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Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)

Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)

Titel: Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Dahmke
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Mädchen typisch sind?“, fragte Anna ärgerlich zurück.
    Chong verzog den Mund und antwortete nicht.
    Obwohl es zur nächsten Stunde läutete, blieben sie sitzen, reckten ihre Gesichter in die wärmenden Strahlen der Sonne und lauschten dem Plätschern des Wassers. Anna seufzte ausgiebig.
    Milli wartete ein paar Sekunden, dann fragte sie: „Warum geht Lucretia eigentlich nicht auf eine Privatschule zu den Kindern der Reichen?“
    „Vielleicht, weil Papa das Abi auch hier für sie kaufen kann“, sagte Ben gelangweilt.
    „Das muss er gar nicht“, klärte Anna sie auf, „sie ist ziemlich gut.“
    „Herrjemine, das auch noch!“ Milli verdrehte die Augen.
    Ben grinste ironisch. „Das heißt gar nichts. Mein Onkel ist Psychiater und noch irgendwas … und er behauptet, dass die meisten herausragenden Leute nicht gut in der Schule waren, weil ihr Unterbewusstsein nicht zuließ, dass man jeden Stuss in sie reinfüllen konnte. Mein Onkel meint, dass gute Schüler oft nur ein gutes Gedächtnis haben, und dass sie sehr anpassungsfähig sind und gut im Auswendiglernen …“
    „Klasse! Wenn ein paar mehr so denken würden“, seufzte Milli.
    „Also - Papa Ziggedorn will, dass Lucretia normal groß wird“, wandte sich Chong an Milli und Ben. „Ihr großer Bruder war auf einer dieser exquisiten Privatschulen und ist nun schwer gestört … er ist nämlich Künstler geworden.“ Er blickte in die Runde und grinste. „So was erzählt jedenfalls Eva Ziggedorn meiner Mutter.“
    „Dann hat mein Onkel vielleicht sogar Recht“, meinte Ben.
    In Millis Kopf ging es zu wie in einem Bienenstock. Sie fragte sich, wie eine junge Frau wie Eva Ziggedorn noch ein älteres Kind haben konnte.
    Anna schien ihren Gedanken erraten zu haben. „Er ist der Sohn von Ziggedorns erster Frau“, murmelte sie.
     
    Sie kamen in Englisch zu spät. Niemand bemerkte es. Frau Ellis, ihre Englischlehrerin, war kurzfristig krank geworden. Herr Nestor, der Schulleiter, verteilte einen kopierten Text mit dem sie sich bis zur nächsten Stunde befassen sollten.
    Milli und Ben fingen gar nicht erst damit an. Chong und Lukas Jahn setzten sich zu ihnen auf den Tisch. Lukas war einer von vier Söhnen von Biobauer Jahn. Er war stinksauer darüber, wie Ziggedorns Anwälte und auch der Stadtrat seinen Vater unter Druck setzten, nur weil er das Grundstück mit dem See hinter der Ziggedornfabrik nicht verkaufen wollte. Das Gebiet stehe unter Naturschutz. Dort gäbe es einheimische Schildkröten, seltene Frösche und riesige Fische. Der Falegei See sei etwas ganz besonderes, meinte Lukas, den könne man nicht Ziggedorn überlassen. Er machte kein Geheimnis daraus, dass er Ziggedorn für einen Verbrecher hielt.
    Milli stimmte das nachdenklich.
    In der Pause meldete sie sich für die Tanz AG an. Frau Ballarin, die Tanzlehrerin, war nicht zu sprechen, weil auch sie sich kurzfristig krank gemeldet hatte. Schon drei kranke Lehrer, Frau Breit mit eingerechnet. Milli fragte sich, ob in Koppelitz vielleicht eine geheimnisvolle Krankheit ausgebrochen war.
     
    Die letzte Stunde hatten sie Ethik. Milli war müde, aber in Ethik konnte man sich sicherlich ein bisschen ausruhen. Aus aktuellem Anlass war das Thema diesmal Demokratie, Demonstrationsfreiheit, Toleranz und Fanatismus. Professor Morales war Privatdozent – ein richtiger Philosophieprofessor. An der Schule war man mächtig stolz auf ihn.
    Nach einer langen Einführung kam er auf das Thema Fanatismus im Alltag zu sprechen, als es an der Tür klopfte und ihre Klassenlehrerin Frau Breit ihren Kopf hereinstreckte: Lucretia Ziggedorn möge bitte wegen einer dringenden Familienangelegenheit sofort nach Hause kommen.
    Lucretia stöhnte – damit alle wussten, wie ungelegen ihr das kam. Beim Einpacken ihrer Sachen glitt ihr Blick immer wieder verstohlen zu Chong. Aber der war so intensiv mit den Notizen seines Sitznachbarn Lukas Jahn beschäftigt, als würde dort ein seltener Käfer krabbeln. Lucretias Augen wurden zu Schlitzen, sie flüsterte ihrer Sitznachbarin Lena Wuttke etwas ins Ohr und marschierte stilvoll wie eine Diva aus dem Klassenraum.
    „Fanatismus im Alltag“, kam Professor Morales auf das Thema zurück. „Wer hat ein Beispiel?“
    Sophie Bürger, ein unscheinbares Mädchen, riss ihren Arm nach oben und rief: „Biobauer Jahn ist ein typischer Fanatiker!“
    Die Klasse fiel natürlich sofort übereinander her. Lukas war sauer und verteidigte seinen Vater. Lena Wuttke vertrat die Meinung, dass

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