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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Teufel!« murmelte er vor sich hin.
    Dann fuhr er laut fort:
    »Was wollt Ihr denn, liebe Freunde, die Eisenbahn ist noch nicht in Gang und es giebt kein Mittel, die Karawane aus den Fugen zu bringen.
    – Könnten wir nicht wenigstens noch heute weiterziehen? fragte Frau Désirandelle.
    – Heute! fuhr Herr Dardentor auf. Weiter ziehen, ohne das prächtige Tlemcen, seine Waarenlager, seine Citadelle, seine Synagogen, Moscheen, Promenaden, seine Umgebung und alle die Wunderdinge, wovon mir unser Führer erzählt hat, gesehen zu haben? Dazu reichen zwei Tage kaum aus!
    – Die Damen sind zu ermüdet, um einen solchen Ausflug zu unternehmen, Dardentor, antwortete Herr Désirandelle frostig, und ich werde ihnen auch Gesellschaft leisten. Wir gehen einmal in die Stadt, mehr machen wir nicht. Ihnen steht es ja frei, mit den Herren, die Sie aus den züngelnden Flammen und den Fluthen gerettet haben, das prächtige Tlemcen gründlich anzusehen. Doch was auch komme, nicht wahr, morgen in aller Frühe brechen wir auf?«
    Das war deutlich genug, und Clovis Dardentor, der die gelegentlichen Anzüglichkeiten des Herrn Désirandelle nicht recht verdauen konnte, bemerkte, daß sich die Gesichter Marcel Lornans’ und Louise Elissane’s etwas verfärbten. In dem Gefühle, hier nicht weiter widersprechen zu sollen, verließ er die Damen nach einem letzten Blicke auf das etwas betrübte junge Mädchen.
    »Kommt Ihr, Marcel?… Und auch Jean? fragte er.
    – Wir folgen Ihnen, antwortete der Eine.
     

    Hier und da finden sich zahlreiche Reste arabischer Architektur. (S. 212.)
     
    – Er wird uns zuletzt noch duzen!« murmelte der Andre etwas verächtlich.
    Unter den vorliegenden Umständen blieb ihnen nichts anders übrig, als sich von Herrn Dardentor ins Schlepptau nehmen zu lassen. Der junge Désirandelle hatte sich schon aus dem Staube gemacht und suchte mit Herrn Oriental eifrig alle Läden mit Eßwaaren und alle Conditoreien ab. Der Vorsitzende der Astronomischen Gesellschaft hatte in ihm jedenfalls die natürliche Anlage zum Feinschmecker herausgefunden.
    Bei ihrer Gemüthsverfassung konnten die jungen Leute sich für das merkwürdige Tlemcen nur sehr mäßig interessieren… für das berühmte Bab-el-Gharb der Araber, das mitten im Becken der Isser und in einem von der Tafna gebildeten Halbkreise liegt. Und doch ist es so schön, daß man es das afrikanische Granada nennt. Das alte, südöstlich gelegne und verlassne Pomaria der Römer, an dessen Stelle mehr im Westen später Tagrart trat, ist das moderne Tlemcen geworden.
    Seinen »Reiseführer« in der Hand, konnte Herr Dardentor zwar nach Belieben predigen, daß es schon im 15. Jahrhundert durch Handel, Gewerbfleiß, Kunst und Wissenschaft unter dem Einflusse von Berberrassen in hoher Blüthe stand, daß es damals fünfundzwanzigtausend Haushaltungen zählte, daß es heute mit seinen fünfundzwanzigtausend Einwohnern, darunter je dreitausend Franzosen und Juden, die fünfte Stadt Algeriens ist, daß es 1553 von den Türken, 1836 von den Franzosen erobert, später an Abd-el-Kader abgetreten und 1842 endgiltig wieder eingenommen wurde, daß es einen strategischen Punkt von hoher Bedeutung an der marokkanischen Grenze bildet… er erzwang sich damit doch nur sehr geringe Aufmerksamkeit und erhielt blos oberflächliche Antworten.
    Der würdige Mann fragte sich auch, ob er nicht besser gethan hätte, die beiden »verstimmten Geigen« zu Hause zu lassen, um sich dort auszubrummen. Doch nein, er liebte sie einmal und bestrebte sich deshalb, keine üble Laune darüber zu verrathen.
    Wiederholt wandelte Herrn Dardentor zwar die Lust an, Marcel Lornans aufs Gewissen zu fragen und ihm zuzurufen:
    »Ist’s denn wahr?… Ist es ernsthaft?… So schlagen Sie mir doch das Buch des Herzens auf, damit ich darin lesen kann!«
    Er that es aber nicht. Wozu hätte es auch gedient?.. Die praktische und genau rechnende Frau Elissane hätte den unvermögenden jungen Mann doch nicht als Schwiegersohn angenommen. Und dann… er selbst… der Freund Désirandelle’s…
    Diese Sachlage verschuldete denn auch, daß unser Perpignaneser nicht den erhofften Genuß von der Stadt hatte, die auf einer Terrasse in achthundert Meter Höhe unter dem steil abfallenden Berge Terni eine reizende Lage hat. Letzterer gehört zum Gebirgsstock des Nador, von dem aus man die Ebnen des Isser und der Tafna, sowie die niedriger gelegnen Thäler mit ihren Weinpflanzungen und Gärten überblickt… das Ganze ein grünes

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