Clovis Dardentor
aus sechzehn Theilnehmern bestehen. Andre sieben, von Oran gekommene Reisende – Herr Oriental inbegriffen – die seit zwei Tagen in Saïda weilten, hatten sich dieser, unter den besten Bedingungen organisierten Rundfahrt angeschlossen. Eine Dame befand sich unter jenen nicht. Frau und Fräulein Elissane, sowie Frau Désirandelle bildeten die einzigen Vertreterinnen des schöneren Geschlechts.
Clovis Dardentor und seine Gefährten und Gefährtinnen, denen Patrice schon vorausgegangen war, trafen zuerst auf dem Bahnhofe ein. Nach und nach erschienen die übrigen Touristen, meist Oraneser, von denen einige Frau Elissane kannten.
Das Fernrohr auf dem Rücken und die Reisetasche in der Hand, grüßte Herr Eustache Oriental die Ex-Passagiere des »Argeles«, die seinen Gruß erwiderten. Diesmal ging aber Herr Dardentor mit ausgestreckter Hand und lächelnd auf ihn zu.
»Sie sind auch dabei? fragte er.
– Jawohl, antwortete der Vorsitzende der Astronomischen Gesellschaft von Montélimar.
– Ich sehe auch mit Vergnügen, daß Sie Ihr Fernrohr nicht vergessen haben. Desto besser, denn es könnte der Fall eintreten, daß man das Auge, und zwar ein scharfes Auge aufthun müßte, wenn die Führer uns etwa in die Patsche geritten hätten.«
Verdrossen wendete Patrice das Gesicht ab, während der Perpignaneser und der Montélimaraner sich kräftig die Hände schüttelten.
Inzwischen befreite Marcel Lornans Frau und Fräulein Elissane von den kleinen Reiseeffecten, die sie in den Händen trugen. Herr Désirandelle wachte darüber, daß die verschiednen Gepäckstücke auf dem Lastwagen sorgsam untergebracht wurden, und Agathokles neckte tölpelhaft das Maulthier seiner Wahl, dessen lange Ohren sich unheilverheißend aufrichteten. Jean Taconnat war nachdenklich und grübelte über die Zukunft nach diesen vierzehn Tagen, mit denen die Reise durch die südoranischen Gebiete zu Ende ging.
Die Karawane wurde nun schnell zusammengestellt. Der erste Wagen mit weichen Sitzkissen und Vorhängen am Schutzdache nahm Frau Elissane nebst Tochter und Herrn Désirandelle nebst Gattin auf. Den zweiten und den dritten besetzten fünf Touristen, die diese bequemere Beförderungsart dem Schaukeln auf Reitthieren vorzogen.
Die beiden Pariser waren mit einem Satze auf ihren Pferden, als Reiter, für die eine Beherrschung der edlen Thiere kein Geheimniß war. Agathokles kletterte möglichst unbeholfen auf sein Maulthier.
»Du würdest besser thun, Dich in unsern Wagen zu setzen, wo Dein Vater Dir seinen Platz einräumen könnte!« rief ihm Herr Dardentor zu.
Herr Désirandelle zeigte sich diesem Platzwechsel nicht abgeneigt, weil sein Sohn dann zu Louise Elissane zu sitzen kam. Natürlich wollte Agathokles davon nichts hören, sondern bestand hartnäckig darauf, sein Thier zu reiten, das – nicht minder hartnäckig – – sich vornahm, ihm gelegentlich einen übeln Streich zu spielen.
Derivas, der Leiter des Ganzen, saß bereits im Sattel und auch zwei der andern Touristen auf ihren Pferden, als sich Aller Blicke Clovis Dardentor zuwandten.
Der außerordentliche Mann hatte sich mit Hilfe seines Dieners eben den Zerdani um die Schultern geworfen. Das Fez oder der Turban fehlte freilich seiner mit weißer Reisemütze bedeckten Stirn, seine Gamaschen vertraten aber nothdürftig die Rolle arabischer Stiefeln, und unter seiner Hülle hatte er entschieden – zur Genugthuung Patrice’s – ein stolzes Aussehen: der Diener hoffte daraufhin, daß sich sein Herr später nur noch gewählter Worte bedienen und sich mit echt orientalischer Eleganz ausdrücken werde.
Dann setzte sich Herr Dardentor rittlings vor den Höcker des einen der knieend daliegenden Kameele und der Führer Moktani nahm auf dem Rücken des andern Platz. Hierauf erhoben sich die beiden Schiffe der Wüste ganz majestätisch, und mit graziöser Handbewegung begrüßte der Perpignaneser seine Reisegefährten.
»Anders thut er es niemals, sagte Frau Désirandelle.
– So lange ihm kein Unfall zustößt! murmelte das junge Mädchen.
– Was für ein Mann, raunte Jean Taconnat seinem Vetter zu, wer würde nicht die Ehre schätzen, sich seinen Sohn nennen zu dürfen!
– Und gleichzeitig ihn zum Vater zu haben!« setzte Marcel Lornans hinzu, dessen prächtiger Pleonasmus bei seinem Vetter ein lautes Lachen hervorrief.
Mit voller Würde hatte sich Patrice auf seinem Maulthiere zurechtgesetzt, und Derivas gab nun das Zeichen zum Aufbruch.
Die Karawane war in folgender Weise
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