Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
hätten.«
    Verdrossen wandte Patrice das Gesicht ab, während der
    Perpignaneser und der Montélimaraner sich kräftig die
    Hände schüttelten.
    Inzwischen befreite Marcel Lornans Frau und Fräulein
    Elissane von den kleinen Reiseeffekten, die sie in den Hän-
    den trugen. Herr Désirandelle wachte darüber, daß die ver-
    schiedenen Gepäckstücke auf dem Lastwagen sorgsam un-
    tergebracht wurden, und Agathokles neckte tölpelhaft das
    — 252 —
    Maultier seiner Wahl, dessen lange Ohren sich unheilver-
    heißend aufrichteten. Jean Taconnat war nachdenklich und
    grübelte über die Zukunft nach diesen 14 Tagen, mit denen
    die Reise durch die südoranischen Gebiete zu Ende ging.
    Die Karawane wurde nun schnell zusammengestellt. Die
    ersten Wagen mit weichen Sitzkissen und Vorhängen am
    Schutzdach nahm Frau Elissane nebst Tochter und Herrn
    Désirandelle nebst Gattin auf. Den zweiten und den drit-
    ten besetzten fünf Touristen, die diese bequemere Beförde-
    rungsart dem Schaukeln auf Reittieren vorzogen.
    Die beiden Pariser waren mit einem Satz auf ihren Pfer-
    den, als Reiter, für die eine Beherrschung der edlen Tiere
    kein Geheimnis war. Agathokles kletterte möglichst unbe-
    holfen auf sein Maultier.
    »Du würdest besser tun, dich in unseren Wagen zu set-
    zen, wo dein Vater dir seinen Platz einräumen könnte!« rief
    ihm Herr Dardentor zu.
    Herr Désirandelle zeigte sich diesem Platzwechsel nicht
    abgeneigt, weil sein Sohn dann zu Louise Elissane zu sitzen
    kam. Natürlich wollte Agathokles davon nichts hören, son-
    dern bestand hartnäckig darauf, sein Tier zu reiten, das –
    nicht minder hartnäckig – sich vornahm, ihm gelegentlich
    einen üblen Streich zu spielen.
    Dérivas, der Leiter des Ganzen, saß bereits im Sattel und
    auch zwei der anderen Touristen auf ihren Pferden, als sich
    aller Blicke Clovis Dardentor zuwandten.
    Der außerordentliche Mann hatte sich mit Hilfe seines
    Dieners eben den Zerdani um die Schultern geworfen. Das
    — 253 —
    Fez oder der Turban fehlte freilich seiner mit weißer Rei-
    semütze bedeckten Stirn, seine Gamaschen vertraten aber
    notdürftig die Rolle arabischer Stiefel, und unter seiner
    Hülle hatte er entschieden – zur Genugtuung Patrices – ein
    stolzes Aussehen: Der Diener hoffte daraufhin, daß sich
    sein Herr später nur noch gewählter Worte bedienen und
    sich mit echt orientalischer Eleganz ausdrücken werde.
    Dann setzte sich Herr Dardentor rittlings vor den Hö-
    cker des einen der kniend daliegenden Kamele, und der
    Führer Moktani nahm auf dem Rücken des anderen Platz.
    Hierauf erhoben sich die beiden Schiffe der Wüste ganz ma-
    jestätisch, und mit graziöser Handbewegung begrüßte der
    Perpignaneser seine Reisegefährten.
    »Anders tut er es niemals«, sagte Frau Désirandelle.
    »So lange ihm kein Unfall zustößt!« murmelte das junge
    Mädchen.
    »Was für ein Mann«, raunte Jean Taconnat seinem Vetter
    zu, »wer würde nicht die Ehre schätzen, sich seinen Sohn
    nennen zu dürfen.«
    »Und gleichzeitig ihn zum Vater zu haben!« fügte Mar-
    cel Lornans hinzu, dessen prächtiger Pleonasmus bei sei-
    nem Vetter ein lautes Lachen hervorrief.
    Mit voller Würde hatte sich Patrice auf seinem Maultier
    zurechtgesetzt, und Dérivas gab nun das Zeichen zum Auf-
    bruch.
    Die Karawane war in folgender Weise zusammengesetzt:
    An der Spitze auf seinem Pferd der Oberanführer Dérivas,
    dann auf zwei Kamelen der Führer Moktani und Herr Dar-

    — 254 —
    — 255 —
    dentor, weiter die beiden Vettern und zwei andere Touris-
    ten zu Pferd, nebst Agathokles, der sehr unsicher auf dem
    Maultier saß, ferner hintereinander die drei Wagen, von de-
    nen einer auch Herrn Oriental beförderte, und endlich der
    Lastwagen mit dem Proviant, dem Gepäck, einigen Waffen
    und den Eingeborenen, außer zweien von diesen, die eine
    berittene Nachhut bildeten.
    Die Entfernung von Saïda nach Daya betrug nicht über
    100 Kilometer. Auf sorgsam festgestelltem Weg dahin sollte
    sich in der Mitte ein Weiler vorfinden, wo man am Abend
    gegen 8 Uhr einzutreffen und die Nacht zu verbringen ge-
    dachte. Am nächsten Tag sollte es weitergehen und Daya
    gegen Abend erreicht werden. 1 Lieue pro Stunde gerech-
    net, verwandelte sich die Reise mehr zu einer Spazierfahrt
    durch die so verschieden gestaltete Landschaft.
    Gleich hinter Saïda verließ die Karawane die Kolonisa-
    tionsländereien und trat auf das Gebiet von Béni-Meniarin
    über. In der Richtung nach Westen bot sich

Weitere Kostenlose Bücher