Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
hören, was ihr nicht gefiel. Marcel Lornans und Jean Taconnat, die sich ihren trüben Gedanken hingaben, trotteten hinter dem Perpignaneser her und gaben ihm kaum Antwort, wenn er sich etwas zurückhielt, um sie anzusprechen.
    Unglücklicher Dardentor! Alle schienen jetzt auf ihn zu zürnen: die Désirandelle’s, weil er nicht mithalf, Louise zu bestimmen, daß sie Agathokles’ Hand annahm, und Frau Elissane ebenso, daß er dieser langgeplanten ehelichen Verbindung nicht den erhofften Vorschub leistete, Marcel Lornans, weil er zu Gunsten dessen, den er gerettet hatte, hätte eintreten sollen, und Jean Taconnat, weil er ihn gerettet hatte, statt ihm Gelegenheit zu geben, sich selbst retten zu lassen. Kurz, Clovis Dardentor war nur noch der Sündenbock auf einem Kameele. Ihm blieb nur noch der getreue Patrice.
     

    Der rauschende Wasserfall von El-Ourit. (S. 212.)
     
    »Ja, schien dieser sagen zu wollen, so liegen nun die Dinge, und Ihr Diener hatte sich nicht getäuscht!«
    Er sprach diesen Gedanken aber nicht aus, aus Furcht, eine richtige Dardentor’sche Antwort zu bekommen, vor der es ihm schon durch und durch fröstelte.
    Nun, Clovis Dardentor wollte sich deshalb nicht ins Bockshorn jagen lassen.
    »Ueberleg’ dir einmal, Clovis, sagte er für sich, bist du denn den Papageien da irgendwie verpflichtet? Brauchst du dir den Kopf zu zerbrechen, wenn nicht alles nach deren Wunsche geht?… Ist es dein Fehler, wenn Agathokles nur ein Zeisig ist, wenn sein Vater und seine Mutter ihn für einen Phönix halten und wenn Louise den Vogel schließlich nach seinem wahren Werth schätzt?… Hier heißt es doch: klar sehen! Daß Marcel das junge Mädchen liebt, vermuth’ ich nun wohl. Ich kann ihnen doch nicht zurufen: »Kommt her, Kinder, damit ich Euch segne!« Und dann der sonst so lustige Jean, dessen gute Laune und übersprudelnde Phantasie im Sar ertrunken zu sein scheinen. Es sieht fast aus, als wäre er bös auf mich, weil ich ihn gerettet habe. Wahrhaftig, sie blasen alle zusammen in dasselbe Horn! Na, ich werde schon mit der Gesellschaft fertig werden!«
    Eben war Patrice vom Wagen abgestiegen, um seinem Herrn etwas zu sagen.
     

    Es war ein Löwe und eine Löwin. (S. 224.)
     
    »Ich fürchte, Herr Dardentor, daß bald Regen kommt, und vielleicht wär’ es besser…
    – Ach was, besser schlechtes Wetter, als gar keins!
    – Als gar keins?.. erwiderte Patrice, dem dieses phantastische Axiom nicht in den Sinn wollte. Wenn nun der Herr…
    – Stillgeschwiegen!«
    Schneller, als er heruntergekommen war, kletterte Patrice wieder auf den Wagen.
    Unter einem warmen, aus gewitterhaften Wolken herabströmenden Regen wurden die zwölf Kilometer von Tlemcen bis zum Aïn-Fezza zurückgelegt. Nach dem Aufhören des Niederschlags frühstückte man an der vorher bestimmten Stelle in bewaldeter Schlucht, die von zahlreichen nahen Wasserfällen kühl gehalten wurde – ein Frühstück ohne Vertraulichkeit, bei dem sich jeder einen gewissen Zwang auferlegte. Man hätte von den Gästen einer Table d’hôte sprechen können, die sich niemals gesehen hatten, ehe sie sich vor ihren Teller setzten, und sich niemals wiedersehen würden, wenn sie diesen geleert hatten. Unter den Blitze schleudernden Augen der Désirandelle’s vermied es Marcel Lornans, Louise Elissane anzusehen. Jean Taconnat, der auf Zwischenfälle unterwegs nicht mehr rechnete – auf der Staatsstraße mit ihren tadellosen Böschungen, ihren Kilometersteinen und mit ihren regelmäßigen Haufen vorräthigen Schüttmaterials – schimpfte heimlich auf die unglückselige Verwaltung, die dieses Land civilisiert hatte.
    Wiederholt versuchte Clovis Dardentor zwar, den Bann zu brechen, die alten Bande wieder zu verknüpfen… er ließ einige Raketen los, sein Feuerwerk verpuffte aber wirkungslos in der Luft.
    »Na, die fangen entschieden an, mich zu langweilen!« knurrte er.
    Gegen elf Uhr ging es wieder weiter, zunächst über eine Brücke des Chouly, eines hurtigen Armes des Isser, dann längs eines Waldes, an Steinbrüchen und an den Ruinen von Hadjar-Roum vorüber, und gegen sechs Uhr abends erreichte man ohne Unfall das Vorwerk von Lamoricière.
    Nach so kurzem Aufenthalt in Tlemcen konnte nicht davon die Rede sein, in diesem Ouled-Mimoun von zweihundert Einwohnern, der den Namen des berühmten Generals trägt, zu verweilen. Bemerkenswerth wegen seines kühlen, fruchtbaren Thales, bietet das einzige Gasthaus des Ortes doch keinerlei Bequemlichkeit. Hier wurden

Weitere Kostenlose Bücher