Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
Dort hatten sie eine Bucht entdeckt, mit Seelöwen und einem glitzernden Sandstrand.
Sie landeten oberhalb des Strandes auf einem flachen felsigen Gelände, bewachsen mit Büscheln von Gras und stacheligen Sträuchern und marschierten einen Schotterpfad hinunter zu der paradiesischen Bucht. Milli und Anna krempelten die Hosen hoch und spazierten barfuss im weißen Sand - im angemessenen Abstand - an den Seelöwen vorbei. Ben hatte ihnen versichert, dass sie ihnen nichts tun würden … das hätte er recherchiert. Die Tiere seien nämlich Touristen gewohnt. Aber auch hier waren sie nicht die ersten. In der Bucht lag eine große weiße Yacht vor Anker.
„Gibt es irgendwo auf der Welt noch einen Ort ohne Touristen?“, maulte Anna und bedachte die Yacht mit einem bösen Blick.
„Unter Umständen Berlin-Hellersdorf“, sagte Milli.
Sie gingen zurück zu den Jungs, die sich faul im Sand breitgemacht hatten. Chong lag da, mit nacktem Oberkörper, und grunzte vor Vergnügen. Ben hingegen hatte sich mit Käppi und Jacke gegen die Sonne verschanzt, aber die Ruhe währte auch hier nicht lang. Bald traf die erste Touristengruppe mit dem unvermeidlichen Fremdenführer ein.
„Das war’s dann wohl“, knurrte Chong und sprang auf. „Klasse hier, aber ich kann drauf verzichten, dass die Fotos von mir machen.“
Nach Millis Berechnung mussten sie sowieso aufbrechen. Batori kam gegen Neun nach Hause. Bis dahin musste Eliza wieder im Schuppen sein.
„Bleibt noch eine Stunde für die Osterinsel, wenn wir sofort los fliegen“, behauptete Ben und musterte alle kritisch: „Wir sind hier am Äquator, und die Luft ist höllisch sauber. Schon mal was von Sonnenbrand gehört?“
Chong machte eine wegwerfende Handbewegung, „nur, weil du gegen gute Luft allergisch bist -“
„Nicht streiten!“, drohte Anna und reichte Ben die Hand damit er aufstand. „Wir besteigen jetzt Eliza und setzten unsere Reise fort. Basta!“
Aber am Landeplatz erwartete sie eine böse Überraschung. In voller Sichtweite hatte sich ein kleiner Markt etabliert. Einheimische verkauften Snacks, Obst und bunte Handarbeiten an die allgegenwärtigen Touristen. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt. Wenn sie Eliza enttarnen, riskieren sie einen Aufruhr … und wie besteigt man ein Fahrzeug, das gar nicht da ist?
„Die Touris werden Fotos machen“, sagte Chong düster. „Ich sehe schon die Schlagzeilen: ‘UFO entführt Touristen’ - und wir als Außerirdische auf den Titelseiten.“
Sie standen da wie eine Horde begossener Pudel, und starrten auf einen Punkt in der Landschaft, wo nichts war, außer Eliza, getarnt.
„Tja, man lernt nie aus“, sagte Anna schnippisch. „Die Osterinseln können wir wohl streichen.“
Chong marschierte zielsicher auf einen strauchartigen Baum zu und winkte den anderen zu, damit sie ihm in den Schatten folgten. Nachdenklich betrachtete Milli den Signalgeber in ihrer Hand. Gab es noch eine andere Möglichkeit? Vielleicht konnte der Kontakt zu Eliza auch im getarnten Zustand funktionieren. Aber das musste sie noch lernen … im Moment war kein Gedanke daran. Sie verscheuchte die Idee und setzte sich zu Chong, der mit geschlossenen Augen am Baum lehnte.
Die Luft roch nach Salz und war voller Seevögel, das Wasser türkisfarben und die gewaltige Dünung des Pazifiks warf lange Wellen an den Strand. Chong war inzwischen eingeschlafen, zumindest tat er so. Ben kaute zufrieden auf einem Ast herum und starrte nachdenklich den Horizont an. Anna lehnte an seinem Rücken und lächelte vor sich hin. Alles war ungemein friedlich.
Nichts davon konnte Milli genießen. Batori war im Anmarsch. Alles würde auffliegen, wenn er vor ihnen zu Hause eintraf. Trotz Elizas Geschwindigkeit mussten sie wenigstens etwas vorher loskommen. Als die Touristengruppe abgefahren war und sich weniger Einheimische auf dem Parkplatz aufhielten, ergriff sie mit dem Mut der Verzweiflung die Initiative.
„Aufwachen … Los kommt!“
Elizas Schutzschild fuhr runter. Die Tür öffnete sich, und sie stürzten hinein.
„Schnell die Helme!“, brüllte Milli.
Sie verschwanden augenblicklich und materialisierten in der Stratosphäre, dreißig Kilometer über der Erde.
„Die Kinder haben uns gesehen“, sagte Anna.
„Denen glaubt eh keiner“, antwortete Milli.
Der Rückflug war kurz und ruhig und sie sprachen nicht viel. Milli hatte ein großes Gefühl der Erleichterung und fühlte eine starke Verbundenheit mit ihren Freunden, fast so, als bewohnten
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