. Schließlich rechnete Charlotte nicht damit, dass man sie bespitzelte.
Starkweather ist ein alter Mann, der vor Kummer den Verstand verloren hat, und als solcher hat er sich eine Reihe wilder Fantastereien zusammengereimt, die ihm dabei helfen, über seinen Verlust hinwegzukommen. Er ist sicherlich zu bedauern, aber man darf ihn nicht ernst nehmen. Die Kongregation sollte ihre Entscheidungen nicht auf den Worten von unzuverlässigen und verrückten Leuten begründen.
Im Flur knarrte eine Diele. Ruckartig hob Gabriel den Kopf; sein Herz raste. Falls Gideon vor seinem Zimmer stand … sein Bruder wäre entsetzt, wenn er herausfände, was er gerade tat. Alle Bewohner des Instituts wären entsetzt. Vor seinem inneren Auge sah Gabriel bereits den betrogenen, verletzten Ausdruck auf Charlottes schmalem Gesicht, sobald sie von seinem Verrat erfuhr. Und Henrys wütende, verständnislose Miene. Doch am meisten fürchtete er sich vor zwei blauen Augen in einem herzförmigen Gesicht, die ihn enttäuscht musterten. Vielleicht, Gabriel Lightwood, habe ich ja großes Vertrauen zu Ihnen.
Als er sich wieder dem Brief widmete, führte er den Federhalter mit solcher Grimmigkeit über den Bogen, dass die Spitze das Papier beinahe aufgerissen hätte.
Ich bedauere, Ihnen dies berichten zu müssen, aber die beiden sprachen mit großer Respektlosigkeit über Kongregation und Konsul. Es ist offensichtlich, dass Mrs Branwell alles übel nimmt, was sie als unnötige Einmischung in ihre Pläne betrachtet. Mit schier unfassbarer Naivität hat sie Mr Starkweathers wüste Behauptungen geglaubt, dass Mortmain Nachkommen von Dämonen und Schattenjägern gezüchtet habe – ein Ding der Unmöglichkeit, wie wir ja alle wissen. Allem Anschein nach hatten Sie recht: Charlotte Branwell ist viel zu starrköpfig und zu leicht zu beeinflussen, um das Institut ordnungsgemäß führen zu können.
Gabriel biss
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