Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
würde er innerlich bis zehn zählen. »Ich bitte um Entschuldigung«, meinte er schließlich, »für das, was Woolsey gesagt hat.«
»Wenn Jem stirbt, werde ich niemals mit Tessa zusammen sein können«, erklärte Will. »Denn das wäre so, als hätte ich nur darauf gewartet, dass er stirbt. Oder als würde ich mich über seinen Tod freuen, weil mir dies den Weg zu ihr ebnet. Aber diese Person will und werde ich nicht sein. Ich will und werde nicht von seinem Tod profitieren. Also muss Jem am Leben bleiben.« Er ließ den Arm sinken; Blut klebte an seinem Hemdsärmel. »Das ist die einzige Möglichkeit, die bleibt, damit all das wenigstens irgendeine Bedeutung hat. Denn sonst wäre alles nur …«
»… sinnloser, unnötiger Kummer und Schmerz? Ich nehme nicht an, dass es dir hilft, wenn ich dir sage: So ist das Leben nun mal. Die Guten leiden, die Bösen gedeihen und alles Irdische ist vergänglich.«
»Das reicht mir nicht – ich will mehr«, stieß Will hervor. »Du selbst hast dafür gesorgt, dass ich mehr will als nur das. Du hast mir gezeigt, dass ich nur deshalb verflucht war, weil ich mich entschieden hatte, an diesen Fluch zu glauben. Du hast mir gesagt, dass da mehr ist…Hoffnung, Bedeutung. Aber nun wendest du dich ab von dem, den du geschaffen hast.«
Magnus lachte kurz auf. »Du bist unverbesserlich.«
»Das höre ich nicht zum ersten Mal.« Will drückte sich vom Sofa ab und zuckte vor Schmerz zusammen. »Heißt das, du wirst mir helfen?«
»Ja, ich werde dir helfen.« Magnus griff in seinen Hemdkragen und zog etwas an einer Kette hervor – etwas, das in einem sanften Rot zu glühen schien. Ein massiver Rubin. »Hier, nimm das«, sagte er und drückte Will den Anhänger in die Hand.
Verwirrt schaute Will den Hexenmeister an. »Der Edelstein hat doch Camille gehört.«
»Ich habe ihr den Anhänger vor vielen Jahren geschenkt«, bestätigte Magnus mit einem bitteren Lächeln. »Aber letzten Monat hat sie all meine Geschenke zurückgeschickt. Also nimm ihn ruhig. Der Anhänger warnt vor Dämonen, die sich in der Nähe befinden. Vielleicht funktioniert er ja auch bei diesen Klockwerk-Kreaturen.«
»Wahre Liebe stirbt nicht«, übersetzte Will die Inschrift auf der Rückseite, als er den Anhänger umdrehte und im Licht, das aus dem Flur in die Bibliothek fiel, betrachtete. »Diesen Rubin kann ich nicht tragen, Magnus. Der ist viel zu hübsch für einen Mann.«
»Das Gleiche gilt für dich. Und jetzt fahr nach Hause und wasch dich erst mal. Ich werde mich melden, sobald ich irgendwelche Informationen habe.« Dann musterte er Will scharf. »In der Zwischenzeit solltest du dir alle Mühe geben, dich meiner Hilfe würdig zu erweisen.«
»Wenn Sie mir zu nahe kommen, schlage ich Ihnen mit diesem Schürhaken den Schädel ein«, drohte Tessa und schwang die gebogene Eisenstange wie ein Schwert zwischen sich und Woolsey Scott.
»Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel«, bestätigte Woolsey und betrachtete Tessa mit einer Art widerwilligem Respekt, während er ein Taschentuch mit Monogramm zückte und sich damit das Blut vom Kinn wischte. Will war ebenfalls mit Blut befleckt gewesen, mit ihrer beider Blut, überlegte Woolsey. Zweifellos befand er sich im Moment mit Magnus in einem anderen Zimmer und schmierte auch dort überall sein Blut hin. Schon unter normalen Umständen nahm der Junge es mit der Sauberkeit nicht so genau – und erst recht nicht, wenn er aufgebracht war. »Wie ich sehe, haben Sie bereits ein paar Eigenschaften von ihnen übernommen … von den Nephilim, die Sie ja offenbar so verehren. Wie kommen Sie bloß dazu, sich mit einem Schattenjäger zu verloben? Noch dazu mit einem, der im Sterben liegt.«
Unbändige Wut flackerte in Tessa auf. Am liebsten hätte sie Woolsey mit dem Schürhaken eins übergezogen, ob er ihr nun zu nahe kam oder nicht. Andererseits hatte er beim Kampf mit Will sehr schnelle Reflexe gezeigt und sie rechnete sich keine allzu großen Chancen aus. »Sie kennen James Carstairs nicht. Also reden Sie gefälligst nicht so über ihn«, knurrte sie.
»Sie lieben ihn, stimmt’s?« Woolsey gelang es, seinen Worten einen unangenehmen Beigeschmack zu verleihen. »Aber Will lieben Sie ebenfalls.«
Tessa erstarrte innerlich. Sie hatte gewusst, dass Magnus über Wills Gefühle für sie im Bilde war, aber die Vorstellung, dass man ihre eigenen Gefühle für Will so deutlich sehen konnte, war zu furchterregend, um auch nur darüber nachzudenken. »Das stimmt nicht«,
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