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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Falle, wo der Adoptant verheiratet ist, der andre Theil seine Zustimmung zur Adoption geben müsse – Clovis Dardentor war ja Junggeselle – ebenso. daß die Einwilligung der Eltern nachgewiesen sein müsse, wenn der zu Adoptierende noch nicht fünfundzwanzig Jahre alt war.
    Es erschien zur Zeit übrigens schwierig, daß Clovis Dardentor seinen Traum, sich eine Familie von Adoptivkindern zu gründen, verwirklichen könnte. Ohne Zweifel konnte er sich zwar einen älteren Knaben aussuchen, sechs Jahre lang für ihn sorgen und ihn sorgfältig erziehen lassen, um ihm schließlich seinen Namen und seine Berechtigung als legitimer Erbe zu verleihen. Doch wie vielerlei Gefahren setzte er sich dabei aus! Entschied er sich dafür aber nicht, so kamen nur die drei, vom Gesetze angeführten Fälle noch in Frage, er mußte aus einem Kampfe, aus dem Wasser oder den Flammen gerettet werden. Lag denn nun eine Wahrscheinlichkeit vor, daß dergleichen einem Mann wie Clovis Dardentor widerfahren könnte?… Er selbst glaubte es nicht, und kein Andrer hätte es geglaubt.
    Die Tischgäste wechselten noch einige Worte, die reichlich mit Champagner begleitet wurden. Unser Perpignaneser war die Zielscheibe für manchen Witz, worüber er selbst am meisten lachte. Wollte er nicht, daß sein Vermögen verfiel, lehnte er es ab, den Staat zum einzigen Erben desselben zu machen, so mußte er wohl oder übel dem Rathe Taconnat’s folgen und sein Hab und Gut einer milden Stiftung überweisen. Uebrigens stand es ihm ja frei, seine Hinterlassenschaft noch bei Lebzeiten dem ersten Besten schenkungsweise zuzusichern. Doch nein… er bestand auf seinen Ideen!… Kurz, nach Beendigung dieses denkwürdigen Mahles begaben sich die Tafelgenossen nach dem Oberdeck.
    Es war kurz vor sieben Uhr, denn das Essen hatte sich über Gebühr ausgedehnt. Ein schöner Abend, der eine schöne Nacht versprach. Das Zeltdach war eingezogen worden. Man athmete die reine, sanft bewegte Seeluft. Das von der Dämmerung umhüllte Land hob sich nur als ungewisser Schatten vom westlichen Horizonte ab.
    Plaudernd lustwandelten Clovis Dardentor und seine neuen Bekannten hin und her und rauchten köstliche Cigarren dazu, womit der Perpignaneser reichlich versehen war und die er mit liebenswürdiger Freigebigkeit anbot.
    Um halb zehn Uhr trennte sich die Gesellschaft mit dem Versprechen, sich morgen wieder zusammenzufinden.
    Nachdem Clovis Dardentor Herrn Désirandelle noch unterstützt hatte, nach der Cabine der Frau Désirandelle zu gelangen, begab er sich nach der seinigen, wo kein Lärm und keine Bewegung auf dem Schiffe seinen Schlummer stören sollte.
    Da sagte Jean Taconnat zu seinem Vetter:
    »Marcel, ich habe eine Idee!
    – Und die wäre?…
    – Wenn wir uns nun von dem guten Manne adoptieren ließen!…
    – Wir?…
    – Du und ich… oder auch Du oder ich.
    – Du bist toll, Jean!
    – Ueber Nacht kommt Rath, Marcel, und den Rath, der mir da zu Theil geworden sein wird, den sollst Du morgen erfahren!«
Fußnoten
    1 Im Original ein im Deutschen nicht wieder zu gebendes Wortspiel, da »
la noce
« »ein lustiges Zechgelage«, doch auch »die Hochzeit« bedeutet.
    Der Uebers.
     
    2 Im Original ein im Deutschen nicht wieder zu gebendes Wortspiel, da »
la noce
« »ein lustiges Zechgelage«, doch auch »die Hochzeit« bedeutet.
    Der Uebers.
     

Fünftes Capitel.
Worin Patrice wiederholt findet, daß seinem Herrn zuweilen das vornehme Auftreten abgeht.
    Am nächsten Morgen um acht Uhr war noch niemand auf dem Oberdeck sichtbar. Der Zustand des Meeres verschuldete es jedoch keineswegs, daß die Passagiere so lange in ihren Cabinen blieben. Die kurze Dünung des Mittelmeers brachte kaum ein schwaches Schwanken des »Argeles« hervor. Der friedlichen Nacht sollte ein herrlicher Tag folgen. Hatten die Passagiere ihre Lagerstätten mit Sonnenaufgang nicht verlassen, so hielt sie nur die Trägheit noch darauf zurück. Die Einen mochten noch ein Morgenchläschen machen, die Andern träumten wohl wachend, und Alle vergnügten sich gewiß, als ob sie in einer Kinderwiege lägen.
    Hier sprechen wir natürlich nur von den Bevorzugten, die niemals, selbst bei schlechtem Wetter nicht, seekrank werden, und nicht von den Unglücklichen, die es stets, selbst bei schönem Wetter, sind. Zur letzteren Kategorie gehörten die Désirandelle’s und manche Andre, die ihr moralisches Gleichgewicht erst wieder erlangen sollten, wenn der Dampfer im Hafen verankert lag.
    Die sehr klare und reine

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