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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Beklommenheit setze ich diesen Brief an Dich auf, Victor, denn schließlich kennen wir uns seit langen Jahren. Ich fühle mich ein wenig wie die Prophetin Kassandra: dazu verdammt, die Wahrheit zu kennen, aber bei niemandem Gehör zu finden. Vielleicht war es ja mein eigenes Vergehen, meine eigene Vermessenheit, die Charlotte Branwell zu dem Posten verholfen hat, den sie derzeit innehat und von dem aus sie mich plagt.
    Ohne Unterlass untergräbt sie meine Autorität, was – wie ich fürchte – zu einer gravierenden Instabilität innerhalb der Kongregation führen wird. Das, was sich eigentlich für sie als Desaster hätte erweisen sollen – die Aufdeckung der Tatsache, dass sie unter ihrem Dach einen Spitzel beherbergt hat, sowie Jessamine Lovelace’ Komplizenschaft mit Mortmains Komplott –, wurde jedoch zu einem Triumph umgedeutet. Die Brigade feiert die Bewohner des Instituts als diejenigen, die die Identität des Magisters aufgedeckt und ihn aus London verjagt haben. Der Umstand, dass man in den vergangenen Monaten von ihm nichts gehört oder gesehen hat, wird auf Charlottes Urteilsvermögen zurückgeführt und keineswegs als ein taktischer Rückzug und eine Neugruppierung von Mortmains Truppen gesehen, was ich nämlich befürchte. Obwohl ich der Konsul bin und die Gemeinschaft der Nephilim führe, scheint es mir, dass diese Epoche als Charlotte Branwells Ära in die Geschichte eingehen und dass mein Vermächtnis verloren gehen wird …
    Adressat: Inquisitor Victor Whitelaw
Absender: Konsul Josiah Wayland
    Victor,
    obwohl ich Deine Bemühungen sehr zu schätzen weiß, hege ich in Bezug auf Charlotte Branwell keine Befürchtungen, die ich nicht bereits in meinem Schreiben an die Kongregation angesprochen hätte.
    Möge Dir die Kraft des Erzengels in diesen unruhigen Zeiten Mut schenken. Josiah Wayland
    Das Frühstück verlief zunächst recht schweigsam. Gideon und Gabriel kamen gemeinsam in den Speiseraum; beide wirkten niedergeschlagen und Gabriel sprach kaum ein Wort. Er bat lediglich Henry, ihm die Butter zu reichen. Cecily hatte sich ans andere Ende des Tischs gesetzt und las ein Buch, während sie eine Scheibe Toast aß. Tessa hätte gerne gewusst, was sie las, doch Wills Schwester hielt das Buch so, dass man den Titel nicht lesen konnte. Will hockte gegenüber von Tessa; tiefe Schatten unter seinen Augen zeugten von einer schlaflosen, aber ereignisreichen Nacht. Tessa selbst stocherte lustlos und stumm in ihrem Kedgeree, bis plötzlich die Tür aufschwang und Jem hereinkam. Überrascht schaute sie auf und betrachtete ihn mit einer Mischung aus Verwunderung und Freude: Er wirkte nicht außergewöhnlich krank, nur blass und müde.
    Anmutig ließ er sich auf den Stuhl neben ihr gleiten. »Guten Morgen.«
    »Du siehst deutlich besser aus, Jemmy«, bemerkte Charlotte erfreut.
    Jemmy? Tessa warf Jem einen amüsierten Blick zu; doch er zuckte nur die Achseln und grinste gutmütig. Als Tessa über den Tisch schaute, sah sie, wie Will sie beide beobachtete. Ihre Blicke trafen sich und in Tessas Augen stand eine stumme Frage: War es Will in der kurzen Zeit zwischen der Rückkehr zum Institut und dem Frühstück möglicherweise doch noch gelungen, irgendwo Yin Fen aufzutreiben? Nein, dachte sie nach einem Moment – er wirkte genauso überrascht wie sie.
    »Ich fühle mich auch besser«, reagierte Jem auf Charlottes Bemerkung. »Die Brüder der Stille waren mir eine große Hilfe.« Er griff zur Teekanne und schenkte sich eine Tasse ein und Tessa beobachtete, wie sich die Sehnen und Muskeln unter seiner Hand bewegten – erschreckend deutlich sichtbar. Als er die Kanne wieder abstellte, tastete sie unter dem Tisch nach seiner Hand. Sofort nahm Jem ihre Finger und drückte sie beruhigend.
    Im selben Moment drang Bridgets Stimme aus der Küche herüber:
    »Kalt, so kalt bläst der Wind heut Nacht,
Kalt nieselt der eisige Regen;
Mein allerliebster Herzensdieb
Im Wald traf ihn der Degen.
    Ich tu so viel für den Liebsten mein,
Wie jede Frau wohl mag;
Ich sitz und traure am Grabesstein
Ein Jahr und einen Tag.«
    »Beim Erzengel, sie ist wirklich deprimierend«, murmelte Henry und ließ die Zeitung auf seinen Teller sinken, wobei sich der Rand mit Eigelb vollsog.
    Charlotte öffnete den Mund, um zu protestieren, schloss ihn dann aber wieder.
    »Immer nur Herzeleid, Tod und unerfüllte Liebe …«, fuhr Henry fort.
    »Nun ja, davon handeln nun mal die meisten Lieder«, wandte Will ein. »Erfüllte Liebe ist wunderbar,

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