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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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viel angenehmer sein. Wenn wir uns zum Beispiel von Cette nach Oran einschifften und von da nach Algier gingen, um dann einen Dampfer nach Marseille zu benützen….
    – Das wäre ein Gedanke!
    – Ein vortrefflicher, sag ich Dir, Marcel! Ja, es sind die sieben Weisen Griechenlands, die durch meinen Mund sprechen!«
    Marcel Lornans konnte einem Entschlusse, der so unzweideutig durch die größten Geister des Alterthums gutgeheißen war, nicht entgegentreten, und so kam es denn, daß sich die beiden Vettern heute, am 27. April, am Bord des »Argeles« befanden.
    Marcel Lornans zählte jetzt zweiundzwanzig Jahre, Jean Taconnat nur einige Monate weniger. Der erstere, von übermittlerm Wuchs, war größer als der zweite – der Unterschied betrug jedoch nur zwei bis drei Centimeter – doch von eleganter Haltung und recht angenehmen Gesichtszügen. Dazu hatte er etwas verschleierte, ungemein sanft blickende Augen und blonden Bart, den er aber ohne Widerspruch den dienstlichen Vorschriften zu opfern bereit war.
    Wenn Jean Taconnat die äußern Eigenschaften seines Vetters nicht besaß und nicht als das erschien, was man im Mittelstande einen »schönen Cavalier« zu nennen liebt, so darf man nicht glauben, daß er einen unangenehmen Eindruck gemacht hätte. Er war ziemlich stark gebräunt, hatte einen tüchtigen Schnurrbart, sprechenden Ausdruck, Augen von großer Lebhaftigkeit, graziöse Haltung und im Ganzen das Aussehen eines guten Jungen.
    Der Leser kennt nun die beiden jungen Leute körperlich und geistig. Jetzt haben sie sich auf eine Reise begeben, die an sich nicht außergewöhnlich ist. Sie sind einfach Passagiere der ersten Cajüte auf einem nach Oran bestimmten Dampfboote. Sollten sie sich nach der Ankunft in Cavaliere zweiter Classe bei den 7. Afrikanischen Jägern verwandeln?
    »Wer weiß?« hatte Jean Taconnat als weltkluger Mann gesagt, der da weiß, daß der Zufall im menschlichen Schicksal eine hervorragende Rolle spielt.
    Der seit fünfundzwanzig Minuten in Fahrt befindliche »Argeles« hatte seine volle Geschwindigkeit noch nicht entwickelt. Der Wellenbrecher lag bereits eine Seemeile hinter ihm und er war schon im Begriff, nach Südwesten hin zu wenden.
    Der Doctor Bruno befand sich eben wieder auf dem Deck, hatte das Fernrohr in der Hand und richtete es nach dem Hafen zu auf einen sich bewegenden Gegenstand, der schwarze Rauch-und weiße Dampfwolken ausstieß.
    Diesen Gegenstand einige Secunden zu beobachten, einen Schrei der Ueberraschung auszustoßen, die Leiter nach der Commandobrücke, wo sich der Kapitän Bugarach befand, hinauszukriechen, diesen mit halb erstickter, aber drängender Stimme anzurufen und ihm das Fernrohr in die Hand zu drücken, das war für den Doctor Bruno das Werk einer Minute.
    »Kapitän, sehen Sie dort!« rief er und zeigte nach dem Gegenstand, der näher herankommend immer größer wurde.
    Der Führer des Dampfers blickte hinaus.
    »Nun ja, das ist eine Dampfbarcasse, antwortete er.
    – Mir scheint es aber, als ob diese Schaluppe uns einzuholen suchte, setzte der Doctor Bruno hinzu.
    – Ja freilich, Doctor, denn von ihrem Vordertheile aus giebt man Signale…
    – Werden Sie stoppen lassen?…
    – Ich weiß nicht, ob ich das thun soll. Was könnte die Schaluppe auch von uns wollen?
    – Das würden wir ja erfahren, wenn sie herangekommen ist.
    – Pah!« stieß der Kapitän Bugarach hervor, der nicht gewillt schien, seine Schraube noch einmal still stehen zu lassen.
    Der Doctor Bruno gab seine Sache aber nicht sofort auf.
    »Da fällt mir ein, fuhr er fort,… wenn das nun der verspätete Passagier wäre, der den »Argeles« noch zu erreichen suchte…
     

    Dardentor schwang sich über die Schanzkleidung. (S. 35.)
     
    – Jener Herr Dardentor… der die Abfahrt versäumt hatte?
    – Und der sich in eine Schaluppe geworfen haben wird, um uns noch einzuholen!«
    Das konnte ja recht wohl zutreffen, denn offenbar fuhr die Schaluppe mit größtmöglicher Geschwindigkeit und versuchte an den Dampfer heranzukommen, als dieser aufs offne Meer abschwenkte.
    Und ebenso lag die Annahme nahe, daß es sich dabei um den Nachzügler handelte, dessen Nichterscheinen die Familie Désirandelle so bitter beklagte.
    Der Kapitän Bugarach war nun doch nicht der Mann, den Fahrpreis für einen Platz der ersten Cajüte der kleinen Beschwerde eines Aufenthalts von wenigen Minuten zum Opfer zu bringen. Er fluchte zwar ein paar Mal recht lästerlich, ertheilte nach dem Maschinenraume aber doch

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