Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Atmosphäre erwärmte sich unter den Strahlen der Sonne, die sich auf den leichten Meereswellen glitzernd widerspiegelten. Der »Argeles« entwickelte jetzt eine Schnelligkeit von zehn Seemeilen in der Stunde und steuerte nach Südsüdost in der Richtung auf die Gruppe der Balearen zu. Einige Fahrzeuge zogen in der Ferne an ihm vorüber, entweder mit einer langen Rauchsäule hinter sich oder mit vollem weißen Segelwerk, das sich von dem etwas dunstigen Horizont leuchtend abhob.
    Der Kapitän schritt allein auf dem Verdeck hin und her, um sich zu überzeugen, daß alles auf dem Schiffe in Ordnung war.
    Da erschienen Marcel Lornans und Jean Taconnat am Aufgange nach dem Oberdeck. Sofort ging der Kapitän auf sie zu und sagte nach Auswechslung eines freundschaftlichen Händedrucks:
    »Sie haben hoffentlich eine gute Nacht gehabt, meine Herren?
    – O, eine mehr als gute, Herr Kapitän, antwortete Marcel Lornans, ja es möchte schwierig sein, sich eine noch bessre auszumalen. Ich kenne kein Hôtelzimmer, das sich mit einer Cabine des »Argeles« messen könnte.
    – Ganz meine Ansicht, Herr Lornans, antwortete der Kapitän Bugarach, und ich begreife kaum, wie man anderswo als an Bord eines Schiffes wohnen kann.
    – Ei, das sagen Sie nur einmal dem Herrn Désirandelle, und wenn er Ihre Ansicht theilt…
    – O, dieser Landratte ebensowenig wie ihresgleichen, die ganz unfähig sind, die Reize einer Seefahrt zu würdigen! rief der Kapitän. Das sind einfache Frachtstücke, die in den Laderaum gehörten, sie machen unsern Dampfern nur Schande. Da sie jedoch die Fahrt bezahlen…
    – Aha!« schnitt ihm Marcel Lornans die weitre Rede ab.
    Jean Taconnat, der doch sonst so redselig und mittheilsam war, hatte sich begnügt, dem Kapitän die Hand zu drücken, an dem Gespräche aber nicht theilgenommen. Er schien mit seinen Gedanken beschäftigt zu sein.
    Marcel Lornans dagegen richtete noch einige Fragen an den Kapitän.
    »Wann dürften wir in Sicht von Majorca sein?
    – In Sicht von Majorca?… Ungefähr um ein Uhr Nachmittag. Die ersten Anhöhen der Balearen werden wir aber sehr bald sehen können.
    – Und wir bleiben in Palma eine Zeit lang liegen?
    – Bis acht Uhr abends, so viel Zeit beansprucht die Verladung der nach Oran bestimmten Waaren.
    – Da können wir wohl die Insel besichtigen?
    – Die Insel… nein, das nicht, wohl aber die Stadt Palma, was sich, wie man sagt, der Mühe lohnen soll.
    – Wie?… Wie man sagt, Herr Kapitän, sind Sie denn noch nie nach Majorca gekommen?
    – O, mindestens dreißig-bis vierzigmal.
    – Und Sie haben sich da noch niemals etwas umgesehen?
     

    Der Diener stand unbeweglich neben dem Ueberbau der Maschine. (S. 68.)
     
    – Ja, die Zeit dazu haben, Herr Lornans, die Zeit haben!… Wo hätte ich sie hernehmen sollen?
    – Die Zeit… und wohl auch die Lust dazu?…
    – Offen gestanden, auch die Lust dazu. Ich werde sofort landkrank, wenn ich nicht auf dem Meere bin!«
    Hiermit verließ der Kapitän den jungen Mann, um die Leiter zur Commandobrücke hinaufzusteigen.
    Marcel Lornans wendete sich nun seinem Vetter zu.
    »He, Jean, begann er, Du bist ja heute Morgen stumm wie ein Harpokrates!
    – Weil ich nachzudenken habe.
    – Worüber denn?
    – Ueber das, was ich Dir gestern sagte.
    – Was hast Du mir gesagt?
    – Daß wir eine einzig dastehende Gelegenheit hätten, uns von dem Herrn aus Perpignan adoptieren zu lassen.
    – Daran denkst Du noch immer?
    – Ja… nachdem ich die ganze Nacht darüber gegrübelt habe.
    – Ist das Dein Ernst?…
    – Mein voller Ernst!… Er wünscht sich Adoptivkinder. Gut, er mag uns nehmen… bessre findet er doch nicht!
    – Wahrlich, ebenso bescheiden, wie phantastisch!
    – Siehst Du, Marcel, Soldat zu werden, das ist ja recht schön. Bei den Siebenten Afrikanischen Jägern einzutreten, ist höchst ehrenwerth. Und doch fürcht’ ich, daß das Waffenhandwerk nicht mehr so wie früher ist. In der guten alten Zeit, ja, da hatte man aller drei bis vier Jahre seinen frischen, fröhlichen Krieg; da gab es noch Avancement und regnete es Kreuze. Jetzt ist ein Krieg – ich meine, ein europäischer – so gut wie unmöglich geworden, einfach infolge der ungeheuern Heeresmassen, die nach Millionen zu bewaffnender, zu führender und zu ernährender Soldaten zählen. Unsre jungen Officiere haben jetzt keine andre Aussicht, als – wenigstens die allermeisten – pensionierte Hauptleute zu werden. Die militärische Laufbahn wird, selbst unter

Weitere Kostenlose Bücher