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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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pflegen.
    Die beiden Meharis (Kameele) beugten die Knie und streckten die langen Köpfe auf dem Grase des Weges aus. Clovis Dardentor und der Führer gingen ans Land – ein Ausdruck, der hier ganz passend ist, da die Kameele ja »die Schiffe der Wüste« genannt werden.
    Unter Ueberwachung der Eingebornen weideten die übrigen Thiere in der nächsten Umgebung. Ihre Mahlzeit aus Alfa, Diß und Chieh stand neben einem Gehölz von Terpentinsichten, wahren Musterexemplaren der Tellwälder, schon fertig.
    Vom Lastwagen holte man nun den von Sada mitgebrachten Proviant, der aus verschiedenen Conserven, kaltem Fleisch, frischem Brod und aus appetitlichen Früchten in laubgefütterten Körben, wie aus Bananen, Goyaven, Feigen, japanischen-Mispeln, Birnen, Chermollas und Datteln bestand. Nach der Fahrt in freier Luft fehlte es auch niemand an gehörigem Hunger.
    »Diesmal, bemerkte Jean Taconnat, ist kein Kapitän Bugarach da, der das Steuer zur Frühstücksstunde so umlegen könnte, daß einem der Appetit verginge.
    – Wie, das hätte sich der Kapitän des »Argeles« unterstanden? fragte Herr Désirandelle.
    – Ja wohl, mein Bester, das hat er gewagt, rief Herr Dardentor, und zwar im Interesse der Gesellschaftsactionäre. Erst die Dividende, die Passagiere können zusehen, wie sie dabei wegkommen! Desto besser für die, die einen ausgepichten Magen haben und sich um so ein Bischen Schwanken den Teufel kümmern!«
    Patrice hatte dreimal die Nase gerümpft.
    »Hier aber, fuhr Herr Dardentor fort, bewegt sich der Fußboden nicht und wir brauchen keine Roll-und Stampftafel!«
    Patrice ließ die Ohren hängen.
    Das Essen wurde auf dem Grase aufgetragen. Da fehlte es weder an Schüsseln, Tellern und Gläsern, noch an Messern, Gabeln und Löffeln – alles von erfreulichster Sauberkeit.
    Selbstverständlich verzehrten die Touristen ihre Mahlzeit gemeinsam, was ein näheres Bekanntwerden der Theilnehmer begünstigte. Jeder setzte sich nach Belieben – Marcel Lornans aus Discretion nicht zu nahe neben Fräulein Elissane, doch freilich auch nicht zu weit von ihr, neben seinen Retter, den er anbetete, nachdem dieser ihn »den züngelnden Flammen eines brennenden Waggons« entrissen hatte!… ein prächtiger Satz, den Herr Dardentor gerne wiederholte und der jedesmal Patrice’s Beifall fand.
    An der ländlichen Tafel gab es heute kein »gutes« und kein »schlechtes Ende«. Die Gerichte wurden nicht von einer einzigen Stelle aus herumgereicht. Herr Eustache Oriental hatte also keine Ursache, nach dem besten Platze zu suchen, für welche Neigung er an Bord des Dampfers so überzeugende Beweise geliefert hatte. Immerhin hielt er sich etwas abgesondert, seinem scharfen Blicke entgingen die besten Stücke dennoch nicht. Jean Taconnat gelang es zwar, ihm mit der Gewandtheit eines Taschenspielers einige solche vor der Nase wegzufischen, Herr Oriental verzog dazu das Gesicht aber auch in verdrießlichster Weise.
    Die erste Mahlzeit unter freiem Himmel verlief sehr heiter. Von ansteckender Lustigkeit wurden ja stets alle befallen, wenn unser Perpignaneser, der sich wie ein Bergbach freien Lauf ließ, den Vorsitz führte. Bald war eine lebhafte Unterhaltung im Gange. Man sprach von der Reise, von den Ueberraschungen, an denen es dabei nicht fehlen würde, und von den Zufälligkeiten einer Fahrt durch diese interessanten Landestheile. Dazwischen stellte Frau Elissane auch die Frage, ob man hier nichts von Raubthieren zu fürchten habe.
    »Von Raubthieren? antwortete Clovis Dardentor. Pah, sind wir denn nicht zahlreich genug? Liegen auf dem Lastwagen nicht hinreichende Gewehre, Revolver und Patronen dazu? Wissen etwa meine jungen Freunde Jean Taconnat und Marcel Lornans, die doch schon ihr Jahr abgedient haben, nicht mit Schießwaffen umzugehen? – Und giebt es unter unsern Gefährten keine, die nicht schon Schützenpreise eingeheimst hätten? Ich will mich nicht rühmen, doch ich würde auf vierhundert Meter keine Mühe haben, eine conische oder andre Kugel durch den Deckel meines Ohrenfutterals zu jagen!
    – Hm! brummte Patrice, dem diese Bezeichnung für einen Hut ganz und gar nicht gefiel.
    – Meine Damen, ließ sich darauf der Beamte Derivas vernehmen, bezüglich etwaiger Raubthiere können Sie ganz ruhig sein! Da wir nur am Tage reisen, ist ein Angriff durch solche überhaupt nicht zu befürchten. Nur in der Nacht verlassen die Löwen, die Panther, die Guepards und Hyänen ihre Höhlen. Des Abends wird sich unsre Karawane aber stets

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