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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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glücklichen Umständen, das nicht mehr bieten, was sie einstmals darbot. Man hat die großen Kriege durch die großen Manöver ersetzt. Das ist, vom socialen Gesichtspunkte aus betrachtet, gewiß ein Fortschritt, doch…
    – Jean, unterbrach ihn Marcel Lornans, das hätten wir uns vor der Abreise nach Algerien überlegen sollen….
    – Verstehen wir uns recht, Marcel. Ich bin noch ebenso bereit wie Du, in Dienst zu treten. Sollte die Göttin mit den vollen Händen aber geruhen, sie noch unterwegs über uns zu öffnen….
    – Ach, Du bist ja toll!
    – Sapperment!
    – Du erblickst in jenem Herrn Dardentor schon…
    – Einen zweiten Vater!
    – Und vergißt gänzlich, daß er, um Dich adoptieren zu können, während Deiner Minorennität schon sechs Jahre für Dich gesorgt haben müßte. Wäre das etwa zufällig der Fall gewesen?
    – Daß ich nicht wüßte, antwortete Jean Taconnat; mindestens hab’ ich nichts davon bemerkt.
    – Ich sehe, daß Du wieder verständig wirst, lieber Jean, da Du wieder scherzen kannst.
    – Na, ich scherze und scherze auch nicht.
    – Nun, solltest Du den braven Mann vielleicht dem Feuer oder Wasser entrissen, oder ihn in einem Kampfe gerettet haben?
    – Nein… doch ich werde ihn noch retten… oder vielmehr Du und ich, wir werden ihn retten.
    – Wie denn?
    – Davon hab’ ich nicht einmal eine Ahnung.
    – Soll es auf dem Lande, auf dem Meere oder in der Luft geschehen?
    – Das wird von der sich bietenden Gelegenheit abhängen, und es ist gar nicht unmöglich, daß sich eine solche findet….
    – Und wenn Du sie auch selbst herbeiführen solltest, nicht wahr?
    – Ja, warum denn nicht?… Sieh, wir sind an Bord des »Argeles«; nimm einmal an, Herr Dardentor fiele ins Wasser…
    – O, Du wirst ihn doch nicht über Bord werfen wollen…
    – Nun, nehmen wir an, er fiele hinein!… Du und ich, wir springen ihm nach wie ein heroischer Neufundländer, er wird durch besagten Neufundländer gerettet und er macht aus besagtem Neufundländer einen Hund… nein… ein Adoptivkind…
    – Du hast gut reden, Jean, Du kannst schwimmen, ich kann es nicht, und wenn ich nur diese Gelegenheit finde, den vortrefflichen Herrn zu retten…
    – Ganz richtig, Marcel. Ich werde meine Sache auf dem Meere machen, Du die Deine auf dem Lande. Ueber Eines wollen wir uns aber im voraus verständigen: wenn Du Marcel Dardentor wirst, werde ich nicht eifersüchtig sein; fiele mir aber dieser prächtige Name zu… wenn nicht uns Beiden…
    – Darauf mag ich Dir gar nicht antworten, mein armer Jean!
    – Ich erlasse Dir’s auch unter der Bedingung, daß Du mich schalten und walten läßt, mir keine Hindernisse bereitest…
    – Was mich beunruhigt, Jean, unterbrach ihn Marcel Lornans, ist allein, daß Du diesen Zwiebelzopf von Thorheiten mit einem, an Dir ganz ungewöhnlichen Ernst abhaspelst….
    – Weil die Sache höchst ernsthaft ist. Uebrigens beruhige Dich nur, ich werde die Geschichte von der lustigen Seite her anfassen, und wenn ich scheitre… na. da blas’ ich mir das Gehirn auch noch nicht aus dem Schädel.
    – Hast Du denn noch welches darin?
    – O… noch ein paar Gramm!
    – Ich wiederhole Dir, Du bist toll!
    – Sapperment!«
    In dieser Weise setzten die Beiden noch eine Zeit lang ihr Gespräch fort, dem Marcel Lornans im Grunde gar keine Bedeutung zumessen wollte, rauchten dabei ihre Cigarren und wanderten auf dem Deck hin und her.
    Als sie sich dabei einmal dem Vordertheile näherten, erblickten sie den Diener Clovis Dardentor’s, der unbeweglich in seiner einwurfsfrei correcten Reiselivrée neben dem Ueberbau der Maschine stand.
    Was machte er da und worauf wartete er, ohne das geringste Zeichen von Ungeduld? Er wartete auf das Erwachen seines Herrn. So war dieses Original im Dienste des Herrn Clovis Dardentor… ein Original, nicht weniger als dieser selbst. Doch welcher Unterschied des Temperaments und Charakters zwischen den beiden Persönlichkeiten!
    Patrice… so lautete sein Name, obwohl er nicht schottischer Herkunft war, und er verdiente diesen Namen, der von den Patriciern des alten Rom abgeleitet ist.
    Es war ein Mann von vierzig Jahren und so »
comme il faut
« wie nur möglich. Seine vornehmen Manieren contrastierten stark gegen das Sichgehenlassen des Perpignanesers, dem zu dienen er das Glück und das Unglück hatte. Die Züge seines glatten, stets frisch rasierten Gesichts, die etwas abfallende Stirn, sein Blick, worin sich ein gewisser Stolz ausdrückte, sein Mund

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