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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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da…
    – Das wird nicht lange dauern, erwiderte Herr Désirandelle, der sich festen Schrittes dem Landgange näherte.
    – Was denkst Du darüber, Agathokles?« fragte Frau Désirandelle, indem sie sich an ihren Sohn wendete.
    Agathokles dachte gar nichts, einfach weil er überhaupt niemals über etwas nachdachte. Warum hätte der Tropf sich für dieses See-und Handelsleben, für den Transport von Waaren, die Einschiffung von Reisenden, für den Lärm an Bord, der der Abfahrt eines Dampfers immer vorausgeht, auch interessieren sollen? Eine Seereise zu unternehmen, um ein ihm bisher unbekanntes Land kennen zu lernen, erweckte in ihm nicht die freudige Neugier, die natürliche Erregung, die bei Leuten seines Alters sonst zutage zu treten pflegt. Allem gleichgiltig, ja fremd gegenüberstehend, apathisch, ohne Phantasie oder Geist, ließ er den Dingen einfach ihren Lauf. Als sein Vater ihm gesagt hatte: »Wir werden nach Oran reisen,« hatte er mit einem »Ah« geantwortet; auf dieselbe Mittheilung seiner Mutter stieß er das nämliche »Ah!« hervor, und als Beide ihm sagten: »Wir werden dort einige Wochen bei Madame Elissane und ihrer Tochter wohnen, die Du bei ihrem letzten Aufenthalt in Perpignan kennen gelernt hast,« antwortete er wiederum: »Ah!« – Dieses Ausrufswort dient gewöhnlich als Ausdruck der Freude oder des Schmerzes, der Bewunderung oder des Mitleids. Was es im Munde des Agathokles bedeutete, ist schwer zu sagen, wenn nicht etwa ein Nichts in der Dummheit oder eine Dummheit im Nichts.
    Als seine Mutter ihn aber fragte, was er darüber denke, so zeitig an Bord zu gehen, oder noch auf dem Kai zu bleiben, folgte er seinem Vater, als er diesen den Landgang betreten sah, einfach nach, und Frau Désirandelle mußte sich Beiden wohl oder übel anschließen.
    Die beiden jungen Leute hatten auf dem Oberdeck des Dampfers bereits Platz genommen. Die lebhafte Bewegung ringsumher amüsierte sie. Das Erscheinen des einen oder andern Passagiers regte sie, je nach dem Typus des Individuums, zu dem oder jenem Gedanken an. Die Zeit der Abfahrt kam heran. Die Dampfpfeife zerriß die Luft. Dichter wirbelte der Rauch aus dem dicken Schornsteine nahe am Großmast, dessen Segelwerk von seinen gelblichen Hüllen bedeckt war.
    Die Passagiere des »Argeles« waren zum größten Theile Franzosen, die sich nach Algerien begaben, Soldaten auf dem Rückwege zu ihren Regimentern oder Bataillonen, einige Araber und auch einzelne Marokkaner mit Oran als Ziel ihrer Reise. Die letzteren wendeten sich gleich nach dem Betreten des Decks dem für die zweite Classe bestimmten Theile des Schiffes zu. Auf dem Hintertheile vereinigten sich die Passagiere erster Classe, denen das Oberdeck, der allgemeine und der Speisesalon darunter, letztere mit Deckfenstern, die ihnen genügendes Licht zuführten, allein zugänglich waren. Die an den Seiten gelegnen Cabinen wurden durch Lichtpforten mit Linsengläsern erhellt. Auf dem »Argeles« herrschte offenbar weder der Luxus, noch die Bequemlichkeit, wie auf den Fahrzeugen der Transatlantischen Gesellschaft oder der Messageries maritimes. Die zwischen Marseille und Algerien verkehrenden Dampfer haben größern Tonnengehalt, schnelleren Gang und im allgemeinen bessre Einrichtung. Bei einer so kurzen Ueberfahrt wie hier, braucht man aber nicht zu wählerisch zu sein. Den Schiffen zwischen Cette und Oran, die geringere Fahr-und Frachtpreise fordern, fehlte es denn auch niemals weder an Passagieren noch an Frachtgütern.
    Wenn sich heute gegen sechzig Passagiere auf dem Vordertheile befanden, schien es, daß die des Hintertheils die Zahl von zwanzig bis dreißig nicht überstiegen. Einer der Matrosen läutete jetzt um zwei Uhr dreißig Minuten. In einer halben Stunde sollte der »Argeles« seine Sorrtaue einziehen, und bei der Abfahrt von Dampfern giebt es meist nicht viele Nachzügler.
    Von ihrer Einschiffung an hatte sich die Familie Désirandelle einen Platz nahe der doppelflügligen Thür gesucht, die nach dem Speisesalon führte.
    »Ach, wie das Schiff schon schaukelt!« hatte sich des Agathokles Mutter auszurufen nicht enthalten können.
    Der Vater hütete sich, ihr zu antworten. Er beschäftigte sich ausschließlich mit der Auswahl einer Cabine für drei Personen und mit dem Belegen von drei Plätzen im Speisesalon nahe der Offiz. Hier kamen die Speisen zuerst auf die Tafel und man hatte die Auswahl unter den besten Stücken und war nicht auf das angewiesen, was die Andern übrig gelassen

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