Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
Ableben in eine andere Dimension verschwand, wie das bei Dämonen so üblich ist. Aber die verschollenen Dienstboten und der Tod von Tatianas eigenem Ehemann …«
Der Konsul sah ihn ungehalten an. »Tatiana Blackthorn behauptet, dass eine Gruppe von Schattenjägern des Londoner Instituts ihren Vater ermordet hat und dass Rupert bei dem Kampf das Leben verlor.«
»Hat sie auch erwähnt, dass ihr Vater ihren Ehemann aufgefressen hat?«, erkundigte Henry sich und schaute endlich von seiner Zeitung auf. »Ja, ganz genau. Aufgefressen. Er hat nur einen blutigen Stiefel mit Beinstumpf übrig gelassen, den wir im Garten gefunden haben. Daran waren eindeutig Bissspuren zu erkennen. Es würde mich mal interessieren, wie das ein Unfall gewesen sein soll.«
»Ich meine ja, das fällt durchaus unter die Kategorie ›aktiver Widerstand‹«, sagte Will. »Den eigenen Schwiegersohn zu verspeisen, meine ich. Obwohl jede Familie mit ihren Streitigkeiten vermutlich anders umgeht.«
»Sie wollen damit doch nicht ernsthaft sagen, dass dieser Wurm … dass Benedict hätte überwältigt und gefesselt werden müssen«, wandte Charlotte ein. »Er befand sich im letzten Stadium der Dämonenpocken! Benedict Lightwood war vollkommen verrückt geworden und hatte sich in einen Wurm verwandelt!«
»Möglicherweise hat er sich auch erst in einen Wurm verwandelt und ist danach verrückt geworden«, gab Will zu bedenken. »Das können wir schließlich nicht mit Sicherheit sagen.«
»Tatiana ist zutiefst erschüttert«, sagte der Konsul. »Sie denkt darüber nach, Entschädigung zu verlangen …«
»Dann werde ich diese Reparationsleistungen zahlen«, warf Gabriel ein. Er hatte seinen Stuhl nach hinten geschoben und war aufgestanden. »Ich werde meiner absolut lachhaften Schwester für den Rest meines Lebens mein Gehalt abtreten, wenn sie darauf besteht. Aber ich werde auf keinen Fall ein Vergehen einräumen – weder von meiner Seite noch von irgendeinem von uns. Ja, ich habe ihm … dem Dämon einen Pfeil ins Auge geschossen. Und ich würde es jederzeit wieder tun. Worum es sich bei diesem Wesen auch immer gehandelt haben mag: Das war nicht mehr mein Vater.«
Einen Moment lang herrschte Stille. Nicht einmal der Konsul schien darauf eine Antwort parat zu haben. Cecily hatte ihr Buch beiseitegelegt und schaute von Gabriel zum Konsul und wieder zurück.
»Bitte entschuldigen Sie meine offenen Worte, Konsul, aber was Tatiana Ihnen auch erzählt haben mag, sie weiß nicht, wie es wirklich war«, fuhr Gabriel fort. »Ich war der Einzige, der mit meinem Vater unter einem Dach gelebt hat, als sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechterte. Ich war allein mit ihm, während er langsam, aber sicher den Verstand verlor. Als ich mir nach vierzehn Tagen keinen Rat mehr wusste, bin ich schließlich hierhergekommen und habe meinen Bruder um Hilfe gebeten«, sagte Gabriel. »Charlotte war so freundlich, mir die Unterstützung ihrer Schattenjäger anzubieten. Als wir endlich beim Haus eintrafen, hatte das Wesen, das einst mein Vater war, den Ehemann meiner Schwester in Stücke gerissen. Ich versichere Ihnen, Konsul, es bestand nicht die geringste Möglichkeit, meinen Vater noch irgendwie zu retten. Wir haben um unser Leben gekämpft.«
»Aber warum sollte Tatiana dann …?«
»Weil sie sich gedemütigt fühlt«, meldete Tessa sich zu Wort – zum ersten Mal, seit der Konsul den Raum betreten hatte. »Das hat sie mir gegenüber genau so gesagt. Sie war davon überzeugt, dass es einem Schandfleck auf dem guten Namen der Lightwoods gleichkäme, wenn bekannt würde, dass ihr Vater an Dämonenpocken erkrankt war. Ich vermute, sie versucht, eine andere Geschichte zu präsentieren, in der Hoffnung, dass Sie diese an die Kongregation weitergeben werden. Aber sie sagt nicht die Wahrheit.«
»Also wirklich, Konsul«, setzte Gideon an. »Was ergibt denn mehr Sinn? Dass wir alle durchgedreht sind, meinen Vater getötet haben und das Ganze nun zu vertuschen versuchen? Oder dass Tatiana lügt? Sie denkt doch nie gründlich nach; das wissen Sie genau.«
Gabriel stützte sich mit einer Hand auf die Rückenlehne des Stuhls neben ihm. »Wenn Sie glauben, dass ich derart leichtfertig einen Vatermord begangen habe, dann schlage ich vor, Sie bringen mich in die Stadt der Stille und lassen mich dort verhören.«
»Das wäre wahrscheinlich das Vernünftigste«, bestätigte der Konsul.
Mit einem lauten Klirren, das alle am Tisch zusammenzucken ließ, setzte Cecily
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