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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Mann Zeit finden könne, an dergleichen zu denken. Die Ehe! Er wollte von einer solchen nichts wissen, ob sie nun aus Neigung, gesellschaftlichen oder pecuniären Rücksichten, aus Vernunft, ob sie mit oder ohne Gütergemeinschaft oder aus sonst welchen hienieden geltend gemachten Gründen geschlossen würde.
    Deshalb, weil Einer Junggesell geblieben war, darf man nicht schließen, daß er in Müßiggang dahin gelebt hätte. Das wäre wenigstens Clovis Dardentor gegenüber ein Fehlschluß gewesen. Wenn er seine schönen zwei Millionen besaß, so verdankte er sie weder einer Mitgift, noch etwaigen Erbschaften. Nein, er hatte sie rein durch seine Arbeit erworben. Als Theilnehmer an verschiednen Handels-und Gewerbsgesellschaften, wie Gerbereien, Marmorschleifereien, Korkstöpselfabriken und an den Weinculturen von Rivesaltes, hatte er von jeher beträchtliche Einkünfte bezogen. Den größten Theil seiner Zeit und Intelligenz hatte er aber der in der Umgebung so mächtig entwickelten Küferei gewidmet.
    Nach Anhäufung eines hübschen Vermögens und Sichrung einer guten Rente zog er sich zwar schon mit vierzig Jahren von den Geschäften zurück, verschmähte es nachher aber, nur der filzige Hüter todter Schätze zu sein. Ins Privatleben zurückgekehrt, lebte er seinem Vermögen entsprechend und machte gern Reisen, vorzüglich nach Paris, wo er sich oft aufhielt. Mit strotzender Gesundheit begnadigt, erfreute er sich eines Magens, um den ihn der Stelzvogel des südlichen Afrika, der wegen des seinen so berühmt ist, noch hätte beneiden können.
    Die Familie unsers Perpignanesers beschränkte sich auf ihn allein. Die lange Reihe seiner Ahnen sollte mit ihm endigen. Er hatte keine Verwandten in aufsteigender oder in absteigender Linie, auch keinen Seitenverwandten – oder höchstens solche in sechsundzwanzigstem oder siebenundzwanzigstem Gliede, weil alle Franzosen, wie die Statistiker behaupten, in diesem Grade mit einander verwandt sind, wenn man dafür nur bis zur Zeit Franz I. zurückgreift. Um solche Seitenverwandte brauchte er sich natürlich nicht zu bekümmern. Uebrigens hat ja jeder Mensch, wenn man bis zum Beginn der christlichen Zeitrechnung zurückgeht, hundertneununddreißig Quadrillonen Ahnen… keinen mehr oder weniger.
    Clovis Dardentor bildete sich darauf übrigens gar nichts ein. Wenn er sich auch so ohne Familie sah, wie nur sonst Einer dastehen kann, so sah er darin doch gar nichts Ungehöriges, da er nie daran gedacht hatte, sich eine solche auf irgend einem der aller Welt zugängigen Wege zu begründen. Kurz, er war jetzt nach Oran eingeschifft, und wir wollen ihm wünschen, daß er in dem Hauptorte der großen algerischen Provinz auch heil und gesund eintreffen möge.
    Einen der Hauptgründe, daß dem »Argeles« eine günstige Fahrt beschieden sein mußte, bildete der Umstand, daß der Perpignaneser an Bord desselben weilte. Bisher hatte er, wenn er nach Algerien ging – das Land gefiel ihm ausnehmend – stets den Weg über Marseille gewählt; heute war es das erste Mal, daß er der Linie von Cette aus den Vorzug gab. Da er nun einem dieser Dampfer die Ehre erwiesen hatte, ihm den Transport seiner werthen Person anzuvertrauen, war es geradezu nothwendig, daß diese Seefahrt seine Erwartungen befriedigte, mit andern Worten, ihn nach kurzer und glücklicher Reise heil und gesund im Bestimmungshafen absetzte.
    Kaum mit einem Fuße auf dem Verdeck, drehte sich Clovis Dardentor nach seinem Diener um.
    »Patrice, sieh zu, daß mir Cabine 13 gesichert bleibt!
    – Sie wissen ja, Herr Dardentor, daß diese telegraphisch bestellt war; darum brauchen Sie sich also keine Sorge zu machen.
    – Nun, so schaffe meine Reisetasche hinunter und belege mir auch einen möglichst guten Platz bei Tische… nicht zu weit vom Kapitän. Ich habe schon Hunger in den Klauen!«
    Dieser Ausdruck erschien Patrice offenbar nicht wohlanständig genug und er hätte es vielleicht vorgezogen, von seinem Herrn dafür etwa »in den Fersen« zu hören, denn er verzog recht mißbilligend die Lippen. Jedenfalls trottete er dem Befehle entsprechend davon.
    Im nämlichen Augenblicke gewahrte Clovis Dardentor den Befehlshaber des »Argeles«, der eben die Commandobrücke verlassen hatte, und er trat ohne Umstände auf ihn zu.
    »He, he, Kapitän, rief er ungeniert, wie kam es, daß Sie nicht Geduld genug hatten, auf einen verspäteten Passagier zu warten? Ihrem Dampfer juckte es wohl in den Gliedern, sich mit seiner Schraube zu

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